Werner Polster

Deutschland, Frankreich und Europa in der Wirtschaftskrise

 

 

Nach dem Fast-GAU der Finanzkrise intervenieren die europäischen Nationalstaaten in recht unterschiedlicher Weise, um der zum Teil lange verleugneten Wirtschaftskrise Herr zu werden. Europa sollte sich jedoch, so unser Autor, jener Dynamik besinnen, die das Einigungsprojekt vorangetragen hat. Den Herausforderungen dieser Jahrhundertkrise könnte eine Wirtschaftsunion am ehesten gerecht werden, deren Politik nationale Eigenbröteleien vermeiden kann, wie sie derzeit von der Großen Koalition in Deutschland betrieben wird.

 

Der 15. September 2008, der Tag der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers, so scheinen sich die Auguren zu einigen, wird als der Tag der Zeitenwende, der Tag des finanzpolitischen GAUs in die Wirtschaftsgeschichte eingehen. Die Kernschmelze stand in den Tagen danach kurz bevor, durch ad hoc ergriffene Staatsinterventionen ließ sie sich noch einmal abwenden. Nach dem Ende der französischen EU-Ratspräsidentschaft und der Verabschiedung des zweiten deutschen Konjunkturprogramms Mitte Januar bietet sich Gelegenheit für eine erste europapolitische Zwischenbilanz. Dies umso mehr, als die relevanten weltweiten Zentralbankzinsen gen Null tendieren und damit auch das letzte konventionelle Pulver der Wirtschaftspolitik verschossen scheint.

 

Die Krise und ihre Wahrnehmungen

Noch ist nicht klar, in welcher Phase sich die Wirtschaftskrise befindet. Sie hat irgendwann im Jahr 2007 – man könnte sagen klassisch – begonnen als Finanzkrise, also im Kreditüberbau, womit der »Sturmvogel der Krise« (Marx) angekündigt war. Nachdem sich dann im Interbankenmarkt das gegenseitige Misstrauen und der Solvenzverdacht festgefressen hatte, griff die Kreditkrise im Laufe des Jahres 2008 über auf die Realwirtschaft – wie die jetzt nach und nach veröffentlichten Zahlen verraten, schon recht früh im Jahr 2008. Für den zukünftigen Verlauf sind grundsätzlich zwei Szenarien denkbar.

Szenario 1: Es breitet sich eine normale zyklische Krise aus, zeitlich begrenzt und garniert mit den üblichen Marktbereinigungen, Unternehmensinsolvenzen, düsteren Zahlen am Arbeitsmarkt und so weiter, aber am Ende des Tunnels mit einer Perspektive der wirtschaftlichen Erholung. Schon jetzt steht ziemlich sicher fest, dass die jetzige Rezession den schärfsten Einbruch in der westlichen Welt nach dem Zweiten Weltkrieg markieren würde. Die Krise reihte sich ein als sechste Konjunkturkrise der Wirtschaftsgeschichte nach 1945.(1)

Szenario 2: Tritt dieser Fall ein, steht die globalisierte Weltwirtschaft am Beginn eines Strukturbruchs, einer massiven Strukturkrise, die sich in eine dauerhafte deflationäre Konstellation auswächst mit unübersehbaren wirtschaftlichen, sozialen und politischen Folgen. Über die deflationäre Abwärtsspirale könnte sich noch eine ökologische Krise stülpen, in deren Rahmen sich der Kampf um Ressourcen intensiviert, begonnene Wirtschaftsentwicklungen in den Schwellenländern abgebrochen werden und den OECD-Ländern ihr bisheriges zivilisatorisches Entwicklungsmodell wegrutscht. Beispiele für das Szenario 2: die Weltwirtschaftskrise von 1929 ff. und – eine erheblich mildere Ausprägung – die Deflationskrise in Japan von 1990 ff. Der »schwarze Schwan« (Taleb 2008) hätte die Welt heimgesucht.

Seit dem Herbst 2008 häuft sich reichlich empirisches Material, das für einen sehr tiefen Einschnitt spricht:

  da ist zunächst das abrupte Austrocknen der gegenseitigen Kreditierung im Interbankenmarkt mit den Konkursen und dem Wanken zahlreicher Riesen im Bankensektor, das bis jetzt anhält und epidemische Ausmaße hat;

  dann sind da die Währungskrisen, die ganze Staaten an den Rand des Bankrotts getrieben haben und wohl noch treiben werden;

  es zeigt sich ferner die atemberaubende globale Synchronizität im Abschwung, die die Hoffnung auf Entkopplung (zwischen Industrie- und Schwellenländern) schlagartig weggedrückt hat;

  und da sind am Anfang des realwirtschaftlichen Einbruchs die schockartigen und gewaltigen Rückgänge beim Export insgesamt und in einzelnen Branchen, insbesondere der Automobilbranche.

