Marcus Welsch
Der lange Weg der
Reform
Finnlands Bildungserfolg: Mit
Veränderungswillen und Konsens in Richtung Chancengleichheit
Finnland
lässt sich mit Deutschland nicht einfach vergleichen. Über Jahrhunderte stand
es in Abhängigkeit zu Schweden und Russland. Erst 1917 wurde es selbstständig.
Natürliche Ressource war ? anders als im Ölland
Norwegen ? nur das Holz. Zusätzlich trafen die Reparationszahlungen an die
Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg Finnland im Vergleich zu anderen Ländern
besonders hart. Man sah sich gezwungen, alle Teile der Gesellschaft in die Erwerbsarbeit
einzubinden. Bis zu den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki gelang der
Wendepunkt: Das Land stand vor einem Neuanfang. Es wechselte fast nahtlos von
der landwirtschaftlichen Struktur zur Dienstleistungsgesellschaft. Die rasche
Ausweitung der Erwerbstätigkeit der Frauen in den Sechzigerjahren ging einher
mit der Entwicklung des finnischen Wohlfahrtsstaates. Dank einer am Arbeitsmarkt
orientierten Familienpolitik konnte ein viel höherer Bedarf abgedeckt werden
als in anderen Ländern Europas. Auch heute ist die hohe soziale Mobilität in
Finnland ein klarer Vorteil in der Beschäftigungspolitik. Sie ermöglicht, dass
fachspezifische Arbeitskräfte aus verschiedenen sozialen Schichten aufsteigen
können.
Ein komplexes
Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen bewirkt diesen Vorsprung. Manchmal sind
aber die Details von entwaffnender Einfachheit. Bei der Organisation von Kitas
etwa fällt auf, dass diese sich komplett am Bedarf der Mütter und Väter orientieren,
die ihre Kinder nahezu zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Betreuung bringen
können. Man hat früh verstanden, dass diese Investition des Staates sich vor allem
für die Binnendynamik des Arbeitsmarktes auszahlt. Aber nicht nur dafür.
Finnland ist bei einer vergleichenden Studie von 100 Industrieländern auf dem
Gebiet Bildung, Gesundheit, Lebensqualität, Wirtschaftsdynamik und politische
Verhältnisse als das Land mit dem weltweit höchsten Lebensstandard ermittelt
worden.(1)
Man verstand
es, aus der Not eine Tugend zu machen. Dies hat nicht zuletzt mit einem lang
anhaltenden Reformprozess des Bildungssystems zu tun. Das rohstoffarme, eher
isolierte, agrarwirtschaftlich geprägte Land verstand früh die Zeichen der Zeit
und investierte bereits in den Sechzigerjahren in einen fundamentalen Umbau des
Schulsystems. Lange bevor man bei uns von der maximalen Ausschöpfung des Humankapitals
sprach, gab es dort die einfache Losung, »man dürfe
keinen verlieren«. Die flexible und nachhaltige Bildung aller Gesellschaftsschichten
ist eine Erfolgsgeschichte der besonderen Art.
Stationen der Bildungsreform
In Finnland
gehen alle Schüler bis einschließlich der 9. Klasse gemeinsam in die Schule. Es
ist selbstverständlich, dass der Bauernsohn neben dem Sohn des Nokia-Chefs zusammen
die Schulbank drückt. Dies liegt nicht an einem anderen ideologischen Verständnis
von Bildungsgleichheit, sondern einer langen Erfahrung von qualifiziertem Lernen.
Gemeinsames Lernen gilt hier nicht als Bremse für Begabte.
Bis zur
großen Schulreform in den Siebzigerjahren gab es auch in Finnland ein dreigliedriges
Schulsystem. Auch dort wehrten sich vor allem die Gymnasiallehrer gegen die
Veränderung und auch die akademisch gebildete Elternschaft befürchtete ein
niedrigeres Bildungsniveau. Der Entschluss für ein integriertes Schulsystem
wurde 1968 nach langer Beratungsphase und heftigen politischen
Auseinandersetzungen mit breiter parlamentarischer Mehrheit gefasst. Seitdem
besteht ein Konsens über diese Entscheidungen. Von 1972 an wurde die peruskoulu, die neunjährige Gemeinschaftsschule,
sukzessive eingeführt. Zunächst im Norden, bis 1977 das ganze Land über das
einheitliche Schulsystem verfügte. Diese Umstrukturierung war eine
Gratwanderung, weil nicht nur durch verschiedene Bildungsschichten, sondern
gerade durch die Unterschiede zwischen Stadt und Land divergierende Ansprüche
an die Schulen erhoben wurden. Zu dieser Zeit unterschied man noch deutlich das
sogenannte Kultur- vom Naturfinnland. Im Süden lebten in den
Ballungszentren auf ein Prozent der Fläche 30 Prozent der Bevölkerung des
ganzen Landes. Der restliche Teil Mittel- und Nordfinnlands ist agrarisch geprägt.
