Der Ablauf der Finanzkrise lässt sich nun bereits
überschauen. Wir haben es, so unser Autor, mit einer »großen Kreditkrise« zu
tun, deren Kern in der Spekulation mit den sogenannten
innovativen Finanzmarktprodukten liegt und die »groß« genannt werden muss, weil
sie eine weltweite tiefe Wirtschaftskrise auslöste und die Grundlagen der gesellschaftspolitischen
Überzeugungen der letzten Jahrzehnte umstieß, zu denen auch eine Umverteilung
von unten nach oben gehörte. Wie weit wird das gängige Selbstverständnis nun
erschüttert und wird aus der Krise eine erneute oder neue gesellschaftliche
Kontrolle der Marktwirtschaften hervorgehen?
Zahlreiche mehr oder weniger
tiefgründige Deutungen liegen vor. Seit dem Crash im September 2008 beobachten
die Medien zum ersten Mal eine tiefe Krise in Echtzeit, und jede Einzelheit
wird als sensationelle Nachricht über vermeintliche historische Höchst- oder
Tiefstwerte herausposaunt. Doch lässt sich der Ablauf der Krise tatsächlich
recht genau einschätzen, wenn man die ideologischen Einseitigkeiten der Finanzexperten
und die Aufgeregtheiten der Medien vermeidet. Es zeichnen sich einige plausible
Erklärungen ab, und vor dem Hintergrund Hunderter historischer Finanzkrisen des
Kapitalismus(1) lässt sich das tatsächlich Besondere der gegenwärtigen
herausarbeiten. Von Tulpenzwiebeln über Weizen bis Devisen und Wertpapieren
wurde jeder reale oder auch nur vorgestellte Wert irgendwann zum Gegenstand von
Spekulation, Manie und Krise.
Die Ursachen der
Finanzkrise
Schon im 19. Jahrhundert
stellte der Ökonom und Herausgeber des Economist, W. Bagehot,
trocken fest: »Eines ist sicher, dass zu gewissen Zeiten eine große Menge dummer
Leute eine große Menge dummen Geldes hat, ... das sucht nach jemanden, der es
aufnimmt, ... es findet jemanden und es gibt ›Spekulation‹; es wird verschlungen
und es gibt ›Panik‹.«(2) Das ist die treffende Beschreibung eines Vorganges,
der sich in kapitalistischen Ländern seit 1620 mehrmals in jedem Jahrzehnt
wiederholt. Und natürlich gab es auch unmittelbar vor der großen Kreditkrise
2008 genügend Zusammenbrüche, die aber nur wenige als Warnungen nahmen: (3) die
globale Lebensmittel- und Ölpreiskrise 2007, die New-Economy-Krise
2001, die große Krise der asiatischen Finanzmärkte 1997, die Depression in
Japan während der Neunzigerjahre, die Börsenkrise 1987 und so weiter. Diesmal
haben wir es mit einer besonders tiefen und weitreichenden
Krise zu tun und bis heute ist nicht einmal sicher, ob überhaupt die Kreditkrise
im engeren Sinn schon ausgestanden ist, ganz zu schweigen von den noch zu
erwartenden Folgen in den nächsten Jahren. Es lohnt sich aber einmal zu fragen,
wo denn diesmal das »dumme Geld« herkam, wer diesmal die »dummen Leute« sind
und warum sie nach Bagehot überhaupt »stupid« genannt
werden müssen. Bei der Herkunft des dummen Geldes verdienen vier langfristige
Entwicklungen unser besonderes Augenmerk:
– die ungleiche Einkommens-
und Vermögensverteilung,
– die internationalen
Handelsbilanzungleichgewichte,
– die Folgen des Systems der
flexiblen Wechselkurse und
– die Strukturveränderungen
des Finanzkapitalmarktes.