Dass mit Sicherheit zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine der beiden Möglichkeiten prognostiziert, umgekehrt aber auch nicht ausgeschlossen werden kann, erinnert auf den ersten Blick an den alten Agnostiker Hayek, auf den in dieser Zeit gelegentlich rekurriert wird – meist in Versatzstücken und zur Unkenntlichkeit verkürzt –, der eine solche Überlegung zum Thema Zukunft schon im Ansatz als »Anmaßung von Wissen« abgekanzelt hätte. Bestenfalls zu dem vollständigen Verzicht auf jedwede staatliche Intervention hätte er geraten, um der Bereinigungskrise freien Lauf zu lassen und eine neue Etappe im spontanen wirtschaftlichen Entdeckungsprozess einzuläuten. Erst dann ließen sich die verpfuschten Wirtschaftsordnungen der Gegenwart in wahre Katallaxien transformieren (Hayek 1968a). Noch sind es wenige Sternenreiter, die solches in ihren Gedanken bewegen; die Mehrheit der konventionellen Neoliberalen, auch die in der Wolle gefärbten, haben fast allesamt die Bankenrettung vom Oktober begrüßt, da es die Kernschmelze mit dem Systemrisiko zu vermeiden galt.

Mit Blick auf die Risiko- und Krisenwahrnehmungen im öffentlichen wirtschaftspolitischen Diskurs lässt sich bislang Folgendes registrieren:

  In bis dato vorborgen gebliebenen Schichten der Risikowahrnehmung des ökonomischen Sachverstandes lebte die Weltwirtschaftskrise von 1929 weiter, und wenn es um wirtschaftspolitisches Handeln geht, kann dieses Wahrnehmungsmuster fast reflexartig abgerufen und umgesetzt werden.

  Was Jahre, Jahrzehnte wie eine Monstranz in der Öffentlichkeit herumgetragen wurde, das neoliberale Grundbekenntnis, kann und wird bei entsprechender Risikowahrnehmung in Windeseile als Ballast über Bord geworfen. Insofern ist eine sehr beachtliche und begrüßenswerte Entideologisierung in der Wirtschaftspolitik zu verzeichnen.

Risikoerkennung und Risikobearbeitung sind bekanntlich die zentralen Aufgaben von Politik. Sehr früh hat die französische Ratspräsidentschaft die Risikodimension der Finanzkrise erkannt und sehr früh auch versucht, eine internationale Bearbeitung der sich auftürmenden Risiken zu lancieren. Über den Tag hinaus bleibt festzuhalten, dass die deutsche Politik angesichts der internationalen Wirtschaftskrise seit dem Tag der Epochenwende, dem 15. September 2008, zunächst auf Abwarten spielte, Risiken also nicht wahrnahm, und dann, als die ersten Lawinen rollten, nationalstaatliche Risikobearbeitungen präferierte. Das passiert in einem Land, dessen Wirtschaft, wie fast in keinem anderen Land der Welt, international eingebettet und verflochten ist, also in einem Land, das wie kein anderes ein Interesse daran haben muss, dass alle, und das heißt zunächst die Länder der Europäischen Union (EU), das Richtige tun, weil alle nur Glieder einer Kette internationaler Verflechtungen sind. Wer sozusagen auf der Ebene des Kettengliedes laboriert, wie die Deutschen bis zuletzt, muss bestimmte Zusammenhänge nicht verstanden haben oder darauf hoffen, dass das Handeln der anderen »irgendwie« die richtige Richtung nimmt. Nach gut einem Vierteljahr, in dem fast von Woche zu Woche ein Hinterherhecheln der deutschen Politik aufgeführt wurde, wäre es schon an der Zeit, wenn sich diese Politik auch einmal in Selbstreflexion der eigenen Risiko- und Krisenwahrnehmungen öffentlich erklären würde.

 

Französischer Elan

Die NZZ (20./21.12.08) hat Sarkozy »Europas ersten Präsidenten« genannt und darauf hingewiesen, wie ein »Vollblutpolitiker« schwache Institutionen aufwerten könne. Mit der schwachen Institution wurde angespielt auf das künftige Amt des EU-Präsidenten, das auch im Lissaboner Vertrag vorgesehen ist. Das Amt war von vorneherein schwach konzipiert und in seinen Funktionsbereichen mehr als technisch-sachliche Agentur vorgesehen. Während der französischen Ratspräsidentschaft hat Sarkozy wie ein politischer Präsident gewirkt und drei große Probleme gelöst, von denen nur eines auf der ursprünglichen Agenda stand.

