Michael Daxner, Jan H. Free

Afghanistan – europäische und lokale Perspektiven

Gelernte Lektionen und zukünftige Aufgaben einer Intervention

 

 

 Eine einfache Frontstellung »für« oder »gegen« den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan unterschätzt, so unsere Autoren, die Tatsachen, die die Intervention geschaffen hat. Die Entwicklungen lassen sich, so oder so, nicht mehr rückgängig machen. Sie lassen sich nur verantwortlich steuern oder umsteuern. Alles andere ist in vielerlei Hinsicht gefährlich, weil der »Afghanistan-Konflikt« eine ganze Region betrifft und in Pakistan sein Zentrum findet. Europa hat sich der großen Herausforderung dieser Intervention also noch dringlicher zu stellen. Gerade wenn es bestimmte Strategien der USA für falsch hält und eine Neuordnung der transatlantischen Beziehungen unvermeidlich erscheint. Dabei geht es, mehr noch als um »uns«, um den Willen der Afghanen – und es geht darum, die Bedingungen und Problemkreise von »Interventionen« überhaupt im Auge zu behalten. Vor diesem Hintergrund breiten unsere Autoren die Elemente eines europäischen Aktionsrahmens aus.

 

Eine Ermüdung ist eingetreten. Sie war so vorauszusehen, wie sie bei der Intervention im Kosovo vorhersehbar war; bei jeder Intervention gibt es die gleiche Aufmerksamkeitskonjunktur. Die Halbwertszeiten öffentlicher Erregung oder Abwendung unterscheiden sich unwesentlich voneinander. Nachdem die Mandate für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan verlängert worden waren, nachdem der Grüne Parteitag leise und vernünftig die Göttinger Sprechblasen ausgetrocknet hatte, gibt es wenig Grund, die Berichterstattung oder gar öffentliche Aufklärung an Intensität zu steigern, fiele doch sonst womöglich auf, dass die Regierung zwar das Richtige sagt, aber das Falsche tut (Jürgen Trittin).(1) Die Afghanen … um die geht es zwar, aber nicht in erster Linie, und schon gibt es andere Brennpunkte. Einer wäre sogar geeignet, Afghanistan dauerhaft in unserer gespannten Aufmerksamkeit zu halten: Pakistan. Der Krieg der Operation Enduring Freedom (OEF) über pakistanischem Territorium, die zentralasiatischen Machtverschiebungen (Rashid 2008), das Attentat von Mumbay und die Folgen – das alles hätte unser gezieltes Interesse innerhalb des Tosens der Globalität wecken können.

Aber Finanzkrise und Gazakrieg sind stärker; Kongo, Somalia (das Land, nicht die Piraten!) kommen gleich gar nicht hoch aus der lateralen Wahrnehmung von Wichtigkeiten. Wir wollen das gar nicht tiefgründig deuten, aber darauf hinweisen, dass es etwas bedeutet, nämlich vor allem für die Afghanen. Sie werden in ihrer fragilen Gesellschaftlichkeit sehr alleingelassen. Präsidentenwahlen stehen bevor, die amerikanische Politik deutet stärkeres militärisches Engagement an, aber keineswegs die Richtung, in die dieses Engagement gehen soll, und unsere Freiheit wird nach wie vor am Hindukusch durch die Bundeswehr und einige Entwicklungshilfe repräsentiert – nicht unsere Unterstützung der Afghanen. Wir haben in diesem Journal bereits einmal die Intervention in Afghanistan und ihre Folgen beleuchtet.(2) Wir nehmen unseren Faden wieder auf, diesmal in einem multiperspektivischen Text: Jeder Perspektivenwechsel dreht sich um das Wir, wir Deutsche, wir Europäer, wir Wissenschaftler, wir Eltern von Soldaten, wir öffentliche Intellektuelle et cetera . Es ist ein ernstes Spiel mit einem Diskurs, von dem wir, die Autoren, nicht wollen, dass er zu Lasten der Afghanen geht.

 

Lessons to be learned
Erstens  Wenn wir einen neuen Bürgerkrieg in Afghanistan mehr fürchten als den begrenzten weiteren Verbleib der Bundeswehr, dann müssen wir uns einer unbewusst bereits drängenden Frage stellen: Was haben wir beim früheren Ausbruch und Verlauf des Bürgerkriegs nach der Niederwerfung der Sowjets falsch gemacht, durch Unterlassung oder aktiv? Wir müssen einfach zur Kenntnis nehmen, dass die Bitte der Afghanen, wir sollten sie nicht noch einmal im Stich lassen, auf eine überfällige Antwort zielt.

Diese Antwort kann nur heißen: Die Aufbauhilfe verstärken und so lange Militär, Polizei und Innenverwaltung schulen, bis diese für die Sicherheit im Land sorgen können. Während dieser Zeit wird die militärische Aktion gegen die Taliban die einzige Alternative zu deren Einbindung sein (vgl. Kasten).

Zweitens  Wenn wir vom Aufbau und nicht vom Wiederaufbau sprechen, dann müssen wir uns eine weitere Frage stellen: Welche Interessen haben wir – in Deutschland, Europa, global – als friedensorientiertes Segment unserer Gesellschaft an diesem Aufbau?

Drittens  Und schließlich: Afghanistan ist längst eine Metapher geworden, für einen Krieg – neuer oder alter Art, das ist außerhalb völkerrechtlich-formaler Überlegungen egal. Aber Afghanistan ist keine Insel, und dass es sich um einen regionalen Konflikt größter Komplexität handelt, der keineswegs deckungsgleich mit dem War on Terror(ism) ist, wissen wir längst.

 

Lasst uns nicht noch einmal im Stich:

Für uns ist am glaubwürdigsten, wenn so ein Satz von einem Betroffenen (Rangin Spanta zur Bundesdelegiertenkonferenz 2007 der Grünen, oder Ahmed Rashid in seinem neuesten umfassenden Buch(3)) geäußert wird, vor allem, wenn nicht eine detailliert begründete, sondern eine bloß pauschalisierte Anklage des Wegschauen des Westens geübt wird. Man meint, darüber hinweggehen zu können, wenn man glaubt, besser als die Afghanen selbst zu wissen, was für sie richtig ist und wer Schuld daran hat, dass sie aus falschem Bewusstsein nicht gegen die Intervention rebellieren;(4) oder die im Spezialfall zugebilligte potenzielle Besserung der Situation würde ein Anerkenntnis der prinzipiellen Zulässigkeit solcher Interventionen bedeuten und deshalb reagiert man nicht (nicht nur im Sudan eine häufige Reaktion auf afrikanische Interventionsoptionen).

Wir sind eher interventionsskeptisch und -kritisch, aber in Bezug auf die meisten humanitären Interventionen der letzten Zeit »Realisten«, was den Umgang mit intervenierten Gesellschaften betrifft. Man kann die bisherigen Interventionen nicht ungeschehen machen, und den Menschen nützt es nichts, wenn sie vorher mit guten Gründen abgelehnt wurden (siehe Irak; keine humanitäre Intervention, sondern ein brutaler Überfall) oder sie im Nachhinein als erfolglos oder illegitim zu reduzieren (Afghanistan). Das Double-Bind dieses Im-Stich-Lassens ist evident: Wir wissen ex post nicht, wie wir – der Westen – 1989 in Afghanistan hätten intervenieren können und sollen, um die fraktionierte Selbstzerfleischung zu verhindern, ohne kolonial aufzutreten. Afghanistan scheint das zu werden, was ein Charakteristikum des Interventionszeitalters ist: ein Schauplatz endloser Kriege. Wir denken aber, dass dies eine vorschnelle Zuschreibung ist, man gibt sich nur zu wenig Mühe, darüber nachzudenken, was geschehen könnte, wenn die Kriege im Land (und in der Region) »zu Ende« sein werden. Politisch kommt es darauf an, die Afghanen bei ihrer Befreiung dahingehend zu unterstützen, dass sie in Freiheit wählen können, wie und mit wem sie ihre Zukunft verbinden. Kann das aber überhaupt in einer nicht-hegemonialen Art und Weise geschehen? Aber in einem hegemonialen Verhältnis ist es gewiss unmöglich.

 

Welche Interessen haben wir?

Es hat sich im Bewusstsein und in der Artikulation der deutschen Linken etwas geändert. Die selbstverständliche, unreflektierte Überzeugung, man müsse die Befreiungsbewegungen der Dritten Welt, die revolutionären Anstrengungen außerhalb der Metropolen, die Armen und Verdammten dieser Erde unterstützen, hat ihre Unschuld verloren. Waffen für El Salvador et cetera – all das ist nicht mehr so einfach wie damals. Die realistische Wende hat keineswegs die moralischen und politischen Positionen relativiert oder abgestumpft, aber die Rückkehr der Komplexität hat verschiedene Effekte ausgelöst, von denen wir einige hervorheben: Globalisierung und Weltgesellschaft erweisen sich als zu robuste Evidenzen, als dass man einen schwarz-weißen Dualismus mit der Identifikation von guten Völkern und guten Kriegen pflegen könnte (die Konflikte in Südostasien nach 1968 sind dafür der beste Beleg). Afghanistan lässt uns je nach Tiefenschicht der Ereignisse nicht mehr erkennen, welche Parteilichkeit noch mit einer Würdigung der empirischen Befunde vereinbar ist. Selbst wenn – was wir bestreiten – der War on Terror eine Rechtfertigung für allgegenwärtige Interventionen zum Zweck der Schwächung oder gar Ausschaltung von Terroristen oder Diktaturen wäre, käme die Begründung deutscher militärischer Einsätze am Hindukusch mit diesem Argument einer völlig beliebigen Rechtfertigung gleich, weil wir ja die globalisierten Terroristen überall zu befürchten haben. Bündnistreue kann auch nicht gelten, weil wir einerseits mit OEF wenig im Sinn haben, und andererseits hier die Linken so gut wie keine Anschluss-Stellen für ihre Tradition haben.