Um sich dem Thema der
ungleichen Einkommens- und Vermögensverteilung zu nähern, empfiehlt es sich,
zunächst zur »Großen Depression« 1929 zurückzugehen. Mit dem New Deal wurde in
den USA ein von extremen Einkommens- und Vermögensungleichgewichten geprägtes
Land innerhalb von wenig mehr als zwei Jahrzehnten in
die reichste Mittelklassegesellschaft der Wirtschaftsgeschichte verwandelt. Vor
diesem Hintergrund hat der liberale Ökonom Paul Krugman mit erfrischender
Deutlichkeit mit der neoliberalen Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik der Ära
Bush abgerechnet.(4) Seine wirtschaftshistorische Hauptthese ist, dass Mittelklassegesellschaften
kein Nebenprodukt kapitalistischer Entwicklung und kapitalistischen
Wirtschaftswachstums sind, sondern durch politisches Handeln geschaffen und
demzufolge auch wieder zerstört werden können. Die wichtigsten politischen
Hebel dazu waren recht einfach: Steuerpolitik, Kampfkraft der
Arbeitnehmerorganisationen und die Grundzüge des Sozialstaates. So stieg die
durchschnittliche Bundessteuer auf Unternehmensgewinne von weniger als 14 Prozent
1929 auf über 45 Prozent 1955, der Spitzen-Erbschaftssteuersatz von 20 auf 77
Prozent. Dies hatte zur Folge, dass die Konzentration der Vermögensbesitzer
erheblich nachließ: Die reichsten 0,1 Prozent der Amerikaner verfügten 1929
über mehr als 20 Prozent der Vermögen des Landes, Mitte der Fünfzigerjahre nur
noch über 10 Prozent. Auf der anderen Seite stieg der gewerkschaftliche
Organisationsgrad von 10 Prozent auf über ein Drittel der Arbeitnehmer
außerhalb der Landwirtschaft, und das Realeinkommen der Durchschnittsfamilien
verdoppelte sich während des Nachkriegsbooms bei einer jährlichen Zuwachsrate
von 2,7 Prozent. Der Anteil der Krankenversicherten stieg von 30 auf über 80
Prozent, die allgemeine Altersrentenversicherung wurde ausgebaut. Über die
politischen Grundzüge dieser Entwicklung herrschte bis in die Siebzigerjahre
ein mehrheitlicher parteipolitischer Konsens. Der Einfluss der Politik erreicht
dabei weniger die Produktion der Einkommen, doch ist die gesellschaftliche
Einkommensverteilung wesentlich von ihm abhängig: Das zeigt sich auch daran,
dass im betrachteten Zeitraum die Primäreinkommensverteilung zwischen Kapital
und Arbeit (bzw. zwischen Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen auf
der einen und Erwerbstätigkeit auf der anderen Seite) relativ konstant bei etwa
einem Drittel zu zwei Dritteln lag und die Vermögenskonzentration bis in die
Siebzigerjahre relativ konstant blieb.
In allen westlichen Staaten
verlief diese Entwicklung im Wesentlichen ähnlich, trotz der höchst
unterschiedlichen historischen und gesellschaftlichen Bedingungen und trotz unterschiedlicher
Modelle des Sozial- oder Wohlfahrtsstaates.
Die wichtigste Ursache der
gegenwärtigen Kreditkrise liegt darin, dass seit den Achtzigerjahren ein
gezielter Umbau des Gesellschaftssystems stattgefunden hat, der die Relation
von Vermögen beziehungsweise Finanzkapital zum restlichen Reichtum auf den Kopf
gestellt hat. Die Hebel dazu waren vorwiegend wieder die gleichen, nur mit umgekehrtem
Vorzeichen: Steuersenkungen für die Reichen und Freisetzung der Vermögensvermehrung
durch Deregulierung, Schwinden der gewerkschaftlichen Organisationskraft, Abbau
gesellschaftlicher Umverteilungsinstrumente. Für die USA gilt, dass in Bezug
auf Steuerbelastung, Vermögensverteilung und Arbeitnehmerorganisation im Grunde
wieder die Verhältnisse vom Anfang des 20. Jahrhunderts wiederhergestellt sind.
Die Durchschnittslöhne liegen heute inflationsbereinigt 12 Prozent unter denen
der 1970er-Jahre. Die Reichen setzten sich von den Wohlhabenden ab und die
Superreichen von den bloß Reichen: Das oberste eine Prozent der
Einkommensbezieher verdoppelte seit den 1970ern sein Einkommen, das oberste
Zehntelprozent erlebte eine Verfünffachung und das oberste Zehntelpromille ist
siebenmal reicher als 1973. Der Spitzensteuersatz ist von 70 Prozent in den
frühen 70ern auf 31 Prozent heute zurückgesetzt worden, die
Erbschaftssteuergesetze sehen die völlige Abschaffung dieser Steuer für 2010
vor.
Die Art der
gesellschaftlichen Veränderung lässt sich gut am Beispiel der größten Firmen
der USA illustrieren: In den Jahren des Nachkriegsbooms war General Motors Amerikas
größter privater Arbeitgeber, der Vorstandvorsitzende war der bestbezahlte
Manager des Landes mit einem Gehalt von (in heutigen Preisen) 4,3 Millionen
Dollar. Der normale GM-Arbeiter verdiente 40.000 Dollar, besaß erhebliche
Zusatzleistungen zur Kranken- und Altersversicherung und wurde voll und ganz
zur Mittelklasse gerechnet. Heute ist Wal-Mart der
größte Arbeitgeber, der Chef verdient 23 Millionen Dollar, die normale
Angestellte nur noch 18.000 Dollar, weniger als die Hälfte des GM-Arbeiterlohns
damals, und sie bekommt dazu kaum Sonderleistungen. Eine gewerkschaftliche
Organisation gibt es bei Wal-Mart nicht. Die Relation
vom Arbeitsverdienst zu den Vorstandsbezügen stieg vom Hundertfachen auf das
Tausenddreihundertfache.
Diese Wende in der
Gesellschaftsentwicklung wurde am deutlichsten in den USA vollzogen. Die
übrigen westlichen Staaten machten zwar weitgehend die »geistig-moralische
Wende« mit, die tatsächlichen Auswirkungen waren aber institutionell abgemildert.