Diesen Gegensatz galt es bei der großen Bildungsreform zu überbrücken.
Die Maxime,
für alle die gleichen Bildungsangebote auf höchstem Niveau zur Verfügung zu
stellen und trotz der Kosten den nur dünn besiedelten Norden nicht abzuhängen,
stellt die eigentliche Stärke dieser Gesamtreform dar.(2) Ein schwieriger
Prozess, denn in den Siebzigerjahren wurden die Gelder knapp und die
Schülerzahlen pro Klasse stiegen. In dieser Anfangsphase war die gute
Kooperation der Lehrergewerkschaft ein nicht zu unterschätzender Faktor für das
Gelingen.
Über einen
anhaltenden Prozess wurden 1980, 1985, 1990 und 2004 weiterführende
Entwicklungsschritte durchgeführt. Die Lehrpläne wurden auf Lernziele
umgestellt. Gleichzeitig wurde die Umsetzung der Lernziele den Schulen, also
den Lehrern, übertragen. Im neuen tuntikehysjärjestelmä,
dem Stundenverfügungssystem, kann beispielsweise die Schule nach eigener
Einschätzung Fördermaßnahmen einsetzen. Die Übertragung der Zuständigkeit der
Schulen auf die Kommunen ist einerseits mit der regionalspezifischen Struktur
Finnlands zu begreifen, die den speziellen Interessen der ländlichen Kommunen
eine große Selbstständigkeit gewähren möchte. Sie führte darüber hinaus zu
einer höheren Identifikationsbereitschaft aller Beteiligten mit dem Reformprozess,
zu einem Zugewinn an Autonomie und Kompetenz und zu einer höheren Motivation
und Verantwortlichkeit der Lehrer.
Hinzu kamen
weitere grundlegende verwaltungstechnische Veränderungen, die das Vertrauen der
Lehrer in ihre Arbeit weiter unterstützten. Schulinspektoren wurden in den
Neunzigerjahren ganz abgeschafft. Es gibt inzwischen in Finnland keine
spezielle Aufsichtsbehörde mehr. Die Koordinierung und Sicherstellung der
Qualität obliegt den Bildungseinrichtungen selbst.(3) Ein Freiraum in der
Methode und eine zentrale Regelung der Lernziele führten in Finnland neben
einer höheren Motivation der Akteure zu einer Vereinfachung und flexibleren
Handhabung einheitlicher Bildungsziele.
Eine tief greifende
Bildungsphilosophie
Für viele
Bildungsreisende war es überraschend, dass Finnland schon seit Langem Vorreiter
einer Evaluationskultur ist. Sie ist die Basis für Verbesserungsvorschläge. Sie
bietet der Bildungsforschung eine zusätzliche enge Anbindung an die Praxis. In
Finnland herrschen weniger Vorbehalte gegenüber dieser Art von Austausch. Die
Evaluationen führen nicht zu Spiegel-Ranking-Listen, bei der die
schlechtesten Schulen bloßgestellt werden. Die Auswertungen stehen nur den
jeweiligen Schulen und Lehrern sowie der Forschung zur Verfügung. Vertrauen und
Kontrolle stehen in Finnland in einem motivierenden Verhältnis.
Die Zahlen
sprechen für Finnland. Sowohl in der Breite als auch in den Ergebnissen außergewöhnlicher
Leistungen haben die Bildungsstudien ? allen voran die drei PISA-Studien 2000,
2003, 2006 ? gezeigt, dass finnische Schüler nicht nur in der Schlüsselqualifikation,
der Lesekompetenz, sondern auch in den Naturwissenschaften und im mathematischen
Grundverständnis führend sind. Dabei haben sie weniger Unterrichtsstunden als
Schüler in vergleichbaren Ländern. Mit der PISA-spezifischen
Anwendungskompetenz hatte man bezeichnenderweise keine Probleme. Man hat früh
erkannt, dass ein lösungsorientiertes Lernen statt des inputorientierten
Lernens den praktischen Anforderungen des Berufslebens eher entspricht. Ohne
die selbstkritische Reflexion ihrer Anwendung bewegt sich ein System über kurz
oder lang in eine Sackgasse.