Indirekte Systemreform kommt der Wahrheit schon näher: über die Unterstützung Hamid Karzais und der Amerikaner nicht nur das neue demokratischere System in Afghanistan zu stärken und zu schützen, sondern den Versuch, sich in eine imaginäre demokratische Staatengemeinschaft zu integrieren. Das erinnert zwar an McCains Hoffnung auf eine neue UNO der liberalen Demokratien und klingt ein wenig kolonial, wäre aber ein Argument. Wenn wir die linke Tradition beiseite lassen und versuchen, für die deutsche Normalität insgesamt zu denken, dann kann es nur ein Argument geben, das nachhaltig tragfähig ist: Wir engagieren uns in Afghanistan auf der Seite der legitimen Regierung, um die Emanzipation der afghanischen Gesellschaft von der Befreiung zur Selbstbestimmung und Freiheit zu fördern und den Rückfall in Bürgerkriege und eine dauerhafte soziale und kulturelle Stagnation zu verhindern, also aus Solidarität.

Genau diesem Argument verschließt sich vor allem die konservative Linke (die Partei), wohl aus geheuchelter Scham für die sowjetische Solidarität 1953, 1956, 1968 ... und weil sie diese Solidarität mit dem liberalen State-Building-Imperativ vermischt. Sehr verkürzt bedeutet dies in der entgrenzten Nationalstaatlichkeit humanitärer Interventionen (zumindest der in Afghanistan, die Situation im Kongo und im Sudan ist wieder anders) eine Annäherung an die früher sehr viel exklusivere Position der Linken,(5) dass uns angeht, was immer Gesellschaften an Emanzipation fordern. Ob und wieweit das mit militärischer Unterstützung geschehen soll und kann, ist eine ganz andere Frage, die jedoch das Interesse an der solidarischen Aktion nicht notwendig modifiziert oder reduziert.

 

Krieg – Terrorismus

Deutschland kann sich weder besser noch schlechter gegen Terrorismus – imaginären und realen – schützen, wenn es in Afghanistan militärisch (nicht) engagiert ist. Oder ganz anders und drastischer: Ob und wieweit wir damit umgehen, dass auch unser Land wieder und öfter Ziel von Terroranschlägen sein kann, hat mit der Afghanistan-Politik sehr viel weniger zu tun als mit Rechtsstaat und der Loyalität zu unseren eigenen Freiheiten.(6)

Nun gibt es aber auch und immer mehr gezielte Anschläge auf Bundeswehrangehörige und -einrichtungen in Afghanistan. Die Taliban bekämpfen die ausländischen Militärs, weil diese vorrangig die nationalen Sicherheitskräfte – Armee, Polizei, Geheimdienst – der Afghanen aufbauen helfen. Sie greifen Repräsentanten dieser Sicherheitskräfte ebenso an wie die in ihren Augen stützenden Funktionsträger lokaler Eliten, loyaler Akteure des neuen Staats, Anbieter von all den öffentlichen Gütern, die die Gesellschaft braucht, um sich in Frieden zu reorganisieren. Sie haben eine Vielzahl von Gründen, die mit den langen Kriegsjahren und der Intervention verbundene Modernisierung nicht so zu wollen und sie deshalb in ihre Richtung abzulenken. Diese Richtung ist destabilisierend, gleichgültig gegenüber den Grundrechten, der Menschenwürde und den nachhaltigen Rechtsrahmen, in denen sich Zivilgesellschaft und dauerhafte Zukunftsperspektiven nur entwickeln können. Diese Gründe kann man im Einzelnen herauspräparieren und drehen und wenden, wie man will, – auch unter noch so »verständnisvollen« (d. h. universalistischen oder eurozentrischen) Gesichtspunkten politischer Ethik und praktischer Vernünftigkeit sind sie nicht zu billigen. Aus der Sicht Karzais sind sie eine Kriegspartei, deshalb führt er seinen Staatsgründungskrieg gegen sie. Aus unserer westlichen Perspektive – NATO, ISAF-Allianz und OEF – sind sie »Terroristen« und werden deshalb auch als Partei eines globalen Kriegs nobilitiert,(7) und damit maßen wir uns die Rolle an, die nur den Afghanen selbst zusteht. Wenn sich Bundeswehr und andere ausländische Militärs in Afghanistan und Pakistan mit den Taliban schlagen, geben sie vor, sich (=uns!) vor Terroristen zu schützen, sie delegitimieren aber sowohl die afghanischen Abwehrkämpfe und sie demotivieren die Rückkehr Pakistans zur Demokratie. Wenn die afghanische Regierung und die nationalen Sicherheitskräfte ISAF-Unterstützung für konkrete Aktionen anfordern, sollen sie die erhalten. Aber eben nicht im Rahmen eines imaginären Kriegs, der eigentlich eine globale Polizeiaktion bräuchte.

Die drei Aspekte mögen, vor allem in ihrer Kürze, zu idealistisch und zu idealtypisierend erscheinen. Wenn wir alle drei Konsequenzen zusammennehmen, dann wird jedoch immerhin ein Argumentationsrahmen daraus, der sich politisch verhandeln lässt:

Erstens  Wir (der Westen, Deutschland, zivile und militärische Postintervention) unterstützen einen Gesellschaftsaufbau in einem Land, dessen Staatlichkeit, Governance, innere und äußere Anschlussfähigkeit et cetera sich erst mit der Herstellung von und dem Gebrauch von Freiheit und Selbstbestimmung entwickeln können; wir können diese nicht einmal ansatzweise mitliefern, aber wir können die Voraussetzungen dadurch verbessern, dass wir die Ergebnisse der Befreiung von den Taliban und den Beginn des Heilungsprozesses nach 30 Jahren Krieg sichern helfen, ohne sie, die Ergebnisse, zugleich durch ihre Beschützung auch gleich mitzuliefern.

Zweitens  Die Aufbauhilfe beruht nicht nur auf den klassischen entwicklungspolitischen und militärischen Instrumenten, sondern auch auf einer sehr viel stärkeren Öffnung unserer Aktivitäten für die Fragestellungen (und Infragestellungen) der afghanischen Gesellschaften(8) selbst. Erst dann ist die Zurückhaltung möglich, die unter Erstens gefordert wurde.

Drittens  Wir könnten uns einen Katalog mit folgenden Maßnahmen vorstellen, die zur zivilen Aufbauhilfe dienen. Das heißt nicht, dass es nur zivile Maßnahmen sind. Wichtig ist, dass alle deutschen Maßnahmen nur sinn- und wirkungsvoll in einem europäischen Rahmen gesehen werden; bilaterale punktuelle Aktionen sind dabei nicht ausgeschlossen, aber auch nicht im Vordergrund. Zwar gibt die EU-Außenpolitik zurzeit (Naher Osten, Gas-Streit) eine eher klägliche Figur ab, aber das muss nicht so bleiben. Und die Union als Friedensprojekt ist politisch glaubwürdiger als eine Reihe von bündnistreuen sowie -skeptischen NATO-Mitgliedern mit zum Teil erheblich engeren innenpolitischen Interessen.

 

Ein europäischer Aktionsrahmen

Ein solches Konzept basiert natürlich auf der Annahme, dass sich die Europäische Union, vor allem die Europäische Kommission, aus der multiplen Starre löst, die mit dem irischen Referendum, der missglückten französischen Präsidentschaft und der außenpolitischen Zersplitterung über sie gekommen ist. Aber ein Anlass wie die Forderung nach einem Aktionsrahmen für Afghanistan kann das Aufbrechen dieser Erstarrung bewirken,(9) ähnlich wie es der Nahostkrieg bewirken sollte. Da eine Neuorientierung der transatlantischen Beziehungen ohnedies unvermeidlich ist, stehen die USA unmittelbar in diesem Konzept zur Seite, nicht beiseite.

A. Auf dem Papier ist die EU ganz gut vorbereitet für außen- und sicherheitspolitische Koordination. Die bisherige Harmonisierung von über 20 Rechtssystemen und Sozialordnungen ist keine geringe Leistung, bei allen Defizienzen in der Praxis, und kann als Vorbild für andere Harmonisierungen dienen. Bei allen Interventionen, an denen Militär beteiligt ist, fehlt allerdings noch ein gemeinsamer Rahmen, dessen Doktrin eindeutig einen Abschied vom Security-first-Ansatz bringen müsste (und damit eine politische Rückbindung an die EU als Friedensprojekt der europäischen Nachkriegsordnung leistet).(10) Dies ist kein kurzfristiges oder nur für Afghanistan gültiges Argument. Gleichwohl ist hier ein aktueller Zusammenhang zu den jüngsten humanitären Interventionen (Bosnien, Kosovo, Ost-Timor, Afghanistan etc.) gegeben: Interventionen bringen notwendig Elemente von Nachkriegsgesellschaften mit sich. Wenn wir Europa unter dem Aspekt »Nachkrieg« betrachten (Tony Judt 2005)(11), dann wird für Interventionsgesellschaften deutlich, dass es immer um Aufbau und nicht um Wieder-Aufbau geht, und dass gesellschaftliche Rekonstruktion dem State- und Nation-Building nicht nachgeordnet sein darf. Weil die US-geführte Postinterventionspolitik in Afghanistan hier weitgehend versagt(12) hat beziehungsweise große Schwächen zeigt, liegt es im Interesse auch der EU, hier Korrekturen anzubringen und zugleich die eigene Position zu profilieren.