Erstens  Der Lissaboner Vertrag ist, nach dem ersten Scheitern bei der irischen Volksabstimmung im vergangenen Sommer, auf dem Weg zur endgültigen Ratifizierung, das scheint festzustehen; eine zweite Abstimmung wird es in der zweiten Jahreshälfte 2009 geben. Gemessen an der Demokratie-Groteske der Abstimmung im Sommer 2008 (2) haben die Franzosen eine ebenso elegante wie auch großmütige Lösung zusammengestellt: Es wird bei der zweiten Volksabstimmung der Abstimmungsgegenstand, der Lissaboner Vertrag, der gleiche sein, Zugeständnisse an die Iren, wahrscheinlich auf der Protokoll-Ebene, werden aber eingeräumt.(3)

Zweitens  Die Georgien-Krise wurde unter zentraler Regie der französischen Ratspräsidentschaft beigelegt. Zwar waren die US-Amerikaner nicht davon abzuhalten, Georgien und der Ukraine die (langfristige) NATO-Mitgliedschaft zuzusagen, immerhin aber konnte gegen massive westliche russophobe Tendenzen die Kriegsschuldfrage halbwegs im Bereich des Objektiven gehalten werden und – vor allem anderen – ließen sich frühere europäische Hilflosigkeiten wie auf dem Balkan vermeiden.

Drittens  Der wichtigste Erfolg bestand in der französischen Moderation der Finanzkrise (vgl. Polster 2008). Unmittelbar nach der Lehman-Insolvenz realisierte Sarkozy die Brisanz des sich zusammenbrauenden finanzpolitischen Gemischs und orchestrierte auf verschiedenen offiziellen und inoffiziellen EU-Ebenen ein Krisenmanagement, das seinesgleichen in der europäischen Integrationsgeschichte sucht. Er setzte einen gemeinsamen europäischen Rettungsfonds für den Bankensektor der EU auf die Tagesordnung. Viele Wochen, bevor andere begannen nachzudenken, erörterte er vor dem EU-Parlament ein europäisches Konjunkturprogramm, das auch Verstaatlichungen nicht ausschloss. Die Euro-Gruppe als Wirtschaftsregierung der EU trat durch Sarkozy aus ihrem Schattendasein und erhielt Umrisse eines potenziellen Aktionspaneels. Er brachte die Briten wieder mit ins europäische Boot. Und er initiierte den Auftakt einer internationalen Institutionalisierung von Beratungen über den Umbau der globalen Finanzarchitektur.

 

Deutsches Biedermeier

Angesichts der französischen Dynamik der Ratspräsidentschaft und angesichts der Tandems Kohl-Mitterrand und Schröder-Chirac (siehe Kasten) rührt einem als Europäer bei dem Blick auf die deutsche Politik in der Finanzkrise das große Mitleid an. Ausgerechnet in der Situation, in der die Stunde der Politik schlägt, tritt die seit Jahren prägende Lähmung im Politischen überdeutlich hervor. Die Moralpolitik der rot-grünen Koalition wurde abgelöst durch die »unpolitische Politik«, das politische Biedermeier der großen Koalition. Seither lag der Tau des Unpolitischen über der Szene, und es lebte die Hoffnung, dass keine extraordinären Aufgaben zu lösen wären. Personell ist es der Moderatoren- und Sachbearbeitergestus, mal mit, mal ohne Humor, mal pausbäckig, mal unbeholfen, der regiert.

Wichtiger als die personelle aber ist die konzeptionelle Ebene, gerade weil der Fall der extraordinären Aufgabe eingetreten ist. Im bisherigen Krisenverlauf war das einzige Beständige in der deutschen Politik das retardierende Moment. Jeweils vehement wurde Handlungsbedarf bestritten bei der beginnenden Finanzkrise, als es um die Bankenrettung ging, und wenig später bei der sich realwirtschaftlich zuspitzenden Krise, als es um die Auflage von Konjunkturprogrammen ging. Und in beiden Fällen lassen sich schon jetzt erhebliche konzeptionelle Schwächen erkennen. Im Fall des Konjunkturprogramms folgte dem ersten allseits belächelten »Päckchen« Ende des letzten Jahres ein etwas größeres zu Beginn des neuen Jahres, in der Quantität unterausgestattet(4) und in der Qualität problematisch. Statt schon zu Beginn der Finanzkrise über staatliche Beteiligungen bei Kreditinstituten in der Geschäftspolitik mitsprechen zu können, verspätete man sich auch hier. Und als die Teilverstaatlichung der Commerzbank dann kam, wurde umgehend Bescheid gegeben, dass man sich in die Geschäftspolitik nicht einzumischen gedenke. Die Dynamisierung im Interbankengeschäft wurde nicht erreicht, stattdessen werden einzelne Banken gestützt, ohne dass damit Erfolg erzielt wird.