Diese
Philosophie beruht auf einem tieferen Verständnis von Integration. Die Professoren
Aila-Leena Matthies und Ehrenhard
Skiera betonen die soziale Funktion, die die Schule
gesamtgesellschaftlich erbringt. Heute wird auf »dem Arbeitsmarkt Flexibilität
gefragt; weniger das Einsaugen von Lernstoff als vielmehr soziales Lernen, und
das geschieht vor allem in den Pausen, im Umgang miteinander. Wenn wir die
Schüler auf den unterschiedlichen Schulformen aber nach Leistung trennen,
entstehen Gettos, in denen Kinder von Akademikern mit anderen nichts mehr zu
tun haben. So werden wir den Ansprüchen einer heterogenen Gesellschaft nicht
gerecht«, so Matthies. Die finnische gemeinschaftliche Grundschule peruskoulu, die oft mit dem Modell der deutschen Gesamtschule
verwechselt wird, leistet genau diese breite Integrationsleistung. Skiera betont, dass die Gesamtschule in Deutschland »den
fatalen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Schulerfolg gar nicht
durchbrechen (kann), wenn Gymnasiasten nicht dabei sind. Doch deren Eltern
sehen (ihre Kinder) meist lieber auf dem Gymnasium. Die Gesamtschule bleibt
damit nur auf dem Niveau von Haupt- oder Realschule.«(4)
Bei der
letzten PISA-Auswertung ist die Gruppe der leistungsstärksten finnischen Jugendlichen
in den naturwissenschaftlichen Tests immer noch doppelt so groß wie in
Deutschland. Trotzdem will man in Finnland nichts von Elitediskussionen wissen.
In Finnland wird der Begriff der Elite nicht gegen den Wert der Gleichheit ausgespielt.
Im Gegenteil. Man ist davon überzeugt, dass sich Chancengleichheit und Leistungsbereitschaft
gegenseitig bedingen. Die finnische Maxime lautet: Kinder und Jugendliche dürfen
nicht zu Bildungsverlierern werden. Olli-Pekka Heinonen
leitete das Unterrichtsministerium in den Neunzigerjahren, als Finnland durch
die schwierigste Wirtschaftskrise in der Geschichte des Landes ging. Doch auch in dieser Zeit hielt man an dem Grundsatz
fest, dass eine hohe Bildung letztendlich die wichtigste Ressource darstelle
und Selektion im Schulsystem keinen Fortschritt bringe. Man brauche
»Gleichheit, um ein hohes Leistungsniveau zu erreichen«.(5)
Es gibt viele
Mythen über die Vorbilder des finnischen Schulsystems, die vor allem nach den
PISA-Erfolgen virulent waren. Finnische Bildungsreformer hatten sich immer
schon in anderen Ländern umgeschaut. So hielt sich die Behauptung relativ
lange, dass das DDR-Modell Vorbild des Erfolgs sei. Paavo Malinen,
emeritierter Professor für Pädagogik an der Universität Jyväskylä,
beschreibt die Reisen in die DDR eher mit skeptischem Unterton: »... die Arbeit in der Schule wirkte immer sehr förmlich
und pädagogisch steif.«(6) Kurz, es gab einige heftige
Auseinandersetzungen über DDR-Schulbücher und ihren Einsatz in Finnland. Man
beschloss, in der Pädagogik dann doch eigene Wege zu gehen. Der Grundsatz,
jedes Kind nach seinen individuellen Möglichkeiten zu fördern, steht der
autoritären Ausrichtung der DDR-Pädagogik diametral entgegen. Ganz zu schweigen
von der impliziten Selektion durch Weltanschauung.(7)
Der Erfolg
der finnischen Schulen liegt nicht allein im Schulsystem der neunjährigen
Gemeinschaftsschule und einem höheren Personalschlüssel. Es ist auch die
Wirkung vielfältiger Methoden, die das individualistische Lernen und eine
andere Wertschätzung gegenüber den Lernenden berücksichtigt. Die vielfältigen
Lernmodelle, die in den Schulen Finnlands Anwendung finden, stellen im Grunde
einen Anpassungseffekt dar, den das neue Schulmodell erforderte. Das
Einheitsmodell gemeinsamen Lernens musste auf die unterschiedlichen Bedürfnisse
der Lernenden mit einer »inneren Vielgestaltigkeit« der pädagogischen Mittel
reagieren. Die Einheitsschule hätte mit einem eindimensionalen Modell nicht
funktioniert.(8) Dieser Prozess führte auch zu einer
grundlegend anderen pädagogischen Haltung. Anstelle von Einschüchterung wird
Eigeninitiative und Aufbau des Selbstvertrauens großgeschrieben. Ein Schüler
würde in Finnland nicht an die Tafel geholt, um von einem überforderten Lehrer
bloßgestellt zu werden. Die Tatsache, dass bis zur 4. Klasse in Finnland keine
Noten, sondern lediglich Evaluationsgespräche stattfinden und es mündliche
Noten grundsätzlich nicht gibt, ist Ausdruck der generellen pädagogischen
Überzeugung, dass das frühkindliche Lernen vor allem der Aufmerksamkeit bedarf
und weniger (Noten-)Anreizen. Eine Grundschullehrerin bringt es auf den Punkt:
»Kinder sprechen hundert verschiedene Sprachen. Eine Lehrerin ist erst einmal
dafür da, diese Sprachen zu verstehen und nicht umgekehrt.«(9)
Generell hat man den Eindruck, dass weniger hitzige Debatten als ein
pragmatischer Ansatz die Auseinandersetzung um das bessere Lernen beherrschen.