B. Die Afghanen brauchen ein langfristiges europäisches Engagement. Die bilateralen Hilfen sind nicht nur abhängig von den opportunen Aufmerksamkeitskonjunkturen, sondern auch von sehr taktischen kurzfristigen Überlegungen. Die Information der europäischen Bürger sollte in Bezug auf solche Ziele wesentlich verbessert und intensiviert werden, damit man auch weiß, warum es um die Freiheit der Afghanen geht, wenn dort intensiv und nachhaltig agiert wird. Das Nachkriegsargument ist hier besonders einleuchtend (30 Jahre … mehr als doppelt so lang wie der Zweite Weltkrieg). Das Engagement Europas kann sich nur nachhaltig entwickeln, wenn die Bürger der Mitgliedstaaten es als Langfristaufgabe internalisieren; das heißt, sie sind auf eine begründete Informationspolitik angewiesen. Es ist sozusagen eine inkludierende Taktik, mit der die Regierungen auch den Preis der erweiterten internationalen Handlungsfähigkeit bezeichnen.

C. Im Bereich der zivilen Aufbauhilfe muss die Einlösung der (zu steigernden) Zusagen auch eine Emanzipation von der faktischen Dominanz der USA-Zuwendungen bewirken. Die USA halten nach wie vor einen übergroßen Anteil auch an der zivilen Hilfe, selbst wenn dieser Anteil im Vergleich zu den Aufwendungen für Militär relativ gering ist.

D. Wohin zivile Hilfe geleistet wird, sollte viel stärker als bisher durch die afghanische Politik bestimmt sein. Die Vorleistung des Vertrauens ist alternativlos, weil die Gefahr der »zweiten Viktimisierung« der Afghanen sonst auch gut gemeinte Hilfsaktionen zunichtemacht (Daxner 2007). Mit zweiter Viktimisierung meinen die Afghanen, dass sie zunächst Opfer von 30 Jahren Krieg und Vertreibung, Armut und politischer Unterdrückung waren und jetzt zu Opfern der imperialen Diskriminierung durch die Geberländer werden, die ihnen selbstständige Priorisierung und Verwaltung der Hilfen nicht zutrauen wollen. Korruption und Misswirtschaft sind da schlechte Argumente, weil genau hier die Verweigerung der Eigenhaftung zur Passivität und zu geringen politischen Anreizen zu ihrer Bekämpfung führt.

E. Alle Aktionen müssen ein »Buy-in« menschenrechtlicher und humanitärer politischer Option beinhalten. Keine einzige Hilfsaktion sollte ohne explizite und nicht bloß additive Menschenrechtskomponente gestartet werden. Hier ist die EU glaubwürdiger als die USA, aber auch als viele Nachbarn Afghanistans. Nicht nur sind die europäischen Befunde, was direkte Verletzung von fundamentalen Prinzipien wie dem Folterverbot betrifft, besser, wenn nicht makellos, sondern gerade die Vergemeinschaftung in Europa hat in Bezug auf Geschlechterdemokratie, Sozialpolitik et cetera einige Koordinierungserfahrung anzubieten. Diese Prinzipien sind auch wesentlich für die Ausbildung von Polizei und Militär unter europäischer Anleitung.

F.  Es ist nicht zu erwarten, dass eine EU mit einem einheitlichen Konzept auch homogen handeln kann. Zu unterschiedlich sind die Erfahrungen und Kapazitäten bilateraler Entwicklungshilfe und militärischer Beteiligung an Interventionen. Wir können ziemlich genau abschätzen, wie das Verhältnis von Zielniveau (Ansprüche), Umsetzung und Wirkung bilateraler Hilfen aussieht (Daxner/Free 2008, S. 45ff.). Dabei kann die europäische Koordination vor allem diese Ansprüche homogenisieren (und sollte sie anheben) und logistisch die Umsetzung auch bei bilateralen Schwerpunkten unterstützen. Die Bilanz ist hier, etwa im Bereich der Flüchtlings- und Rückkehrerprojekte, ermutigend, so dass diese Harmonisierung durchaus gelingen kann.

G. Es handelt sich nicht um afghanische Konflikte, die geregelt werden müssen, sondern um regionale. Deshalb muss die EU eine Zentralasienpolitik entwickeln, die nicht Kabul zum Zentrum ihrer Perspektiven macht. Aber Kabul ist mittlerweile Fokus vieler Bemühungen, regionale Positionen zu erweitern und Optionen zu eröffnen, zum Beispiel für Indien. Außenpolitisch kann die EU die bestehenden Blockaden leichter und mit geänderten Beziehungen zu den USA in Bewegung bringen. Russland, Pakistan, China, Indien und die umgebenden -stan-Staaten (Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan) haben alle relativ begrenzte Interessen an Afghanistan, zum geringsten Teil (geo-)strategische oder wirtschaftliche. Afghanistan aus neuen Bündnissen und Instrumentalisierungen herauszuhalten kann auch eine langfristige Perspektive sein. Die EU kann auch in Bezug auf die prekäre Grenze zu Pakistan vermitteln, allerdings nicht aktuell: Aber solange die Durand-Linie von Afghanistan nicht anerkannt wird, und solange Pakistan das Talibanproblem und die Stammeskonflikte im Nordwesten nicht demokratisch reguliert, wird das schwierig sein. Zumindest auf der Tagesordnung muss der Komplex gehalten werden. Dem Iran kommt eine besondere Rolle zu: Das Land ist für die (wirtschaftliche, militärische) Stabilisierung des Westens von Afghanistan (Herat) ebenso wichtig wie es ein Interesse an der friedlichen Grenze im Osten hat. Dieses Interesse sollte die EU aufgreifen und die durch den Atomstreit blockierte Diplomatie wieder flottmachen.

H. Die Emanzipation Afghanistans aus der sehr einseitigen Abhängigkeit von den USA macht bereits Fortschritte. Fast unbemerkt hat die Regierung gegen den hartnäckigen Widerstand der USA die Minenkonvention der UNO unterschrieben.(13) Hier nicht in Konkurrenz, sondern in Gestaltung der neuen Beziehungen zu den USA weiterzuarbeiten, sollte ein besonderes Anliegen der EU-Politik in der Region sein.

I. Als Rahmen für diese praxisorientierten Vorschläge gilt es, die Afghanen dabei zu unterstützen, ihre Gesellschaft neu zu denken. Hier können einige deutsche Nachkriegsanalogien helfen zu verstehen – und zwar beiden Seiten: Afghanen wie Europäern; wichtiger aber ist ein Wechsel im Forschungsansatz als Voraussetzung von externer Politik. Bislang haben meistens »wir« (Think Tanks im Westen etc.) die Fragen gestellt und aufgrund der afghanischen Antworten Politik gemacht. Afghanistan braucht eine solide Forschungsbasis mit dem Recht, eigene Fragen zu stellen und gegebenenfalls »uns« zur Beantwortung zu konsultieren (vgl. Re-Education).

J. Der EU wäre eine Konfliktkultur anzuraten, die einen verhängnisvollen Fehler der amerikanischen State-Building-Strategie korrigieren hilft. Der Zentralstaat ist unsensibel gegenüber den Gesellschaften zugeschnitten. Die afghanische Verfassung ist scheinbar neutral gegenüber ethnischen und tribalen Gegebenheiten; damit steht zu befürchten, dass ethnische Konflikte und Hegemonien verstärkt oder überhaupt erst gebildet werden.(14) Die Konkurrenz zentraler und dezentraler Entwicklungspläne und Kompetenzen stellt ein Kernproblem dieser Korrekturarbeit dar. Regionale und lokale Konflikte, auch als Folge der Interventionsgesellschaft, müssen nicht zentralistisch geregelt werden (vgl. Musch 2008). Die Forschung (Köhler 2008) bietet hier breite Ansätze für Multilegalität und föderale Strukturen (keine schematische Dezentralisierung).

K. Der Sicherheitsaspekt ist selbstverständlich allgegenwärtig und darf unter keinen Umständen zugunsten eines idealistischen »civil reconstruction only«-Ansatzes vernachlässigt werden. Die obersten Ziele der EU könnten hier sein, die Ausbildung von ANA (Militär), ANP (Polizei, v. a. Militärpolizei-ähnliche Gendarmerie), und Geheimdiensten zu intensivieren, um die Alleinverantwortung und Haftung der Afghanen für ihre Sicherheit zu beschleunigen – und die gesamtgesellschaftliche Kohärenz zu fördern (ANA ist zur Zeit ein starker Identitätsfaktor, kritisch und sensibel ist die ANP wegen der tief eingewurzelten Abneigung der Bevölkerung gegen die Polizei aus historischen Gründen.). Hier sind auch finanzielle Anreize und vor allem soziale Integration von Polizisten nötig; beides soll sowohl gegen Abwerbung durch die Taliban als auch gegen lokale Zersplitterungen immunisieren. Der andere, aktive Sicherheitsaspekt ist nicht nur die Abwehr und Bekämpfung der Taliban, sondern auch der Schutz der erreichten Fortschritte vor ihnen. Es muss etwas geben, das zu verteidigen und um das zu kämpfen sich lohnt. Wie weit Militär das leisten kann, ist sehr differenziert zu bewerten. Wenn es einbezogen wird, wäre eine Aufgabe der EU, die CIMIC (Civil-Military Co-Ordination)-Richtlinien und ihre Weiterungen(15) zu verändern. Das Verhältnis von Selbstschutz, Schutz anvertrauter Personen und Güter und aktive, »zivile« Beziehungs- und Entwicklungsarbeit ist zu wenig diskutiert und eng militärisch ausgelegt, mit starkem Überhang der ersten Komponente.