Am stärksten nach den USA wurde Deutschland in den 1980er- und 1990er-Jahren
verändert: Hier war die Reallohnentwicklung am gedrücktesten
(auch in Ausnutzung der Wiedervereinigung); wurden die Steuersätze für Reiche
schnell und drastisch abgesenkt; bildete sich aus einer Kombination verfehlter
Steuer-, Familien- und Ausländerpolitik eine neue große Unterklasse heraus. In
diesem Umfeld schien es nur logisch zu sein, die Wirtschaft fast völlig auf den
Export auszurichten, kam doch wegen der gebremsten Lohn- und Gehaltsentwicklung
die innere Nachfrage nicht als Wachstumsmotor in Frage.
Was also in den letzten
Dekaden besonders in Deutschland gelang, war ein grundlegender Umbau der
Reichtumsverteilung mit der Folge, dass der interne Konsum gedrückt blieb und
die gesellschaftliche Ersparnis bei weitem die interne Investitionsnachfrage
überstieg. Es wurde also in vergleichsweise wenigen Händen ein Überschuss von
Geld generiert, der auf der Suche nach Verzinsung finanzanlagesuchend
durch die Welt vagabundieren konnte, bereit, sich in »dummes Geld« zu
verwandeln.
Der französische Ökonom
J.-P. Fituossi fasst die Entwicklung dahingehend zusammen,
dass »bis in die 70er-Jahre die Einkommen stark zugunsten der Lohnempfänger
umverteilt worden seien. Anfang der 80er-Jahre sei das Pendel umgeschlagen: ›Es
galt plötzlich, dass die hohen Einkommen und Vermögenseinkünfte möglichst stark
steigen müssen, um die Wirtschaft voranzubringen.‹ Zudem habe sich in den
vergangenen Jahrzehnten die Zahl der Erwerbspersonen weltweit verdoppelt. Dies
habe enormen Druck auf Löhne und Arbeitseinkommen ausgeübt und die Tendenz zur
Umverteilung sowie das Überangebot an Ersparnissen weiter verstärkt. Es habe
Länder wie die USA gegeben, die versuchten, die Konsumdynamik trotz laufender
Umverteilung aufrechtzuerhalten. Die US-Regierung zum Beispiel unterstützte die
Amerikaner, sich verstärkt bei Banken zu leihen, und sei es über den
Subprime-Markt für Immobilien. ›Das war auf Dauer nicht tragfähig und musste
irgendwann scheitern‹, sagte der Ökonom.«(5)
Eine zweite wichtige Quelle
der heutigen großen Kreditkrise war, dass sich in der gleichen Periode die
Handelsbilanzungleichgewichte weiter verschärften. Deutschland, Japan, vor
allem China und einige aufstrebende Länder bauten auf Kosten ihres internen
Konsums immer größere Außenhandelsüberschüsse auf. Infolgedessen nahmen auch
die Devisenüberschüsse immer größere Dimensionen an. Sie fanden einen Abfluss
in die USA, die auf diese Weise Importüberschüsse und einen langdauernden
kreditfinanzierten Aufschwung auch über ihren internen Konsum finanzieren
konnten. Von verschiedenen Seiten werden diese realwirtschaftlichen
Ungleichgewichte für tendenziell krisengefährdend
gehalten. Wenn der »Exportweltmeister« Deutschland nun
die Amerikaner beschuldigt, über ihre Verhältnisse gelebt zu haben, dann wird
meist verschwiegen, dass dies nur geschehen konnte, weil auch die Deutschen
unter ihren Verhältnissen gelebt haben. Die größten Ungleichgewichte weist
allerdings China auf. Schon 2006 hatte die chinesische Zentralbank aus den
kumulierten Exportüberschüssen 1202 Milliarden Dollar Devisenreserven gehortet.
Das gesamte Eurosystem hatte gerade mal 145 Milliarden, alle globalen
Devisenreserven zusammen betrugen rund 5000 Milliarden Dollar. Durch die große
Kreditkrise sind die USA nur noch stärker in die Abhängigkeit von
Kapitalzuflüssen aus aller Welt geraten. Die Devisen aus den Exportüberschüssen
sind eine weitere Quelle für vagabundierendes Finanzkapital.