Der langfristige Reformprozess führt zu einer Versachlichung.
Verteilungsschlüssel für das Lehrpersonal und die Ausstattung an den Schulen
sind auf einem beneidenswert hohen Niveau. Es werden genügend Lehrer
eingesetzt.
Bildungspolitik und Lernkultur
Lange bevor
in der EU im Kampf um globale Wettbewerbschancen Bildungsrichtlinien zur
Chefsache wurden, hat man sich um die Qualität der Lehrerausbildung in
Finnland besondere Gedanken gemacht (siehe Kasten). Auch hier steht die
Anwendungskompetenz im Vordergrund. Dass ein Lehrer ein Fachstudium abschließt
und dann erst mit Schülern konfrontiert wird, ist in Finnland undenkbar. Es
gibt kein Referendariat. Dafür ist die Ausbildung sehr nah am Schulalltag
praxisrelevanter Übungen angelegt.
Der Beruf des
Lehrers hat in Finnland eine hohe Reputation. Auf einen Pädagogikstudienplatz
kommen zehn Anwärter. Dabei verdienen Lehrer in Finnland im Vergleich zu den
deutschen Kollegen ein Drittel weniger. Das hohe Ansehen des Berufs hat maßgeblich
mit der guten Ausbildung und Tradition zu tun. Auch das ist Politik. Als man
sich zu der Schulreform entschloss, bestand das Ziel, den Lehrerberuf dem Ausbildungsniveau
eines Arztes oder Anwalts anzugleichen. Die Kompetenzaufwertung kam auch der
frühkindlichen Erziehung zugute. Die Ausbildung der Kindergärtner wurde an die
Universität verlegt. In Finnland bedarf es eines Universitätsabschlusses, wenn
man im Vorschulbereich und in der Kita arbeiten will.
Jussi Välimaa leitet an der Universität Jyväskylä
den Forschungsbereich Education and Sozial Change.
Er betont, dass den Studenten in Finnland immer schon vermittelt wurde, dass
die Gesellschaft, in der sie später arbeiten sollten, anders sein wird als früher.(10)
Dies impliziert ein hohes Maß selbstkritischer Reflexion über den Stand der
Lehrerausbildung in Hinsicht auf die ständige Veränderung gesellschaftlicher
Ansprüche zukünftiger Generationen.
Ein
wesentliches Merkmal von Finnlands Fortschritt liegt weniger in den angewandten
pädagogischen Methoden als primär in der Bildungspolitik. In einer
vergleichenden Studie finnischer und deutscher Schulpolitik betont Anne
Overesch den auf politischen Konsens basierenden Erfolg finnischer
Bildungspolitik. Ob Konservative oder Sozialdemokraten ? keiner reibt sich an
den Begriffen Chancengleichheit und
Leistungsanforderungen. »Die Finnen messen den Grad der Chancengleichheit sogar
daran, wie hoch das Leistungsniveau der Schüler ist. In Deutschland war allein
das Wort Leistung bei sozialdemokratischen Bildungspolitikern bis in die
Neunzigerjahre verpönt.«(11) Darüber hinaus ist die Bildungsverwaltung in
Finnland effektiver organisiert und arbeitet enger mit der Legislative
zusammen. Gerade im Prozess der Meinungsbildung bestechen die Finnen durch
einen konsensualen und pragmatischen
Entscheidungsstil. Es gibt eine allgemein höhere Bereitschaft zu Veränderungen
und eine hohe Motivation der Lehrer, an einer ständigen Verbesserung des
Bildungssystems mitzuarbeiten. Die Auseinandersetzung, was Schule für die
künftige Generation in Hinsicht auf eine veränderte wirtschaftliche und
gesellschaftliche Struktur leisten soll, hat damit eine ganz andere Ausgangsbasis.(12)
Gerade in der
Praxis sind die unterschiedlichen Wertmaßstäbe einer Kultur bei der Vermittlung
von Bildung entscheidend. Die elementarste Bedingung gelingender Kommunikation
ist Vertrauen, betont Petra Linderoos von der Universität Jyväskylä.(13)
Wenn diese Kommunikation gestört ist, helfen auch die modernsten Methoden nicht
weiter. In Finnland herrsche vor allem Vertrauen in das Schulsystem. Sowohl
vonseiten der Eltern, aber auch vonseiten der Schüler. Die International Civic and Citizenship
Education Study (ICCS) untersucht regelmäßig das Verhältnis von Schülern zu
den staatlichen Institutionen. Während in 37 Ländern das Vertrauen abnimmt,
liegt bei der jüngsten Studie in Finnland als einzigem Land ein umgekehrter
Trend vor.(14)
Grundlegend
ist eine auf Vertrauen basierende Lernkultur. Wer verstanden hat, wie man
Vertrauen aufbaut und was es dazu braucht, um dieses durch die Schuljahre als
Lehrer zu bewahren, hat eine entscheidende Basis, um seine Methoden einsetzen
zu können. An der Universität Jyväskylä studieren
rund 16.000 Studenten. Es gab in den vergangenen Jahren so gut wie keine Fälle,
bei der in einer Klausur ein Student wegen Abschreibens auffiel.