L. Im Kampf gegen die Drogenökonomie kann die EU nicht darauf bauen, dass es einfache Substitution durch sinnvollere Bodenfrüchte oder den Ersatz von Mohn durch Hanf (wie Zyniker raten) geben wird. Neben der Tatsache, dass der Kern des Problems bei den westlichen Konsumentenländern und nicht in Afghanistan liegt, ist die Mikro-Ökonomie und die Kreditabhängigkeit der Bauern von den Drogenbaronen ein weiteres Problem. Da diese Drogenbarone in unterschiedlichen Konstellationen für die lokale Governance von Bedeutung sind und oft lokale Sicherheit und soziale Versorgung auch dort garantieren, wo der Staat und externe Hilfe ihre Versprechen nicht einlösen, sind Aspekte von Governance wichtiger als der War on Drugs.

Solche Kataloge können wir erweitern, es gibt genügend Felder, die sich allein aus den ursprünglichen Intentionen des Petersberg-Abkommens ableiten ließen. Die sektorale Aufgliederung von Zielfeldern ist konventionell westlich und entspricht zu sehr unserer Gewöhnung an staatlich hierarchisierte Governance, also zum Beispiel nebeneinander Sicherheit, Gesundheit, Landwirtschaft, Justiz; oder Aktionsfelder wie Privatisierung und Drogenbekämpfung. Der Nachteil solcher Sektorisierung ist die Gefahr des unverbundenen Nebeneinanders.

Wir haben bereits früher den Begriff des Friedens in Kriegszeiten verwendet. Der Frieden kann ja entstehen, noch während gekämpft wird, noch während der Staat sein Gewaltmonopol festigt, noch während Attacken auf die neu sich formierenden Gesellschaften andauern. Nun greifen wir einen Begriff der deutschen Nachkriegszeit auf, den wir einem sektoralen Nebeneinander gegenüberstellen:

 

Re-Education

Das Programm der EU sollte ein Element von Re-Education enthalten. Wir erwarten eine Stärkung, Profilierung und Erweiterung der EU-Politik gegenüber Afghanistan. Eine unserer starken Prinzipien dabei ist die Vorrangstellung der afghanischen Selbst-Verständigung darüber, wie die Menschen leben wollen, wie sie sich vergemeinschaften und welche Form der Vergesellschaftung zu ihrer Gesellschaft führen soll. (Hinweis: Es ist sehr strittig, wie diese Selbst-Verständigung außerhalb der getanen Praxis erfolgt. Sie ist sicherlich in den Bedeutungsvariationen von Ritualen enthalten und der Auslegung bestimmter Praktiken, etwa zur Wahrung der Ehre (vgl. Bourdieu 2003). Aber wir lassen diesen Aspekt bewusst offen für Kritik und weitere Forschungen.)

Der Begriff einer Selbsterziehung ist uns zu deutsch und zu belastet vom binären Code Bildung/Erziehung. Re-Education war damals von den Westalliierten »positiv« konnotiert, als Erziehung zu Demokratie und »westlichen Werten«. Angestrebt war eine Abkehr von den herrschenden Deutungsmustern und eine Verinnerlichung von neuen, diesmal liberal-demokratischen und »westlichen« Werten und Normen. Dadurch gab es auch die »negative« Bedeutung der Re-Education, sich nämlich von einer Sozialisation zu befreien, in der alle Bildung und Kulturlastigkeit nichts genützt hatte, da sie in Krieg und Verbrechen geführt hatte. Das »Re-« spiegelt diese Ambivalenz. Es geht uns nicht darum, den Versuch zu bewerten und zu evaluieren, das ist hinreichend geschehen. (Skeptischer sind die Historiker, wenn Re-Education sich auf Schule bezieht: Judt 2005, S. 56–61, ebenso Thränhardt 1996 oder früher Erdmann 1980; die institutionelle Seite der Re-Education ist sicherlich an der deutschen Kontinuitätsmentalität gescheitert. Ganz anders sieht es mit der intellektuellen Re-Education, das heißt auch im Sinne »positiver« Aktivität aus, die allerdings im Konzept der Block-Konfrontation auch ihre Beschränkungen hatte. Vgl. Berghahn 2001). Aber sie muss ja erfolgreicher als die Schul- und Hochschulreformen gewesen sein, anders erklärt sich ihre nachhaltige Wirkung nicht. Im Bildungswesen ist übrigens die Gründung der Freien Universität Berlin vor 60 Jahren ein ganz entscheidender Aspekt dieses Konzepts geworden.

Re-Education in Afghanistan meint natürlich nicht, dass die externen Intervenierenden Form und Inhalt des Selbst-Verständigungsprogramms bringen. Vielmehr soll der Begriff die ambivalente Konnotation deutlich machen: Es geht um die Befreiung der Afghanen (und unserer Vorstellungen) aus einer Imagination vom »Guten Afghanistan« aus der Zeit vor dem Krieg. Und es geht um die Imagination eines »Guten Afghanistan« als Resultat der Befreiung von den Taliban und der Selbstbestimmung zur Freiheit. Der Beitrag der Externen – der Intervenierenden und der internationalen Gemeinschaft, die sich zur Unterstützung Afghanistans zusammenfindet – kann in der Bereitstellung der Mittel und in institutioneller Hilfe bestehen, wie diese beiden Imaginationen bearbeitet werden; er kann nicht in einem übertragenen Curriculum bestehen und soll sich nicht auf Austausch von Intellektuellen und zwischen politischen Eliten beschränken.

Es gibt einige diskursive Leitstränge, anhand derer Afghanistan seine Forschung und seine Selbstverständigung (auf intellektueller Ebene, also theoretischer Praxis) entwickeln kann, und diese Leitstränge sind virulent vorhanden, man muss sie den Menschen nicht aufzwingen. Es geht um Modernisierung, Säkularisierung, Nachkrieg, Umwelt, Versöhnung. Die Reihenfolge dieser unabgeschlossenen Liste ist nicht erheblich.

 

Modernisierung

Jeder Krieg bringt eine Zwangsmodernisierung mit sich. Diese ist allgegenwärtig, wenn sie sich auch mit unterschiedlichen Elementen ungleichmäßig manifestiert. Verkehrswege und Kommunikationswege sind irreversibel verändert, meist beschleunigt, eine Technisierung in Teilbereichen (Waffen, Kommunikationsmittel) ist ebenfalls weitgehend flächendeckend. Keinesfalls homogen sind zum Beispiel sprachliche Adaptionen, die Begriffe und Umgangsformen im Rahmen dieser Modernisierung betreffen. Ein wesentlicher Effekt ist die Beschleunigung der Relokation in größeren Städten und die Verödung des agrarisch genutzten Landes, auch durch die Rückkehr von Flüchtlingen aus »moderneren« Ländern. Ein Großteil dieser irreversiblen Effekte ist nicht positiv konnotiert. Traditionalistische Opposition ist kein Monopol der Taliban. Akzeptanz der Instrumente, aber Verlust sozialer Bindung an Tradition und Werte gehen oft parallel (Köhler 2008). Die Nebenwirkungen der sozialen Verschiebungen in Kriegszeiten auf die lebensweltlichen Praktiken, auf die lokalen Mechanismen von Konfliktregelung und sozialer Stabilisierung sind kaum umzukehren. Die Bestandsaufnahme dieser Transformationen kann keine intervenierende Anthropologie leisten. Die Afghanen allein können soweit feststellen, was geblieben ist und was bleiben soll, so dass sie darauf aufbauend und sich davon absetzend auch formulieren können, welches Recht auf Modernisierung sie in Anspruch nehmen wollen oder können. Hinweise darauf geben die jährlichen Erhebungen der Asia Foundation (2005–08)(16), die starke Tendenzen zu invariaten Prioritäten aufweisen: Arbeit, Infrastruktur, Gesundheit, Bildung. Sicherheit immer in dem Maß, in dem es etwas zu verteidigen gibt.

Modernisierung bedeutet auch Wettbewerb an Lebensstilen und Veränderung von Arbeitsteilung und Arbeitsbeziehungen. Westliche Vorstellungen von Privatisierung und Marktwirtschaft stoßen oft auf Widerstände, wobei einer besonders »modern« ist: Viele Rückkehrer aus dem westlichen oder entwickelten asiatischen Exil kennen eine ganz andere Marktwirtschaft als die, die von den Geberländern und westlichen RO/NRO im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit präsentiert wird.