In den weltweiten
Devisenströmen finden wir die dritte wesentliche Vorbedingung der großen
Kreditkrise. In der Nachkriegszeit mussten die im System von Bretton Woods festgelegten Wechselkurse periodisch den
Ungleichgewichten der Warenströme angeglichen werden, bis in den 1970er-Jahren
zu einem System der flexiblen Wechselkurse übergegangen wurde. Dies folgte
bereits der monetaristischen Ideologie, dass der Markt schon von selbst die
richtigen Preise sowie Wechselkurse finden und festlegen würde. In der Folge
nahmen Devisenaktivitäten enorm zu. Bereits Mitte der 90er umfassten sie 1,3
Billionen Dollar täglich. Das Jahresvolumen der Wertpapiermärkte entsprach
gerade einmal 17 Tagen Devisenhandel, der Wert des Weltaußenhandels eines
ganzen Jahres entsprach nur dem Umsatz von 3,5 Devisenhandelstagen.(6) Wie konnte dies geschehen? Zum einem sind die enormen
Schwankungen der flexiblen Wechselkurse ein ideales Medium für Spekulation. Zum
anderen müssen sich die Marktteilnehmer gegen Wechselkursrisiken absichern. Die
Finanzmarktinstrumente der Derivate und das »hedgen«
(absichern) wurden entwickelt. Devisenswaps
erschienen 1981, Devisenoptionen und Futures 1982, und diese Instrumente wurden
dann auf alle Zinsgeschäfte ausgeweitet. Immer geht es um eine Vereinbarung,
eine bestimmte Leistung oder ein Gut zu einem vorher festgelegten Preis zu
einem vorher festgelegten Termin zu kaufen oder zu verkaufen. Je nach
Einschätzung des Risikos versuchen beide Seiten, davon zu profitieren. Über die
Ausnutzung von Preisdifferenzen auf verschiedenen Märkten kann dies auch
gelingen. Vor allem sichern sich Exporteure ab gegen den Kursverlust ihrer Währung
und damit gegen den Preisverfall ihrer Waren durch ein Devisengegengeschäft mit
der Währung des Importlandes.
Die problematische
Ausweitung des internationalen Finanzkapitals begann erst, als darüber hinaus
beginnend in den 1960er-Jahren der internationale Kapitalverkehr sukzessive
freigegeben wurde und so die vierte wesentliche Ursache für die große
Kreditkrise gelegt wurde. Viele Entwicklungsländer gaben die Kapitalmarktkontrollen
erst in den 1990er-Jahren auf (oder wurden vom IWF dazu gezwungen), und wo noch
Kontrollen existierten, wurden sie lascher gehandhabt. Vor allem aber erschien
eine neue Klasse institutioneller Anleger auf den ehemals nur von
Privatanlegern beherrschten Kapitalmärkten: Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften,
Kapitalmarktfonds, Hedgefonds, Finanzabteilungen
großer Unternehmen und andere fingen an, sich im internationalen Finanzmarkt zu
engagieren und machen heute weit über 60 Prozent des Kapitalmarktes unter sich
aus.
Damit einher ging eine enorme
Beschleunigung der Umsätze. Schon Mitte der 1990er-Jahre betrug die Anlagezeit
bei 80 Prozent der Finanzgeschäfte weniger als eine Woche, bei 40 Prozent der
Geschäfte weniger als zwei Tage und heute berichten Händler stolz, dass sie
ihre Geschäftspositionen nur noch wenige Minuten halten. Die Zentralbanken
verloren darüber ihre Fähigkeit, nachhaltig regelnd einzugreifen: Ihre Reserven
betragen heutzutage nur noch Bruchteile des Wertes eines Terminbörsenhandelstages.
Eine weitere Runde in der
Befreiung des Finanzmarktes wurde erreicht, als immer mehr innovative
Finanzmarktprodukte mit Hebelwirkung eingeführt wurden: Findet bei Optionsgeschäften
in der Regel nach Ablauf der vereinbarten Frist auch tatsächlich ein Kauf oder
Verkauf in Höhe des vereinbarten Preises statt, wird bei Futures zum einen nur
eine kleine Anzahlung von zum Beispiel 5 Prozent des Preises hinterlegt – dies
dann auch noch möglicherweise in Form von Wertpapieren zweifelhafter Bonität –
und zum anderen gar nicht mehr auf den Erhalt des Basiswertes gezielt, sondern
auf die Wertsteigerung der Futures selbst und ihrer baldigen spekulativen
Weiterverkauf. Die Hebelwirkung liegt darin, dass man mit einem Minimum an
geliehenem Kapital ein Maximum an Umsätzen und Gewinnen generieren kann – wenn
man mit seiner Wette richtig liegt. Das Risiko steigt dabei freilich in immense
Höhen, denn es existiert buchstäblich kein eigenes Kapital, das im Fall von
Verlusten für diese Geschäfte geradestehen könnte. Es ist die Beteiligung an
solchen Spekulationen, die im Investmentbanking Renditen
von 25 Prozent und mehr ermöglichten, aber natürlich auch den Aufbau von Verbindlichkeiten
in einer Höhe, die das Bruttosozialprodukt größerer Staaten übersteigt.