Der Begriff Wohlbefinden,
wie ihn Linderoos als Bedingung für erfolgreiches Lernen verwendet,
verdeutlicht, dass der Erfolg des Modells über den Schulunterricht hinausgeht.
Die finnische Gesellschaft verbindet Teile der Gesundheitsfürsorge und der Sozialarbeit
mit dem Schulalltag. Das Angebot eines warmen Mittagessens gehört genauso dazu
wie die Institution der Gesundheitspflegerin. Betrunkene Schüler werden nicht
nach Hause geschickt, sondern man kümmert sich um sie vor Ort. Dabei geht es
weniger um eine Philosophie des Wohlfahrtstaates, sondern um das grundsätzlich
komplexere Verständnis einer funktionierenden Schule als Ort der Betreuung.
Linderoos
geht mit ihrer Beschreibung noch einen Schritt weiter, um zu verdeutlichen,
dass das Verständnis von Lernen nicht allein auf den Ort der Schule und die
klassischen Schuljahre zu beschränken ist. Der Platz in der Kita ist dabei
nicht einmal der erste Schritt. Bereits in der Schwangerschaft gibt es das
Angebot der NEUVOLA, die ein umfangreiches Untersuchungs- und Betreuungsangebot
darstellt, das den Frauen eine kontinuierlichere Hilfe anbietet, die über den
Arztbesuch hinausgeht. NEUVOLA legt den Grundstein für einen entspannten Umgang
mit staatlichen Institutionen. Bis zur Schule gibt es eine regelmäßige
Beratungsmöglichkeit. Legendär sind die KELA-Pakete, die jeder Familie eine
umfangreiche Grundausstattung an wärmender Kleidung für ihr Kind zur Verfügung
stellen. Und es gibt auch ein Buch zum Vorlesen in dem Paket.
Beispiel Lesekultur
Nicht erst
seit PISA schauen Bildungsforscher besonders genau auf das Leseverhalten.
Die Ergebnisse der Ländervergleiche haben vor allem bei der Lesekompetenz viele
Fragen aufgeworfen. Schaut man die Binnendifferenzierung der PISA-Ergebnisse
genauer an, fällt bei der Lesekompetenz auf, dass Kinder aus bildungsfernen
Elternhäusern in keinem anderen Land so gut abschneiden wie in Finnland.(15)
Die finnische Geschichte mit seinem speziellen Katechismus des lutherisch
geprägten Landes hat damit mehr zu tun, als man es in der auf kurzfristige
Effekte konzentrierten Bildungsdebatte vermuten mag. Das Kirchengesetz von 1686
führte die sogenannte kinkerit ein: Nur wer
diese Leseprüfung besteht, wird zur Konfirmation zugelassen. Und in Finnland
galt zu jenem Zeitpunkt, dass nur heiraten durfte, wer konfirmiert war. Dieses
Gesetz sorgte maßgeblich für die Sicherstellung einer intensiveren Lesekultur
beider Geschlechter.
Die Verlags-
und Bibliothekszahlen belegen die Lesebegeisterung bis heute. In Deutschland
liegt derzeit der Index des Bestands an ausleihbaren Büchern pro Kopf der
Bevölkerung bei 1,65. In Finnland liegt er bei 7,89. Schaut man sich die Zahlen
über die reale Nutzung der Bibliotheken an, wird der Abstand noch deutlicher.
In der BRD liegt der Besucherindex bei 5; in Finnland bei über 20. Die
Wertschätzung der Lesekultur beginnt schon mit der Architektur. Öffentliche
Bibliotheken werden nicht nur in Helsinki von Top-Architekten entworfen.
Auch in
Finnland haben Pädagogen ? sowohl in den städtischen als auch in ländlichen
Regionen ? leistungsmäßig heterogene Gruppen zu integrieren. Natürlich gibt es
wie in allen Schulen auch hier etwa 15 Prozent eines Jahrgangs, die die Klasse
aufhalten, weil sie nicht so schnell dem Lernfortschritt folgen können. Anstatt
diese auszusortieren oder die Klasse wiederholen zu lassen, werden sie speziell
gefördert. Große Teile der Sonderschulen hat man schon vor Jahren geschlossen.