Der gesamte Bereich von Pluralität in Ästhetik und Alltagsgestaltung ist ebenfalls davon berührt, dass die Interventionsgesellschaft bereits alte Formen abgeschafft hat, aber keine nachhaltigen Ersatz- und Kompensationsstrukturen anzubieten hat. Hier wie in anderen Bereichen kann die große Zahl von rückkehrenden Afghanen Vermittlungsdienste leisten (Die Konfrontation mit den im Ausland erfahrenen Lebensstilen ist ohnedies unausweichlich.). Der wichtigste Aspekt aber ist die Sicherung des Erbes vergangener Modernisierungswellen (1917–28, 1978–1988). Diese waren zwar zu ihrer Zeit »Verwestlichungen«, sind aber von dieser direkten Übertragung längst befreit. Die afghanische Modernisierungsgeschichte kann nicht nur mit kolonialkritischen Augen gelesen werden, sie ist auch als eine des Widerstands gegen kulturellen Kolonialismus zu betrachten. Kultureller Kolonialismus heute kommt nicht einfach aus dem modernen Westen, sondern zum Beispiel durch die Wahhabitische Mission und eine Fundamentalisierung des Islam. Die besatzungsinduzierte »Lockerung« der Sitten unter den Sowjets in den Städten war nicht pro-kolonial, sondern ein Mitnahmeeffekt. Derartige Ungleichzeitigkeiten sind insgesamt ja ein wesentliches Thema einer zeitgemäßen Re-Education. Heute ist es eine große Gefahr, wenn vor allem jugendliche Männer sich radikalisieren und ohne wirkliche Kenntnis der Epoche – zwei Generationen trennen sie! – die Zeit vor 1976 verherrlichen, zugleich aber extrem konservativ sind. Hier kann man gut an der Ungleichzeitigkeit im »unglücklichen« Bewusstsein einer hoffnungsarmen Generation ansetzen. Andererseits kann und soll man nicht eine verkürzte Sicht der Frauenfrage zum politischen Handlungsmaßstab machen: Viele Frauen beklagen, dass die »Westlerinnen« nur der Schleier oder die Burka interessiere, diese habe es zwar früher periodenweise viel weniger gegeben (Zwanzigerjahre, und unter Daud und den Sowjets), nachdem sie die Taliban aber so massiv erzwungen hatten, hätte man sich daran gewöhnt, nicht aber an den Anspruch vieler NGOs, dass Frauen nur für Frauen arbeiten sollen oder dass sie Hunger leiden. (Rostami-Povey 2007)

 

Säkularisierung

Eine analoge Diskussion sollte um die Säkularisierung geführt werden, die ja eng mit dem Modernisierungsdiskurs verbunden war und ist. Es geht dabei nicht um eine Beschneidung der Religion in ihren Rechten, aber für jene minimale Trennung von Religion und Staat, die sowohl Religionsfreiheit als auch andere Grundrechte betrifft, und auch das Recht, laizistisch zu sein, ohne dafür zu werben (mehr ist wohl nicht einmal anzudenken). Wir betrachten dies besonders unter dem Aspekt der Wissenschaftsfreiheit, weil von den Universitäten sowohl was die Forschung zur Selbstverständigung als auch was die Lehramtsausbildung betrifft, entscheidende Voraussetzungen für die Anschlussfähigkeit Afghanistans an die globale Wissenschaftsgemeinschaft verlangt werden.(17) Darum ist eine Hochschulentwicklungshilfe ohne diesen Aspekt etwas geheuchelt oder auch wirkungsarm.

In diesen Bereich der Trennung von Religion und Staat gehört auch die Korrektur der Stellung von Gemeindeältesten und Stammesführern (Elders and Tribal Leaders). Der Wunsch nach der Wiederherstellung eines Teils von deren Einfluss kann sowohl aus Forschungen abgelesen (Schetter 2007) als auch aus den Umfragen der Asia Foundation (2004–2008) erschlossen werden. Die Macht der Mullahs, die Verbindung von extremer Religiosität und politischem Radikalismus und der heutige Traditionalismus stammen auch von der systematischen Entmachtung der Elders durch aufeinander folgende Regime, die jeweils die zentralstaatliche Macht festigen wollten, worauf sich die Opposition jeweils der Religion als Kampfmittel und damit der Mullahs versicherte. Die partielle Rückgabe der Macht dürfte lokale und tribale Strukturen zugunsten von Multilegalität stärken, ohne das Gesamtsystem zu schwächen. Um kein Missverständnis zu produzieren: Auch diese Strukturen sind, vor allem auf dem Land, sehr konservativ und tief religiös geprägt. Aber sie begreifen die Religion gerade nicht als quasi Staatlichkeit förderndes Bindemittel.

 

Nachkrieg

Wir haben bereits darauf hingewiesen, wie sehr der Aspekt der Nachkriegszeit die Interventionsgesellschaft beeinflusst. Für die Selbstverständigung jeder Nachkriegsgesellschaft ist es wichtig, dass sich die Intervenierenden wieder physisch und kulturell aus der Verbindung mit den Intervenierten lösen – nicht, um sich zu absentieren, sondern um durch Distanz die Chance zu geben, dass sich die Intervenierten zur Autonomie und Selbstbestimmung hin entwickeln. Wenn das nicht geschieht, steht zu befürchten, dass es eine interne antikoloniale Diskussion mit neuen Konflikten zum Beispiel über den Abzug von intervenierendem Militär, aber auch mit einseitigen Bindungen hegemonialer Ethnien an bestimmte Intervenierende geben wird. Wir können diese Entwicklung nicht mit wünschenswerter Präzision voraussagen, weil der Abstand zur Intervention noch zu kurz ist. Aber je früher der Nachkriegsdiskurs thematisch wird und das Verhältnis des Eigenen zu dem Anderen der Intervenierenden klärt, desto konfliktärmer wird die Entflechtung sein. Das heißt in andern Worten, dass die Afghanen verstehen, warum sich die Intervenierenden verhalten, wie sie es tun, und warum sie, die Afghanen, darauf reagieren, wie sie es tun, und zwar bevor Wertungen zu konfliktreichen Handlungen führen. Zugleich dient das Nachkriegsparadigma nur scheinbar paradoxerweise zu einem Abbau der Vorurteile und Missdeutungen der Kulturen der intervenierenden und der eigenen Kulturen. Hier kann man die Forderung nach Distanz im interkulturellen Dialog anknüpfen. Wenn unterschiedliche Nachkriegserfahrungen das Gemeinsame deutlich machen, wird doch keine Fraternisierung der Erlebnisse daraus, sondern eher das Deutlichmachen von Differenz, worauf Wert zu legen ist.

 

Umwelt

Naive Gemüter sprechen heute schon wieder von einem Tourismus, der nicht nur die Kulturdenkmäler, sondern die herrlichen Gebirge und urtümlichen Landschaften erblühen sieht. Solche Naivität würde als Politik einen fernen Schritt vor nahe liegenden Dringlichkeiten machen. Die Natur leidet immer unter Kriegen. Dazu kommt eine veränderte Wahrnehmung der Umwelt, wenn die traditionelle Produktion, zum Beispiel Weiden oder bestimmte Anbauformen, mit der jetzigen Reproduktion, zum Beispiel in der Opiumökonomie, nichts mehr zu tun hat. Umwelt und Landschaft als Ressourcen zu verstehen funktioniert wahrscheinlich nicht direkt nach unserem Muster (obwohl ein Botanik-Professor der Kabuler Universität eine Grüne Bewegung nach unserem Muster genau mit dieser Perspektive diskutierte).

Umwelt wird noch für lange Zeit durch Minen begrenzt sein. Nach Aussagen von Tom Königs (früher SRSG der UNAMA) wird es noch zehn Jahre dauern, bis die hervorragenden afghanischen Minenräumer die wichtigsten Minenfelder geräumt haben werden (Es wird geschätzt, dass 10 Millionen Minen ausgelegt sind). Afghanistan braucht 500 Millionen Dollar, um das Land vertragstreu bis 2013 minenfrei geräumt zu haben. Es gibt sowohl die Spezialisten als auch die Infrastruktur, aber kein Geld – so die UN-Agentur UNMACA.(18) Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, die Begrenzung der Ökonomie und die Gefahr für das Leben vor allem von Kindern sind hier die wichtigsten Aspekte der Minengefahr; man kann durch Unterstützung der afghanischen Minenräumung einen Beitrag zur beschleunigten Stabilisierung leisten.

Wir haben schon im letzten Aufsatz in der Kommune auf die Probleme der Wasserversorgung in Zusammenhang mit dem Klimawandel hingewiesen. Es ist erstaunlich und positiv, wie viele Projekte in diesem Zusammenhang existieren, und auch, dass es Perspektiven für regenerative Energie gibt.(19) Wir haben diesen Diskursbereich gewählt, weil er für die These vom Frieden in Kriegszeiten besonders signifikant ist und auf sehr viele Sektoren Einfluss hat. Landwirtschaft, Gesundheit, Trinkwasser, aber auch langfristige Infrastrukturvorhaben – Wasserleitungen, Brunnen, Industriewasser – et cetera sind davon betroffen.

 

Versöhnung

Es wurde mehrfach gefragt, warum es in Afghanistan keine Wahrheits- und Versöhnungskommissionen nach dem Muster etwa von Südafrika gibt. Solche Verfahren erscheinen in bipolaren Konflikten angezeigt, entweder vertikal, zwischen ehemaligen Kolonialherren und der Bevölkerung, oder horizontal, zwischen verschiedenen Konfliktparteien innerhalb einer Gesellschaft. Versöhnung bedeutet ja weit mehr als kalter Frieden nach einem militärischen Sieg oder einem Waffenstillstand. Sie ist auch mehr als ein Arrangement unter neuen normativen Vorzeichen. Auf gesellschaftlicher Ebene muss sich ein traditionalistischer Teil der Mehrheit der Bevölkerung damit aussöhnen, dass die Herrschaft der Durrani-Pashtunen, aus deren Reihen die afghanischen Könige stammten, unwiderruflich zu Ende ist. Aber auch damit, dass eine Balance zwischen Stämmen und Gesellschaften nicht dauerhaft auf immer mehr Segmentierung und Rücksichtnahme auf lokale Machtagglomerationen erfolgen kann, also das Gesamtsystem föderal legitimierend werden sollte. Wir denken, dass institutionelle Versöhnung über eine funktionierende und transparente Justiz besser und wirksamer sein kann als psychologisierende Rücksichtnahme auf vielschichtige Unrechtserfahrungen, in der viele Menschen zugleich Opfer und Täter unter unterschiedlichen Bedingungen zu verschiedenen Zeiten gewesen sind. Die Immunitätsgesetze zugunsten mancher der früheren Warlords und eine Tabuisierung bestimmter Aspekte des Kampfes gegen die Sowjetokkupation sind ebenfalls Hemmnisse, die erst thematisiert werden müssen, bevor sie Gegenstand öffentlicher Kontroversen werden können. Die formal sehr weitgehende Pressefreiheit könnte auch die Schaffung von mehr öffentlichem Raum begünstigen.