Die Herausgabe dieser
innovativen Finanzprodukte kommt einer Lizenz zum Gelddrucken in unbegrenzter
Höhe gleich und funktioniert, wie alle Spekulation, grundsätzlich nach dem
Beispiel eines Kettenbriefes – solange alle einsteigen, kommt es tatsächlich zu
den gewünschten Gewinnen. Nach nahezu einhelliger Meinung aller Finanzexperten
und Wirtschaftswissenschaftler der 1990er-Jahre war dieses System aber völlig
sicher und allen anderen – insbesondere regulatorischen
Eingriffen – hoch überlegen: Die Marktteilnehmer waren institutionelle Anleger
und Experten, die über alle erforderlichen Informationen verfügten und die
Risiken einschätzen konnten, und die freien Märkte sorgten für die richtigen
Preise – gerade die vielfachen Arbitragegeschäfte stellten ja den
Marktausgleich immer wieder her. Im Bereich der Banken verstanden es dann die
Finanzmarktteilnehmer, ohne lästige staatliche Eingriffe sich selbst
internationale Regeln zu setzen, die die unbeschränkte Freiheit der Einnahme
von Risikopositionen durch ein umfangreiches und differenziertes System der
Berichterstattung und Risikobewertung garantieren sollte. Unter dem Begriff
Basel II setzte die EU diese »Transparenzregeln« dann 2007 treu und brav in
gültige Gesetzgebung um, adaptierte dabei auch die viel weitergehenden
Freiheiten der angelsächsischen Bankenregulierung für Europa und war stolz auf
ein System des Risikomanagements, das Bankenkrisen »ein für alle Mal
ausschloss«.
Der Ablauf der
Finanzkrise
Charles Kindleberger
unterscheidet in seiner historischen Betrachtung der Finanzkrisen die Stadien
– Manie,
– Expansion der Geldmenge,
– das Auftreten von
Betrügern,
– Notlage, Crash und Panik,
– die internationale
Verbreitung sowie
– das Eingreifen des Retters
in letzter Not.
All dies ist auch in der
großen Kreditkrise zu beobachten gewesen, wobei das Besondere ist, dass sich
die oben genannten vier Ursachenstränge fatal bündelten.
Der genaue Zeitpunkt, zu dem
die Manie begann, ist typischerweise nicht ganz klar. Die Grundstückspreise in
den USA stiegen seit 1991 ununterbrochen jedes Jahr in Folge bis 2006. Wir
haben es hier mit einer der längsten Boomperioden der Geschichte zu tun, die
zudem die Lebensbedingungen der Mittelklassen erheblich verbesserte, besonders
vor dem Hintergrund ihrer gedrückten Einkommensentwicklung und ihrer wachsenden
Verschuldung. Das Umschlagen des Booms in Manie ist gekennzeichnet durch eine
Verneblung des Risikobewusstseins allein wegen der Länge und des Anhaltens des
Booms und das Eintreten von immer mehr Marktteilnehmern mit immer höheren
Risiken. Die Währungspolitik der USA förderte den Zustrom ausländischen
Kapitals, und ihre Bundesbank stimulierte den kreditfinanzierten Konsum der
Mittelklasse mit allen Mitteln. Die Hypothekengeber entdeckten die
Finanzmarktinstrumente der Weiterveräußerung der Risiken, weitere Intermediäre
wetteten auf die weitergereichten und gemischten Risikopapiere, die Ratingagenturen fanden Mittel, auch zusammengesetzte
Risiken als gut zu bewerten, und dies eröffnete eine weitere Runde der
Spekulation, in die schließlich die großen institutionellen Investoren weltweit
einstiegen. Während aus den oben angeführten Gründen Geld im Überfluss
vorhanden war, fanden sich nun genügend dumme Leute, um es in dummes Geld zu
verwandeln: zunächst die gutgläubigen Amerikaner, die für vermeintlich kein
Risiko Hypotheken aufnahmen, die sie aus ihrem Einkommen nie und nimmer
bedienen konnten, dann die Vermittler, die meinten, die Risiken geschickt
weitergereicht zu haben, dann die großen Investoren, die Papiere vermeintlich
guter Bonität zu Spekulationszwecken handelten.
Besonders viele Dumme fanden
sich interessanterweise in Deutschland.(7) Zum Beispiel war es nur hier
überhaupt erlaubt, hoch riskante Zertifikate der Lehman Brothers Bank an
Private zu verkaufen, da die Deregulierung der Finanzmärkte hier weiter fortgeschritten
ist als in vergleichbaren Ländern. Deutsche Banken drückten diese Zertifikate ahnungslosen
Rentnern als bestbesicherte Papiere auf und da
hierzulande erhebliches freies Kapital gerade bei der ältesten Generation
herumschwirrt, konnten in Deutschland die weltweit meisten Zertifikate der
Lehmann Brothers Bank abgesetzt werden. Ebenfalls weltweit besonders dumm
stehen die deutschen Landesbanken da. Es waren ihnen nämlich 2005 durch die
EU-Kommission aus Gründen der Durchsetzung des Wettbewerbs im Bankwesen die
Privilegien des unbegrenzten Zugriffs auf die Staatskassen genommen worden. Den
hatten sie in der Regel zwar nicht in Anspruch genommen, er bescherte ihnen
aber die besten Ratings im internationalen
Kreditverkehr. Nunmehr sahen sie sich vor der Situation sinkender Ratings, mit der Folge höherer Zinszahlungen, also
geringerer Verdienste. Da beschritten sie den Weg, besonders viel (und wahrscheinlich
auch besonders inkompetent) und besonders wagemutig in die neuen Instrumente
der Finanzmärkte mit ihren fantastischen Erträgen einzusteigen, sodass gerade
deutsche Landesbanken besonders schnell besonders viel Geld in Island
verspekulierten und sich mit besonders viel amerikanischen Subprime-Krediten
und davon abgeleiteten Derivaten eindeckten. Den höchsten Gipfel der Dummheit
erklommen deutsche Kommunalpolitiker und Kämmerer, weil sie die Prinzipien
ihrer öffentlichen Aufgaben in der Manie der Finanzblase verrieten und die
Infrastruktur deutscher Städte über ein angebliches US-Steuersparmodell (Cross Border Leasing) in das undurchsichtige Gelände der internationalen
verbrieften Finanzmarktrisiken verhökerten.