Stattdessen stehen jedem Schüler mit Lernproblemen Förderlehrer zur Seite. Am
Förderunterricht nimmt etwa ein Viertel der Schüler teil. Dieser Unterricht
gilt nicht als Stigma. Und es verbessert die Lehre. So beobachtet Reinhard Kahl
bei seinen Schulbesuchen in Finnland: »Schulen lernen an den
Lernschwierigkeiten der Schüler am besten, was Lernen ist.«(16)
Gerüstet für den globalen Wandel
Betrachtet
man die durch Migration veränderte Gesellschaft, hat Finnland einen anderen Weg
hinter sich als die meisten mitteleuropäischen Länder. Aktuell liegt der Anteil
an Personen mit Migrationshintergrund in Finnland bei 2,8 Prozent.(17) Während
der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland lange Zeit auf ausländische
Arbeitnehmer angewiesen war, benötigte das Agrarland lange keine zusätzlichen
Arbeitskräfte. Die Wirtschaftsdynamik war bei Weitem nicht so positiv wie in
Deutschland. Im Gegenteil: Durch die Abwicklung der meist kleinbäuerlichen
Landwirtschaft wanderten in den Umbruchsjahren (1960
bis 1980) etwa 300.000 Finnen nach Schweden ab. Der hohe Anteil berufstätiger
Frauen, die in Finnland traditionell einen höheren Bildungsstandard haben, ist
der andere Grund, weshalb bei dem späteren Wirtschaftsaufschwung wenige
ausländische Arbeiter benötigt wurden.
Die EU hat
auch Finnland verändert. In den letzten Jahren weisen die Migrantenzahlen
eine hohe Steigerungsrate auf. Seit dem EU-Beitritt 1995 hat sich innerhalb von
zehn Jahren die Zahl der nicht-finnischen Muttersprachler verdreifacht. Es gibt
Schulen in Helsinki mit einem Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund von
bis zu 40 Prozent. Doch anders als in Deutschland hat man sich rechtzeitig auf
die Problematik des Zweitspracherwerbs eingestellt. Finnisch zu lernen ist kein
Zuckerschlecken. Man hat aus der Forschung zum Spracherwerb Schlüsse gezogen:
Je besser das Verhältnis zur Muttersprache, desto einfacher gelingt der
Zweitspracherwerb.(18) Den Zweitspracherwerb mit der Muttersprache zu
unterstützen bringt der Spracherwerbsforschung zufolge linguistische, kognitive
und neurologische Vorteile. In Finnland hat jeder Schüler das Recht auf
zusätzlichen Muttersprachenunterricht zur Stärkung der Primärsprache. Auch wenn
es flächendeckend noch nicht überall gelingt, wird Einwanderungskindern
Unterricht in ihrer Muttersprache angeboten. Dort, wo sich dies logistisch
einrichten lässt, ist es ein erstaunlich erfolgreiches Modell. So werden
mittlerweile 45 unterschiedliche Muttersprachen in Finnland an der
Gemeinschaftsschule angeboten. Dieser Unterricht ersetzt allerdings nicht den
gemeinsamen Unterricht in finnischer Sprache.
Man kann viel
über den Vergleich von Bildungsausgaben diskutieren. Sie liegen in Finnland
etwa auf dem Durchschnittsniveau der OECD-Länder und unter dem Schnitt skandinavischer
Länder. Entscheidend ist, dass Finnland doppelt so viel Abiturienten und berufsqualifizierte
Schüler hat als Deutschland. In den letzten zehn Jahren hielten auch in
Finnland immer mehr neoliberale Vorstellungen Einzug in die Diskussion zur
Schulpolitik, wie etwa bei Fragen zur Finanzierung von Universitäten. Auch hier
spielt eine auf Effektivität zielende Rationalisierung eine immer größere
Rolle. Es ist weniger das Gemeinwohl als die subjektiv hoch geschätzten Rechte,
die das Fördersystem argumentativ weiter begründen.(19) Nicht zuletzt, weil die
Folgekosten eines Abbaus der eingeführten individuellen Förderung viel höher liegen,
stellen neuere betriebswirtschaftliche Argumentationen nicht unbedingt eine
Gefahr dar.
Volkswirte
berechnen mittlerweile die Erträge einer gesteigerten Bildungsinvestition nicht
mehr nach Schuljahren, sondern aufgrund qualitativer Unterschiede der Schulbildung.
Dadurch entstehen größere Unterschiede in den vergleichenden Länderstudien als
früher. An der Universität München hat der Bildungsökonom Ludger Wössmann neben den OECD-Hochrechnungen eine separate Studie
für Deutschland aufgestellt: Würde es gelingen, den Anteil der abgehängten
Schüler, die nicht einmal das zweite PISA-Niveau erreichen, um 90 Prozent zu
verringern ? so könnte das Land im Verlauf des Lebens dieser Schülergeneration
bis 2090 2,8 Billionen Euro gewinnen.(20)
Manche Finnen
sind stolz auf ihren spröden, manchmal wortkargen Charakter. Diese Eigenschaft
ist anscheinend gepaart mit einer gewissen Entschlusskraft. Schaut man sich
noch einmal die PISA-Ergebnisse unter einem anderen Aspekt an, so fällt auf,
dass die finnischen Schüler fast keine Fragebögen frustriert zur Seite gelegt
haben. Der Anteil von Abbrechern unter deutschen
Schülern war bei allen Tests deutlich höher, auch nachdem man in manchen
Bundesländern massive Vorbereitungen getroffen hat, um für den Test besser
gewappnet zu sein.