 

Haftung, Verantwortung und Empathie

Wir haben eingangs, vor der Medienschau, eine empathische Haltung für die afghanische Bevölkerung gefordert und versucht, sie auch argumentativ bei den einzelnen Punkten unserer Vorschläge einzunehmen. Wir haben einige Erfahrung gesammelt, wie im Heimatdiskurs hier in Deutschland »Afghanistan« zu einer symbolischen, imaginären Größe im Alltagsdiskurs eines Landes wird, das auch Krieg führt. Wir sind nicht so naiv zu glauben, ein Zustand der relativen Integrität und Unversehrtheit eines Landes lasse sich nach Krieg und Intervention wieder reproduzieren. Aber wir denken, dass Teile davon, also die Freiheit als Konsequenz der Befreiung, nicht nur symbolisch, sondern konkret zur Heilung und Selbstverständigung der afghanischen Gesellschaft führen kann. Wir, als Teil der Krieg führenden Intervenierenden, haften dafür. Das bedeutet nicht, dass die Bundeswehr auf unabsehbare Zeit im Land sein wird; es bedeutet auch keinen ewigen Interventionszustand. Aber es bedeutet, dass die Eingriffe, die die Intervention notwendig und nachhaltig in die Gesellschaft – als Interventionsgesellschaft – bewirkt, in einem Aushandlungsprozess Legitimation erfahren sollten. Was nicht geht, ist sich mit Nation-Building auf der Systemebene zu begnügen, sich über halbwegs demokratische Wahlen westlichen Musters zu freuen und die Menschen beim Society-Building allein zu lassen. Dazu haben wir schon zu tief in die lebensweltlichen Rahmenbedingungen eingegriffen.

 

1

Jürgen Trittin, 23.9.08, partei-interne Korrespondenz.

2

Michael Daxner, Jan H. Free, Maike Schüßler und Ursula Thiele: »Staatsgründungskrieg und Heimatdiskurs. Afghanistan – und die Grundlagen und Probleme humanitärer Interventionen«, Kommune 6/07.

3

Ahmed Rashid: Descent into Chaos, New York 2008 (Viking).

4

Hierin gleichen sich unbelehrbare US-Militärs (PRT-Commander Kunar 2007) (pro) und deutsche Pazifisten (Jürgen Rose, Erich-Maria-Remarque-Gesellschaft 11/08) (contra) aufs Haar.

5

Vor dem Ende des Kalten Krieges konnte die Linke im Westen die Position des Hinschauens moralisch auch gegen ihr jeweiliges Lager verwenden. Es war im Westen auch ein Protest gegen das politics never again der Kriegsgeneration nach 1945.

6

Vgl. Michael Daxner: »Neue Kriege und Innere Sicherheit«, Vortrag Gießen, 13.1.2009.

7

Natürlich nicht im rechtlichen Sinne.

8

Mit diesem Plural deuten wir unsere politisch-ethnologische Überzeugung an, dass es in Afghanistan mehrere, distinkt voneinander geschiedene und nur staatlich zusammengefasste Gesellschaften gibt. Das hat zwar mit der Stammes-Struktur und damit verbundenen Kulturen und Sozialsystemen zu tun, ist aber nicht kongruent mit diesen.

9

Vgl. Michael Daxner und Jan Free: Civil Reconstruction in Afghanistan. Report for the Greens/EFA in the European Parliament, Berlin/Oldenburg 2008.

10

Vgl. www.bpb.de/veranstaltungen/7315QW,O,DeutscheAußenpolitik.html mit vielen prominenten Beiträgen, u. a. von Münkler, Nachtwei, Voigt und Schmierer.

11

Tony Judt: Postwar. New York 2005 (Penguin). Dieses Nachkriegs-Konzept der Geschichtsschreibung hilft auch zu verstehen, warum nach dem Ende des Kalten Kriegs Länder unterschiedlich auf das Ansinnen, sich an Interventionen zu beteiligen, reagierten. Vgl. Michael Daxner: »Cold War revisited«, Vortrag Universität Salzburg, 8.1.09

12

Die Befunde dieses Versagens sind überwältigend eindeutig, sowohl in den offiziellen Berichten etwa von UNAMA und anderen UN-Organisationen als auch in der fachkundigen Berichterstattung der Medien. Beispiele für sensible Schwachpunktauflistungen sind überdeutlich und autoritativ bei Rashid 2008 aktualisiert, aber auch journalistisch verknappt, z. B. jüngst bei Merey 2008. Dass aus diesen Befunden keine nachhaltigen Konsequenzen gezogen werden, ist auch ein Problem mangelnder Koordination eines starken Mit-Spielers, der EU, gegenüber den USA und anderen einzelnen Akteuren, wie zum Beispiel Indien oder Iran. Über die richtige Verwertung der ja vorhandenen Forschung (auch in Deutschland) muss gestritten werden, um falsche Indienstnahme und intransparente Legitimationsakte zu vermeiden, aber auch hier denken wir, dass die europäische Ebene zu einer besser koordinierten »Politisierung« kritischer Erkenntnisse führen könnte. (Es geht hier auch quantitativ kaum um militärische Überlegungen, sondern um die Soziologie und Ethnologie von Gesellschaften unter dem Einfluss einer sie völlig verändernden Intervention; man könnte sich am Ethos von Pierre Bourdieu im Algerienkrieg ein Beispiel nehmen, wie solche Erkenntnisse empathisch auf die betroffenen Menschen hin orientiert werden können).

13

Die Konvention wurde in Oslo von 94 Staaten am 4.12.08 unterzeichnet, von Afghanistan in letzter Minute.

14

Katherine Adeney, Asian Survey XLVIII 4/2008.

15

Die Originaldokumente sind MC 411/1 Jan. 2002 und AJP-9 CIMIC-Doctrine Juni 2003. Für Afghanistan existiert umfangreiche kritische Literatur v. a. zu den Provincial Reconstruction Teams (PRT) und ebenso eine Menge Selbstdarstellung.

16

Die Erhebungsmethoden von Asia Foundation werden allerdings von Fachleuten bezüglich der Erhebungen unter Frauen und im Süden des Landes bezweifelt.

17

Das Observatory der Magna Charta, eine weltweit operierende Organisation zur Förderung der Wissenschaftsfreiheit und Hochschulautonomie, hat mehrere Veranstaltungen und Tagungen in den Jahren 2005–2007 mit großem Erfolg, meist vermittelt über den früheren Minister Fayez, in Herat und Kabul durchgeführt. Vgl. www.magna-charta.org

18

Reuters, 12.1.2009, Scot W. Stevenson.

19

An der Universität Oldenburg wird ein DFG-Antrag vorbereitet, der gemeinsam mit dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung herausfinden will, wie drohende Veränderungen des Klimas den relevanten Stammesführern und lokalen Eliten vermittelt werden können. Es gibt eine Vielzahl von Projekten, die trotz der Unsicherheiten Wasser- und Energievorhaben bearbeiten. Vgl. Kreutzmann 2008. (Wir zitieren Kreutzmanns Arbeit exemplarisch für sein außergewöhnlich intensives regionales Forschungsnetzwerk zwischen Anthropologie und Geographie; K. ist eine wichtige Stimme der Kritik gegen unangemessenes Eindringen der Intervenierenden in die lokalen Gesellschaften.) Vgl. GTZ 2007 für die Provinz Badakhshan.

 

 

 

 

 

Kasten1:

Medien, Begriffe und Diskurse

 »Noch existiert der Krieg in Deutschland am Rand,
aber er dürfte weiter zur Mitte wandern.«
(SZ, 2.9.2008)

 

Plötzlich sind Begriffe wichtig geworden, und es hat sich etwas geändert im Heimatdiskurs um Afghanistan. Öffentlich zu fragen, ob denn der Krieg ein »Krieg« sei, heißt, dass man ihn anerkennt und die eigene Beteiligung legitimieren möchte.

Der Spiegel spricht von der »Mission«, die nach sieben Jahren zeigt, dass weder Taliban noch die westliche Allianz den Krieg gewinnen können (Nr. 42/08, S. 123). Hier werden Gegner konkret benannt. Der US-General David H. Petraeus spricht etwa zeitgleich vom »längsten Krieg gegen den Terror«. Die Mission sei einerseits der Aufbau des Landes (statt Wiederaufbau, womit er Recht hat), andererseits das Verhindern einer neuen Rückzugsstellung für Extremisten, was vage und unkonkret ist, und eher auf Pakistan zutrifft (Nr. 40/08, S. 103108). Die Medien berichten genauer und konkreter als bisher, weil sich herumgesprochen hat, dass der Krieg als solcher von den Menschen hier »begriffen« wird. Die lang gehegte Vorstellung von zwei Gruppen von Akteuren überzeugt immer weniger. Weder gibt es die weniger Guten, die Krieg gegen die wirklich Bösen führen (USA, OEF, War on Terrorism), noch gibt es die andern; »wir«, eine Art militärpolizeilicher Entwicklungshilfe im Einklang mit der Bevölkerung. Jung wehrt sich dagegen, den Krieg in Afghanistan als Krieg zu bezeichnen, mit schlechtem Grund, nominalistisch. Die Kriegsmetapher ist beim Streit der »legitimen« Afghanen mit den Taliban weit eher angebracht als im War on Terrorism.(1) Dass die Afghanen in ihrem Bemühen, das Gewaltmonopol eines tendenziell demokratischen Staates herzustellen, sich auch internationaler Hilfe bedienen, die in Form der ISAF wiederum mit der OEF verknüpft ist, mag Puristen in Europa unangenehm sein, aber die Befürchtung, die Afghanen führten OEF und ISAF am Ring durch die Manege, stimmt natürlich nicht. Gerade die Aktion der OEF-Streitkräfte zeigen, was noch die wenigsten hier bewusst aufgenommen haben: dass es sich um einen regionalen Konflikt mit einem Krieg in Afghanistan und Pakistan handelt. Innerhalb Afghanistans sind die Hoffnungen auf den neuen US-Präsidenten Obama mit starken Befürchtungen gemischt: Dass er das Land zum Angelpunkt seiner regionalen Politik machen will, wird auch in den ländlichen Gebieten begrüßt; dass er aber möglicherweise die lokalen Stammesführer und Warlords bewaffnen will, schmeckt vielen nicht: Es konkurrierte ja mit dem Kampf ums Machtmonopol von Karzai (Global Post, 9.1.09).