Aus der Phase der Manie
ließen sich noch viele Anekdoten berichten, auch über die vielen Betrüger, die
üblicherweise auf ihrem Höhepunkt auftreten. Da die Spekulation in Zeiten der
Manie tatsächlich wie ein Kettenbrief funktioniert, bedarf es zum Betrug weder
besonderer Kenntnisse noch besonderer krimineller Energie – ein Überfluss an
Dummen findet sich mit dem Überfluss von Geld ganz allein.(8)
Eine Manie kann man im Nachhinein
gut daran erkennen, dass es Mahner und Warner gab, die die Zeichen der
Verengung und Preisdämpfung wahrnahmen und die natürlich überhört wurden. So
kühlte sich der amerikanische Hypothekenboom bereits 2006 ab, aber die
institutionellen Verschachtelungen der Risikoweitergabe liefen noch quasi im
Leerlauf.
Es kommt zum Crash, wenn
wegen der sinkenden Preise plötzlich jeder verkaufen muss, aber keiner mehr
kaufen will. In der Tat kam es 2008 nicht weltweit zum Run der Kunden auf
Banken, um ihre Einlagen zurückzufordern. Insofern funktionierten die Instrumente
der Einlagensicherung. Dafür kam es zum Run der Banken und institutionellen
Anleger aufeinander mit der Folge, dass niemand mehr Kredit geben wollte und
der Finanzkapitalverkehr zum Stillstand kam. Sehr deutlich lässt sich dies am
IWF-Hitzebarometer(9) ablesen, ein Indikator, der die Preisausschläge auf dem
Finanzmarkt misst. Eine krisenhafte Abweichung von der durchschnittlichen
Entwicklung zeigt der Subprime-Hypothekenmarkt ab Januar 2007, die Krise
weitete sich schon im Juli 2007 auf die Märkte aus, auf denen
Finanzmarktinstitutionen leihen und verleihen, erreichte Anfang 2008 die Märkte
der bestbesicherten Hypotheken und die der
Unternehmensanleihen und sprang im Herbst 2008 auf die aufstrebenden Länder
über, bis mit dem Zusammenbruch von Lehmann Brothers im September 2008 die
Panik ausbrach. Unabhängig davon, was derzeit alles an angeblich
hoffnungsvollen Indikatoren vorgeführt wird, verbleiben alle Finanzmärkte bis
April 2009 noch im roten Bereich.
Nach der herrschenden
Wirtschaftslehre sollte eigentlich im Zustand der Panik keinerlei Intervention
stattfinden, weil ja gerade der Markt dabei wäre, die Fehler vergangener
Eingriffe zu beseitigen. Trotz vieler Hunderter Finanzkrisen gibt es kein einziges
historisches Beispiel, an dem diese Theorie überprüft werden kann, denn immer
war der Druck so stark, dass sich große Banken, große private Geldgeber, die
Zentralbank oder der Staat bereitfanden, die Panik
durch die Garantie von neuem Geld aufzulösen. Bislang wurden weltweit alle
denkbaren Maßnahmen eingesetzt und normalerweise hätte dies das Vertrauen der
Finanzmärkte wiederherstellen sollen. Dabei musste als Retter in letzter
Instanz wieder der Staat einspringen, da die in Frage stehenden Summen die
Mittel der Zentralbanken bei Weitem überschritten. Vorbei sind die Zeiten, in
denen die Bank von England eine Situation der Illiquidität erfolgreich
aussitzen konnte, indem sie den anstürmenden Bankkunden ihre Guthaben in
akribisch abgezählten 5-Pence-Stücken auszahlte. Zusätzlich hatte sie ihre
eigenen Leute vorn in der Schlange der Anstehenden platziert und diese trugen
die Geldsäckchen, die am Schalter ausgezahlt wurden, heimlich zur Hintertür
wieder hinein. Allein der Zeitgewinn und der Anschein des Vertrauens konnten
damals und können auch heute tatsächlich eine Panik beenden. Doch offenbar ist
das Ausmaß dieser Kreditkrise so groß, dass immer wieder neuer Nachschubbedarf
auftritt – insbesondere deshalb, weil es unübersehbar viele Einzelinstitutionen
gibt, die ein Finanzvolumen von systemkritischer Größe bewegten, und wie die
Bank von England damals, versucht jeder Akteur den Anschein zu erwecken, er sei
noch zahlungsfähig. Alle gegenwärtigen Versuche der Regierungen – ob
Stress-Test für Banken in den USA oder Bad-Banks in
Deutschland – dienen dem gleichen Ziel: den Anschein des Vertrauens
wiederherzustellen.