Im Finnischen
gibt es den Begriff sisu, der besonders
die Tugenden zum Ausdruck bringt, auf die das Land stolz ist. Sisu zeigen Menschen, die sich in ausweglosen
Situationen besonders tapfer verhalten. Das Wort wird gern im Zusammenhang des
Winterkriegs gegen die Sowjetunion (1939/40) verwendet, als man in Unterzahl
gewann. Beharrlichkeit, Mut und auch Unnachgiebigkeit hängen mit dieser
Eigenschaft aufs Engste zusammen. Irgendwie versteht man es hier, sich in der
Not richtig zu entscheiden. So war es auch in
der Schulpolitik. Man darf annehmen, dass Tugenden sich nicht allein vererben,
sondern sich als Kulturtechnik weiterverbreiten. In diesem Sinne wäre etwas
mehr sisu in Deutschland gar nicht so
verkehrt.
1
»The Worlds best Countries.
A Newsweek study of health, education and politics ranks the global?s top nations«, in: Newsweek, 16.8.10.
2
Neben
dem linken Spektrum unterstützte auch die bauernnahe Zentrumspartei die Reform. Paavo Malinens:
»Ausländische Einflüsse bei der Gestaltung der finnischen Grundschule«, in: Aila-Leena Matthies, Ehrenhard Skiera: Studien zum Bildungswesen und Schulsystem in
Finnland, Flensburg 2008, S. 81.
3
Reinhard
Kahl: »Über die neuen finnischen Bildungsstandards«, in: SZ, 29.3.04;
Peter Struck: »Zukunftsmodell für Schule«, Schleswig-Holsteinscher Zeitungsverlag,
6.10.10.
4
Interview
mit Ehrenhard Skiera: »Der
verklärte Blick auf den Schulerfolg«, in: Focus, 17.11.09. Vgl. auch
Sammelband von Matthies und Skiera (FN 2).
5
Zitiert
in Anne Overesch: »Leistung + Gleichheit = Erfolg. Was Deutschland vom finnischen
Dreisatz in der Schulpolitik lernen kann«, in: Berliner Republik 3/08.
6
Tarja
Ihalainen: »?Vom Ausland lernen? zur Reisetätigkeit
finnischer Pädagoginnen und Pädagogen und deren Einfluss auf die Entwicklung
des finnischen Bildungswesens«, in: Matthies und Skiera
2008, S. 75 (FN 2).
7
Ralf
Schuler: »Der Mythos Ostschule«, FAZ, 20.8.10.
8
Paavo
Malinen: »Reformpädagogik noch aktuell ? Anmerkungen
aus finnischer Sicht«, in: Erziehungswissenschaft-Erziehungspraxis, Heft
3/1987, S. 1.
9
Reinhard
Kahl: TV-Reportage »Spitze ? Schule am Wendekreis der Pädagogik«, Archiv der
Zukunft 2002.
10
Jussi
Välimaa: »Historische Entwicklungen und aktuelle
Tendenzen der finnischen Hochschulbildung«, in: Matthies und Skiera 2008, S. 191.
11
Anne
Overesch: Wie die Schulpolitik ihre Probleme (nicht) löst. Deutschland und
Finnland im Vergleich, Münster 2007. Vgl. Interview: »Das finnische
Erfolgsgeheimnis«, in: Zeit, 13/08.
12
Hans
Toman: »Auf der Spur des Erfolges: Zur Frage nach den
besonderen Bedingungen des guten Abschneidens Finnlands bei internationalen
Vergleichsstudien ? insbesondere im Vergleich zu Deutschland«, in: Matthies und
Skiera 2008, S. 289. (FN 2)
13
Petra
Linderoos: »Das finnische Geheimnis des lebenslangen Lernens«, in: Annegret Sloot (Hrsg.): Heterogenität als Chance. Unterschiede
nutzen ? Gemeinsamkeiten stärken, Buxtehude 2010. S. 63?79.
14
http://www.iea.nl/icces.html
(Juni 2010). ? Das direkte Interesse an politischem Geschehen ist eher passiv,
das Vertrauen und Wissen um die Institutionen nimmt in Finnland allerdings zu.
Ein Erfolg, den der Leiter der Studie Professor Pekka Kupari
auf die Vernetzung verschiedener Fächer im Schulunterricht zurückführt, die die
zivilgesellschaftlichen Themen zum Gegenstand haben.
15
Vor
allem die Differenz zwischen den Testergebnissen, die Kinder unterschiedlicher
sozialer Herkunft erzielen, ist in Finnland relativ klein.