 

Angesichts der deutschen Toten – 28 von circa 1000 – gibt es zwei Argumentationslinien: Für die einen sind diese Toten Opfer von Anschlägen, ihr Sterben ist Schicksal (Witwe des 2002 gestorbenen Hauptmanns Deininger, FR, 16.10.08). Es gehöre zur Profession des Soldaten-Sein, getötet zu werden. Die andern sprechen von Gefallenen, letztlich auch Jung, der sich aber gegen den Krieg nach wie vor wehrt (SZ, 2.9.08, 22.10.08, FAZ, 25.10.08), weil dieser Begriff Krieg impliziert, und das soll nicht sein. Ein PR-Experte der NATO wandte sich gegen die Kriegsmetapher, weil es ja gar keine völkerrechtliche Grundlage für einen Krieg gäbe (Quelle bekannt, aber nicht-nennbar), während die Frankfurter Rundschau ganz offen in Frage stellt, ob die »Mission ihre tödlichen Folgen wirklich wert« ist; die Mission, das ist die selbst bezweifelte »Sicherheit Deutschlands« (FR, 16.10.08). Wenn die deutlich negative Position der FR diese Sicherheit in Anführungszeichen setzt, bleibt die richtige Frage zu stellen: Ist die Mission die Folgen eines Einsatzes für die »Sicherheit der Afghanen« wert, wenn schon nicht direkt für unsere?

Vermutlich will Jung nicht deswegen keinen »Krieg« wahrhaben, weil ihn die Linke mit völkerrechtlichen und pazifistischen Argumenten schreckt (SZ, 24.10.08), sondern weil er Angst vor der Reaktion der Bevölkerung hat, die im Bemühen um neuen Auszeichnungen, Gefahrenzulagen und so weiter eine »Normalisierung« der Bundeswehr im Kriegszustand out of area bemerken könnte.

Es gibt eine Angstlust am weit entfernten, uns aber betreffenden Krieg, der dosierte Trauer und Ehrbezeigungen zulässt, aber nicht wirklich unser Leben beeinflusst. Durch erstaunlich schnell aktualisierte, in den großen Medien auch einigermaßen seriöse Berichterstattung, wird eine bestimmte Gruppe, die im Heimatdiskurs Ton angebend ist, in die Lage versetzt, »sachlich« zu argumentieren. Man weiß jetzt genauer, wer der Taliban ist, warum er meistens Pashtune ist, dass es auch andere destabilisierende Gruppen gibt, und man ist sich sicher zu wissen, dass und warum man nicht gewinnen kann, die Taliban aber auch nicht. Ausgerechnet die FAZ drückt das Begreifen am siebten Jahrestag des Kriegsbeginns am deutlichsten aus: »Einsatz für Afghanistan«. »Für Afghanistan« sind dann etwa die Kosten ein Fokus des Steuerzahlers. Afghanistan hat in Großbritannien den Irak weit hinter sich gelassen (2,3 Mrd. Pfund gegen 1,4 Mrd. in diesem Jahr, Times, 26.11.08). Ähnliche Rechnungen stehen uns ins Haus. Unvermeidlich ist die Diskussion, die in England hohe Wellen schlägt: dass nämlich die Militärs falsch und unzureichend ausgerüstet sind (Independent, 26.11.08). Hierzulande hat der Bundeswehrverband schon ähnliches festgestellt. Die politische Frage dahinter ist noch zaghaft, aber sie wird bei den nächsten Attacken der Taliban und gar bei Verlusten an Menschenleben virulent: Ist die Bundeswehr ein Ziel, weil sie ein zu geringes Mandat hat, sich zu verteidigen? (SZ, 24.12.08). Eine normale Krieg führende Nation geht routinierter damit um, als sie wahrhaben will. Es gibt keinerlei Anstrengungen, zu den Abrüstungen und Eindämmungsinitiativen der Siebzigerjahre zurückzukehren oder Neuauflagen zu machen, die dem Ende des Systemdualismus angemessen wären. Man könnte doch mit allen wichtigen Akteuren strikte Waffenembargos verhandeln

Was im Augenblick besonders problematisch erscheint, ist eine Vermischung von richtigen Wahrnehmungen und verkürzten Problemlösungen, die seltsam zirkulär argumentiert. Das beste Beispiel ist Jürgen Todenhöfer (FR, 16.10.08), dessen Halbheiten irgendwie sympathisch und unpraktisch zugleich sind. Recht hat er, wenn er meint, dass nur Afghanen die Insurgenten im eigenen Land letztlich besiegen können. Aber sie können zurzeit die Schulen, die sozialen Einrichtungen, die Todenhöfer fordert, mit eigenen Sicherheitskräften nicht verteidigen, und schon gar nicht ihre Grenzen schützen. Recht hat er, wenn Versäumnisse der westlichen Kriegsführung aufzeigt, falsch sind seine Aussagen über wachsende Unterstützung der Taliban in der Bevölkerung, über ihren vordem geringen Rückhalt, über die Möglichkeiten, zurück zu den alten Strukturen zu gelangen um nationalen Frieden zu stiften (Loja Jirga). Diese gefährliche Haltung, immer nahe am Stammtisch, dass die betroffenen Völker ihre Probleme selber lösen sollen, verbreitet sich weit über die Klientel der fahrlässig populistischen Linken und der plötzlich erstarkten Nicht-Einmischungsfreunde hinaus; Jürgen Trittin hat zutreffend festgestellt, dass ein Sich-selbst-Überlassen der Afghanen zu neuem Bürgerkrieg führen müsste,(2) weshalb ein sofortiger Abzug auch der Bundeswehr falsch wäre. Wichtig an diesem unscheinbaren Satz ist die Deutung, dass uns dieser Bürgerkrieg auch etwas angeht. Es geht uns plötzlich auch an, dass ranghohe, meist ehemalige Militärs, den Krieg als ungewinnbar bezeichnen (prominent: Admiral Mike Mullen: »downward spiral«, International Herald Tribune, 10.10.08). Im Heimatdiskurs bedeutet das keine Identifikation mit den Kriegszielen, aber mit dem Krieg, jener unausweichlichen Komplizenschaft von Laien und Wissenschaftlern, die den Krieg anerkennen müssen, selbst um ihn zu kritisieren.(3) Ähnliche Expertise und Anerkennung erfährt die Frage, ob und wie und wann man mit den Taliban »reden« muss, und wer das tun soll.

Noch einen Aspekt des Heimatdiskurses in den Medien sollten wir im Blick behalten. Die Bedeutung unserer Soldaten im Feld, vor allem wenn sie fallen, wird instrumentalisiert. Nicht überall so frivol wie in der Bild-Zeitung: »Bundeswehr entsetzt! Tote deutsche Soldaten verhöhnt!« (Bild, 4.9.08). Es handelt sich um ein willkürlich ausgegrabenes, ziemliches blödes Pamphlet einer DKP-nahen antimilitaristischen Gruppe, das mehrere Jahre alt ist, aber von der Springer-Presse gegen die sich damals noch abzeichnende Koalition in Hessen in Stellung gebracht wurde. Dies ist der untere Rand einer neuen Debatte, die sich um Sondergerichtsbarkeit für Soldaten im Feld, ihre besondere Schutz- und Ehrbedürftigkeit dreht. Es gibt hier sachliche und unsachliche Argumente, außer Zweifel. Aber die Diskussion zeigt auch, dass die Identifikation der Bundeswehr out of area in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Michael Daxner, Jan H. Free

 

1

War on Terrorism ist nicht ganz bedeutungskongruent mit War on Terror. »Terrorism« impliziert schon eine bestimmte Vorstellung davon, wer die Terroristen sind.

2

Jürgen Trittin, partei-interne Korrespondenz.

3

Dirk Baecker: »Der Krieg als Ritual der Gesellschaft«. In: Oberender u. a.: Gott gegen Geld. Berlin 2002 (Alexander). An der Freien Universität Berlin agitiert eine von der Partei Die Linke inspirierte Gruppe gegen den Sonderforschungsbereich 700 (Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit). Die Auseinandersetzung hat immerhin eine Debatte mit einiger Breitenwirkung unter den Studierenden in Gang gebracht, die die Verdachtskultur (alles, was da geforscht wird, dient indirekt der Besatzung und dem Militär) etwas auflockert (OSI 12.12.08). Aber ich, M. D., bin da hartnäckig und will die Frage über einige Texte hinaus politisieren: Denn Anthropologie, Ethnologie und Soziologie in Interventionsländern sind gerade dort brisant, wo sie interventionskritisch mit allen Akteuren zusammenarbeiten müssen. Vgl. auch die Kontroverse bei Barcott 2008.