Der Beginn der
Wirtschaftskrise
Finanzkrisen müssen nicht
auf die produktive Wirtschaft durchschlagen. In der Tat ist es eines der
Probleme, die zur jetzigen Kalamität beigetragen haben, dass nach Überwindung
der Periode der »Stagflation« der 1970er-Jahre die meisten und schwersten Finanzkrisen
in Südamerika, in Asien, in Russland auftraten, also außerhalb der Sphären, die
Finanzexperten ernst nehmen müssen. Selbst die Börsenkrise von 1987 und die New-Economy-Krise von 2000 hinterließen tatsächlich kaum
Bremsspuren im Wirtschaftswachstum der großen Industriestaaten, sodass der
amerikanische Notenbankpräsident Bernanke noch 2006
enthusiastisch von der endgültig gelungenen Beherrschung der Wirtschaftskrisen
fabulieren konnte.
Die entscheidenden Faktoren
dieser großen Kreditkrise sind aber der Einbruch der Nachfrage im konjunkturbestimmenden privaten Verbrauch der USA und damit
bei den exportabhängigen Ländern; die weltweit gleichzeitige und plötzliche Verschlechterung
der Finanzierungsmöglichkeiten im Unternehmensbereich; die Anfälligkeit großer
Unternehmen, die selbst Akteure auf dem Finanzmarkt wurden (die Fälle Porsche-VW und Schaeffler-Continental
z. B.); die Gleichzeitigkeit einer Überproduktionskrise in der Autoproduktion
und das Zusammentreffen mit konjunkturellen Schwächephasen. Zum ersten Mal
ergibt sich daraus die Situation, dass eine Finanzkrise weltweit gleichzeitig
eine Rezession anstößt.
Im Frühjahr 2009 zeigen alle
Indikatoren der produktiven Wirtschaft steil nach unten und es gibt keine
Prognose, nach der sich dies im Jahresverlauf ändern könnte. Für 2010 ergeben
sich zusätzliche belastende Faktoren: die Staatsverschuldung schwillt explosionsartig
an, einerseits weil die Rettungsmaßnahmen sehr viel Geld kosten, andererseits
weil die Sozialausgaben rasant steigen und schließlich, weil die
Steuereinnahmen drastisch abnehmen. Ausgabenkürzungen und mehr oder weniger
taugliche Versuche der Konsolidierung des Staatshaushalts werden zusätzlich
Wirtschaftswachstum und Einkommen beschneiden.
Vor allem aber werden
wichtige Ursachen der Wirtschaftskrise fortbestehen: Die Einkommensverteilung
wird noch ungleicher werden. Die Rettungsmaßnahmen für das Finanzkapital
begünstigen die Reichen einseitig, die Zinsen für Staatsverschuldung landen auf
den Konten der Begüterten,(10) auf der anderen Seite
ist eine relative Erhöhung der Löhne und Sozialleistungen in weite Ferne
gerückt und die steigende Arbeitslosigkeit wird für viele weitere eine Absenkung
des Lebensstandards bedeuten.
Die Exportabhängigkeit zu
verringern, gelänge Deutschland nur in einer Situation wachsender Einkommen und
Wirtschaft. Sollte es zu einem mehrjährigen Schrumpfen des Welthandels kommen –
was durchaus möglich erscheint –, wäre eine lange Periode rückläufiger Wirtschaftsentwicklung
und wachsender Arbeitslosigkeit die Folge. Die weltweiten Handelsbilanzungleichgewichte
würden dann zwar kleiner, aber nur weil das Volumen schrumpfte.
Das System der flexiblen
Wirtschaftskurse bleibt bestehen. In der Euroregion sind hingegen massive
zusätzliche Probleme aufgetreten, weil die EU paradoxerweise der einzige
Wirtschaftsraum der Welt ist, der keinen zentralen Akteur hat, der für die
Ankurbelung des Wirtschaftswachstums zuständig ist. Stattdessen muss die
Europäische Zentralbank einzig und einseitig die Inflation bremsen – was am
besten durch Abwürgen des Wirtschaftswachstums geht – und gibt es einen
Mechanismus, um Staatsdefizite zu verhindern, die man in Kauf nehmen müsste, um
Wachstum anzuregen. Die Anforderungen auf ein gleichmäßiges Wachstum im
Euroraum und eine ausgeglichene Verschuldungspolitik nimmt beträchtlich zu, bei
drohender Strafe des Auseinanderbrechens des Euroraums.
Eine Krise der Gesellschaft
Nicht zufällig wurde am
Anfang an die Weltwirtschaftskrise von 1929 erinnert. In einem unterscheidet
sich die Situation heute ganz grundlegend. In den 1930er-Jahren waren die
grundlegenden Regelungen und Institutionen noch nicht gefunden, die eine Zähmung
des Kapitalismus, das Entstehen einer Mittelklassegesellschaft und eine gesellschaftliche
Entwicklung mit mehr Gerechtigkeit und Menschenwürde für die große Mehrheit
erreichen könnten. Heute wissen wir, dass die tatsächliche Alternative damals
war: New Deal oder der Kampf für das Überleben des Stärksten. In Europa gingen
die meisten Länder den zweiten Weg. Die historisch erfolgreichen Alternativen
waren weder, wie die Zeitgenossen glaubten, Sozialismus oder Barbarei noch
Freiheit oder Kommunismus.