16
Reinhard
Kahl: »Über die neuen finnischen Bildungsstandards«, in: SZ, 29.3.04.
17
Tuomas Martikainen: »The study of immigrant youth in
Finland«. Konferenz
des Forschungsnetzwerks Youth and Generation der
Europäischen Gesellschaft für Soziologie, 2009.
18
Die
in Berlin 1986 durchgeführte clusteranalytische Studie bei Grundschülern
türkischer Nationalität belegt diese Annahme. Diejenigen türkischen Schüler,
die die deutsche Sprache in den schriftlichen Tests am besten beherrschten,
schnitten auch in den türkischsprachigen Tests am besten ab. W. Preibusch: Eine clusteranalytische Untersuchung,
Frankfurt am Main 1992, S. 187<|>ff.
19
Aila-Leena Matthies: »Zukunftsperspektiven und
aktuelle Probleme der Bildungs- und wohlfahrtstaatlichen Politik am Beispiel
Finnlands«, in: Matthies und Skiera 2008, S. 298. (FN
2)
20
Kathrin
Meier-Rust: »Pisa-Punkte machen reich«, in: NZZ, 18.7.10.
Kasten:
Lehrerausbildung im
Wandel
Die
Entwicklung der Lehrerausbildung unterlag historisch verschiedenen Paradigmen.
In den Jahren während der ersten großen Bildungsreform herrschte ein eher
positivistisches Paradigma vor. Dies geschah nicht kritiklos. Der Forschungszugang
galt als sehr instrumentalistisch.
Ende der
Achtzigerjahre wurde dieses Leitbild durch ein »progressives Lehrerausbildungsmodell«
abgelöst. Die jeweiligen Fähigkeiten der Lehramtskandidaten standen im
Mittelpunkt, um von ihren tatsächlich vorhandenen Fähigkeiten ausgehend diese
weiterzuentwickeln. So konzentrierte man sich in dieser Dekade der
Lehrerausbildung darauf, einen möglichst umfassenden Vorrat an Erkenntnissen,
Kompetenzen und Theorien der Erziehung zu sammeln. Auch das Lehrerpraktikum mit
einer Dauer von mehreren Monaten wurde in dieser Zeit eingeführt.
In den
Achtziger- und Neunzigerjahren folgte man einem konstruktivistischen Ansatz,
der davon ausging, dass jedes Individuum sein eigenes persönliches Wissen
konstruiert. Sowohl frühes individuelles Wissen und Können als auch die
persönliche Interpretation einer bestimmten Situation beeinflussen nach diesem
Paradigma das Resultat des Lernens. Der Lernprozess wurde als konstruktives
epistemisches Dilemma begriffen, bei dem Lösungen eines erkannten Widerspruchs
neues Lernen auslösen.
In den
Neunzigerjahren griff man auf eine Vielfalt von Ansätzen der »qualitativen Forschung«
zurück: autobiografische Forschungen, Interaktionismus, Aktionsforschung,
Ethnografie, Ethnomethodologie und verschiedene narrative Modelle wurden in der
Pädagogik diskutiert. Statt Kausalitätserklärungen und Prognosen gab man der
hermeneutischen Tradition und dem Akt der Interpretation und des Verstehens den
Vorzug. Schaut man sich diesen Paradigmenwechsel genauer an, der das Verhältnis
zwischen Forscher und der »zu erforschenden Person« vielschichtiger betrachtet,
wird der Vorzug eines auf Empathie basierenden Lernens deutlich. Denn auch für
die Ethnomethodologie gilt, dass der Forscher sich in die Lebensumstände seines
Forschungsobjekts einzufühlen hat, ja sich sogar an seinem Leben beteiligen
soll.
Mit der
Postmoderne wird der letzte Paradigmenwechsel deutlich. Enttraditionalisierung,
Pluralität der Lebensstile und ein ausgeprägtes Konkurrenzbewusstsein angesichts
sich globalisierender Märkte beeinflusste auch die Forschung und
Lehrerausbildung. Gerade Finnland, das aufgrund seiner geografischen Lage immer
schon einer traditioneller ausgeprägten Kultur verhaftet war, wurde durch den
Geltungsschwund traditioneller Antworten und Sinnsysteme stark getroffen. Die
Konkurrenz verschiedener Wertsysteme erreichte die Wissenschaft von außen: Die
Globalisierung, Fragen der multikulturellen und europäischen Integration
forderten eine Lehrerausbildung, die flexibel auf eine sich ständig ändernde
und zunehmend heterogener geprägte Gesellschaft eingehen muss.(1)
1
Juha
Hakala: »Die Ausbildung der Klassenlehrer für die
neunjährige Grundschule«, in: Aila-Leena Matthies, Ehrenhard Skiera: Studien zum
Bildungswesen und Schulsystem in Finnland, Flensburg 2008, S. 201.