 

 

 

 

Kasten 2:

Soll man mit den Taliban reden? Muss man es?

Weil fast alle sicherheitsbezogenen Überlegungen sich auf die Taliban beziehen, ist die Frage hochaktuell.(1) Prinzipiell ist sie nicht besonders originell, es hat immer zwei Lager gegeben: Die einen haben es stets abgelehnt, mit erklärten Terroristen zu sprechen oder gar zu verhandeln, die andern haben genau diesen Dialog auch dann für notwendig gehalten, wenn diese Terroristen beste Aussichten auf späteren Prozess und Verurteilung hatten, aber zum Zeitpunkt der Verhandlungen noch Macht hatten und eine Macht darstellten. Die Taliban sind nicht Hamas und sie sind nur dann Terroristen, wenn man sich der Aufwertung dieser Gruppe durch den »Krieg« gegen den Terror anschließt, was wir nicht tun. Es gibt mit Sicherheit zwei von einander geschiedene Generationen (Rashid 2001, 2008). Die zweite Generation agiert eindeutig terroristisch, aber nicht im Sinn des globalen Kriegs gegen die Terroristen, sondern lokal. Es gibt auch andere »Aufständische« gegen die Regierung Karzai, die keine Taliban sind, es gibt Räume beschränkter lokaler Herrschaft – im Vietnamkrieg hätte man das befreite Zonen benannt -, in denen die Taliban mit lokalen Eliten paktieren und eine gewisse Governance – Sicherheit, soziale Leistungen, andere öffentliche Güter – garantieren. Anderswo kämpfen sie gegen die afghanische Zentralregierung und die fremden Truppen, OEF wie ISAF, wohl wissend, dass weder sie militärisch gewinnen können, noch es von den Interventionstruppen zu erwarten ist. Sie sind sicherlich teilweise von al-Qaida abhängig, es gibt aber auch schroffe Differenzen zur »arabischen« Dominanz. Die erste Generation von Taliban wurde von al-Qaida strategisch isoliert, also aus Verhandlungen mit anderen Gruppen ferngehalten, um die Abhängigkeit zu erhöhen. Und die Taliban sind ein Phänomen, das heute wahrscheinlich für Pakistan relevanter ist als es mittelfristig für Afghanistan sein wird. Das ist eine »positive« Prognose für Afghanistan, aber nicht für die Region.

Man kann die Taliban aus verschiedenen Gründen nicht »zurück ins Boot« holen, weil sie dort nie waren. Da man sie von der Bonner Konferenz ausgeschlossen hatte, weil die UN meinten, die wichtigsten Führer würden ohnedies nicht kommen und weil die Nordallianz auch strikt dagegen war, hat sich eine »Runder Tisch«-Lösung vor der Verfassung ausgeschlossen; jetzt würde dieses Modell zur langsam sich festigenden repräsentativen Demokratie nicht passen. Die Taliban zu spalten, in »moderate« und »unbelehrbare« ist auch nicht sinnvoll, weil sie ja von ihrer Struktur her nicht diese Flügel kennen: Es gibt eine Vielzahl von Varianten in Motiven und Verhalten, allerdings diszipliniert und einig in der Gegnerschaft.

Karzai hat eine richtige Entscheidung getroffen: Wenn mit den Taliban verhandelt wird, dann will er das organisieren, denn es geht um das staatliche Machtmonopol und nicht um den Kampf gegen den Terrorismus. Um es salopp zu sagen, das ist Karzais Staatsgründungskrieg, nicht der Krieg der Amerikaner. Da die Taliban in Nordwest-Pakistan eine zunehmend destabilisierende Rolle spielen und insgesamt wohl an Reputation verloren haben, was ihre soziale Funktion in Gegenden schwacher Staatspräsenz betrifft, kann es eine neue außenpolitische Konstellation mit neuen Konflikten an der afghanisch-pakistanischen Grenze geben. Der Überfall auf ISAF-Transporte an der Khyber-Grenzstraße lässt diese Erwartung zu.

Die Wurzeln, also die Madrassas, der Traditionalismus, die Ablehnung der »liberalen Staatsgründung«, aber auch der Rekurs auf untergegangene und verschwindende lokale Machtkulturen, waren für die erste Generation, gerade angesichts der korrupten Mujaheddin, typisch. Wir halten die heutige Taliban-Formierung für noch weniger zugänglich, weil prinzipienloser. Man sollte sie deshalb nicht dauernd über den amerikanischen Kriegsbegriff aufwerten, sondern sie mit Militärpolizei und Entwicklungshilfe an die Dörfer und deren starke Absicherung gegen Übernahme bekämpfen. Am wichtigsten ist es aber, den Taliban keine Chance zu geben, über öffentliche Güter und lokale Sicherheit das einzulösen, was die Internationalen versprochen haben; einschließlich vernünftiger Gehälter für die örtliche Polizei und einem Minimum an sozialer Grundsicherung in den Dörfern.

Schetter hat mehrfach darauf hingewiesen, dass sich die Afghanen als »Staatsvolk« daran gewöhnen müssen, nicht mehr pashtunisch regiert zu werden. Umso wichtiger ist es, dass die Taliban, überwiegend Pashtunen, nicht zum ethnischen Stigma und einer dauernden Spaltung des Landes führen. Fredrick Barth(2) hat uns gegenüber bestätigt, dass die Vermutung, Taliban rekrutierten aktive Anhänger nach alten pashtunischen Stammesregeln, jedenfalls nicht abwegig ist.

Uns erscheint eines wichtig: das ständig wiederholte Epitheton »radikal-islamisch« passt so wenig auf die Taliban wie auf Hamas, man müsste schon Islamismus und diesen wiederum ganz konkret und lokal definieren, um einen religiösen Bezug belastbar herzustellen.

Michael Daxner, Jan H. Free

 

1

Wir verweisen hier auf keine Referenz, die eine bestimmte Auffassung stützt, sondern berufen uns auf einige neuere Literatur, die allesamt Teilaspekte hervorhebt. Vgl. Schetter 2007a, Giustozzi 2008, Burke 2008, Collins 2008.

2

Im persönlichen Gespräch mit M. D.; Barth ist der wohl bedeutendste Anthropologe der Region in den Fünfzigerjahren gewesen und hat vor allem die Regeln von lokaler Loyalität und Konfliktregulierung erforscht.

 

Wir danken an dieser Stelle auch den Studentinnen und Studenten des Seminars »Afghanistan« an der FU Berlin für ihre kritischen und kenntnisreichen Diskussionsbeiträge, und Tom Koenigs, wie immer.

 

 

 

 

 

Literatur:

Bibliographische Hinweise, die über die in den Fußnoten und hier zitierten Fundstellen hinausgehen, finden sich vor allem bei Daxner/Free 2008 und bei Ahmed Rashid 2008. Allgemein zugängliches Informationsmaterial öffentlicher Stellen wurde nicht zitiert.

 

Adeney, Katherine: »Constitutional Design and the Political Salience of ›Community‹ identity in Afghanistan«; in: Asian Survey XLVIII, 4/2008

Asia Foundation: A Survey of the Afghan People, Kabul 2004, 2006, 2007, 2008 (Afghan Office der A.F.)

Bourdieu, Pierre: In Algerien, Graz (Camera Austria) 2004

Barcott, Rye and respondents: »Anthropology in Conflict: An Exchange«; in: Survival 50 (3), June 2008, S. 127–162

Berghahn, Volker: America and the Intellectual Cold Wars in Europe, Princeton 2001

Collins, Joseph: »The Further Afghan Reconciliation: Fight Harder«; in: Small Wars Journal, op-ed (2008)

Daxner, Michael u. a.: »Staatsgründungskrieg und Heimatdiskurs. Afghanistan – und die Grundlagen und Probleme humanitärer Interventionen«, in: Kommune 6/07, S. 62–81

Daxner, Michael: Social Research and the Self-Respect of a Society, Herat, 25.–27. November 2007

Daxner, Michael/Free, Jan: Civil Reconstruction in Afghanistan. A Report for the Green Party/EFA in the European Parliament, Berlin und Oldenburg, November 2008

Erdmann, Karl D.: Das Ende des Reiches und die Neubildung deutscher Staaten, München 1980, S. 244 ff.

Giustozzi, A.: War and Peace Economies of Afghanistan’s Strongmen, in: International Peacekeaping 14 (1) 2007, S. 75–89

GTZ: Renewable Energy Supply for Rural Areas (ESRA): 2120.9.-001, 2007

Köhler, Jan: »Auf der Suche nach Sicherheit«, in: SFB-Working Paper Series Nr. 17 (November 2008), SFB 700, FU Berlin

Kreutzmann, Hermann: »Water Issues in the Pamir«, in: Chirii (geography) 52 (1), 2008

Merey, Can: Die afghanische Misere, Weinheim 2008

Musch, Arne (ed.): City Dipolomacyx. The role of Local Governments, VNG International, The Hague 2008

Rostami-Povey, Elaheh: Afghan Women: Identity and Invasion, New York 2007

Schetter, Conrad: »Ethnoscapes«, in: Geopolitics, 2005/1

Schetter, Conrad/Mielke, Katja: »Where ist the Village, in: Asien 104 (July 2007), S. 71–87

Schetter, Conrad: »Talibanistan – Der Anti-Staat«, in: Internationales Asienforum 38 (2007), S. 233–257

Thränhardt, Dietrich: Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1949–1990, Darmstadt 1996, S. 27 ff.

 

In: Kommune, Forum für Politik, Ökonomie, Kultur 1/2009