Die verschienen Varianten
kapitalistischer Wohlfahrtsstaaten sind allerdings im Rahmen ihrer
Entwicklungslogik in eine fundamentaler Krise des Selbstverständnisses geraten.
Auf der einen Seite sind die Ansprüche auf die freie Entwicklung eines jeden
und eine Gleichberechtigung der Nationen und Kulturen im Laufe des 20.
Jahrhunderts zur Grundlage des Selbstverständnisses geworden. Auf der anderen
Seite hat die Gesellschaft in überlebenswichtigen Fragen die Kontrolle über
ihre wesentlichen materiellen Grundlagen verloren, auf deren Basis ja erst das
Selbstverständnis auch für alle gelebt werden kann. Im Unterschied zu den
1930er-Jahren muss heute der Kapitalismus nicht neu erfunden oder überwunden
werden, sondern muss die gesellschaftliche Kontrolle über die Marktwirtschaft
wiederhergestellt werden.
Dabei ist es mehr
Begleitmusik, wenn jetzt allerorten in den Feuilletons Grundsatzfragen des
Kapitalismus aufgeworfen werden und insbesondere die entfesselte Gier gegeißelt
wird. Für eine Veränderung des Meinungsklimas ist dies zwar wichtig. Die für
die gesellschaftlichen Strukturen wichtigeren Fragen sind aber die, ob es
gelingt, das Steuersystem so zu ändern, dass die Entstehung und Vererbung
größter Supervermögen verhindert wird; ob die Arbeitnehmer eine Unternehmenskultur
erzwingen können, in der sie verhindern können, dass der Vorstand 1000 Mal mehr
verdient als sie; in der zum Beispiel über allgemeine gesetzliche Mindestlöhne
verhindert wird, dass große Teile der Arbeitnehmerschaft unter die Armutsgrenze
gedrückt werden; ob es gelingt, eine Devisentransaktions- (Tobin-) Steuer(11)
auf die Umsätze des Finanzkapitals zu legen, mit der erreicht wird, dass die
kurzfristigsten und oft zugleich risikoreichsten Spekulationen unterbleiben,
und ob sich für Wirtschaftsfragen so viele NGOs
einsetzen, wie es auf dem Umweltgebiet schon der Fall ist.
1
Das
Grundsatzwerk hierzu ist Charles P. Kindlebergers Manias, Panics, and Crashes,
zweite Auflage New York 1989. Zurzeit aus aktuellen Gründen beim Verlag
vergriffen.
2
Ebd., S. 2,
eigene Übersetzung.
3
Paul Krugman: The Return of Depression Economics And The Crisis Of 2008, New York/London 1999, 2009.
4
Paul
Krugman: Nach Bush. Das Ende der Konservativen und die Stunde der Demokraten,
Frankfurt am Main/New York 2008. Die folgenden Angaben entstammen diesem Text.
5
Financial
Times Deutschland,
6.4.09: »Das Problem sind nicht die Finanzmärkte«.
6
I. Kaul, I. Grundberg, M. ul Haq: The Tobin Tax. Coping with Financial Volatility,
New York/Oxford 1996, S. 3.
7
Hannah
Wilhelm: »Dummes deutsches Geld. Bundesbürger sind mit Lehmann-Zertifikaten
viel stärker auf die Nase gefallen als Anleger im Ausland. Das hat seine Gründe«,
in: SZ, 8.4.09, S. 26.
8
Die für das
Funktionieren der Manie erforderliche Aufblähung der Geldmenge wurde durch die amerikanische
Zentralbank aus übergeordneten Gründen zur Verfügung gestellt, zudem haben die
neuen Finanzmarktinstrumente ja auch den praktischen Effekt, dass sie selbst
Geld schöpfen. Die Internationalisierung dieser Krise folgte unmittelbar aus
den internationalen Verflechtungen des globalen Kreditmarktes.
9
IMF: Global Financial Stability Report; O.
Blanchard: »The Crisis: Basic Mechanisms, And Appropriate Policies«,
Massachusetts Institute of Technology, Department of Economics, Working
Paper Series 09-01, S. 16.
10
Man bedenke,
dass es z. B. das Land Berlin bereits geschafft hatte, über ein Viertel aller
Steuereinnahmen des Landes als Zins und Tilgung auf die Konten vermögender Eigentümer
zu überweisen: die Staatsverschuldung wird schließlich am Finanzmarkt aufgenommen.
11
Vergleiche
den Schlussbericht der Enquete-Kommission des Bundestags zur Globalisierung der
Weltwirtschaft, der schon 1999 Argumente für deren Einführung aufführte:
http://www.bundestag.de/gremien/welt/glob_end/2_4_1_2.html