Eigentlich hätte man es nicht für möglich halten sollen, aber es kam, wie es kommen musste: In der Stunde der höchsten Not reflektieren die deutschen Wirtschaftspolitiker über eine konstitutionelle Schuldenbegrenzung, ein Thema, das in der Föderalismuskommission schon lange schmorte und gerade jetzt zu einem Ende gebracht werden soll. Zum Verständnis der alten europäischen Demokratien – Frankreich und Großbritannien – gehört seit eh und je, dass Geldpolitik und erst recht Fiskalpolitik ureigenste Aufgaben der politisch-parlamentarischen Gremien sind. Sehr wesensfremd ist der dortigen politischen Kultur die deutsche Insistenz in Hinblick auf Stabilitätspakte und konstitutionelle Schuldenverbote. Den Deutschen beliebt es in diesem Zusammenhang, auf ihre spezielle Wirtschaftgeschichte hinzuweisen, die immerhin zwei Hyperinflationen hervorgebracht habe. Der Hinweis ist aber nur zur Hälfte formuliert. Beide Inflationierungen entsprangen außenpolitischen Abenteuern und diktatorischen Verhältnissen. In Demokratien, so darf formuliert werden, ist auch eine Phase mehr oder weniger exorbitanter Verschuldung zu handeln. Eines konstitutionellen Schuldenverbots bedarf es dafür nicht. Die Notwendigkeit einer Schuldenbremse hat man sich von der deutschen Wirtschaftswissenschaft (Institutionenökonomie oder Neue Politische Ökonomie), die angesichts der Krise gerade eine Blamage ohne Ende erlitten hat, einreden lassen.

Weiter zugespitzt kann formuliert werden, dass ein solches Politikelement antidemokratisch ist, es gehört jenen hayekianischen Vorstellungen an, die Demokratie über allerlei konstitutionelle Umbaumaßnahmen auszuhebeln versuchen (vgl. z.B. Hayek 1968b). In früheren Zeiten wurde vor allem in der Fachökonomie gegen die staatliche Kreditaufnahme argumentiert, dass sie die privatwirtschaftliche Kreditnachfrage ausgrenze (»crowding out«), heutzutage wird moralisch argumentiert, dass man nicht zu Lasten künftiger Generationen (man beachte den Plural!) Wirtschaftspolitik betreiben dürfe, denn Tilgung und Zinszahlung müssten eben die künftigen Generationen tragen. Wer immer sich den Hinweis auf die künftigen Generationen ausgedacht hat, er darf für sich in Anspruch nehmen, den Übergang von der Moral in die Transzendenz bewerkstelligt zu haben.

Die im deutschen Grundgesetz (und nicht nur da) verankerte »goldene Regel« (Art. 115), nach der die staatliche Kreditaufnahme die Summe der staatlichen Investitionen nicht überschreiten dürfe, verknüpft gerade die Gegenwart der Kreditaufnahme mit der in die Zukunft gerichteten Investition. Schulen müssen für die jetzt lebenden Kinder gebaut werden, Sparen für virtuelle Generationen der Zukunft muss da zurückstehen. Mit der moralisch auf Stelzen daherkommenden staatlichen Schuldenbremse wird die Generation der Gegenwart vertröstet und (vorgeblich) Politik für eine virtuelle Gruppe der Zukunft (»die zukünftige Generation«) betrieben.

Aber nicht nur die neue Transzendenz in der Politik lässt aufhorchen. Auch das politische Element der paradoxen Intervention verdient Aufmerksamkeit. Im Jahr der möglicherweise höchsten Schuldenquote – für das Jahr 2009 werden 4 bis 5 Prozent des BIP veranschlagt – werden die Geister des Kameralismus beschworen, und man versichert sich für die Zukunft auf den ausgeglichenen Staatsetat hinzuarbeiten. Wer’s glaubt… Der europäische Stabilitätspakt aus dem Jahr 1997 hat die Mitgliedstaaten wenige Jahre später in der Krisenbewältigung zu Beginn des neuen Jahrtausends nicht davon abgehalten, fiskalpolitisch gegenzusteuern. Und auch gegenwärtig hat die Kommission als Wachhund des Stabilitätspaktes beflissen zugesichert, dass ein Überschreiten der Schuldenquote unbedingt hingenommen werden müsse, da man in außergewöhnlichen Zeiten lebe. Wer glaubt ernsthaft daran, dass ein konstitutionelles Schuldenverbot eine Krise wie die derzeitige überleben würde? Das konstitutionelle Schuldenverbot ist die moderne, mit Transzendenz aufgewärmte Variante brüningscher Politik. In Deutschland, dem Land der Pfefferkuchen, lernt man offensichtlich nicht aus historischen Katastrophen.

 

Von der Notwendigkeit einer Wirtschaftsunion

Als in Maastricht 1992 der Schritt in die Währungsunion beschlossen wurde, kursierte für einige Zeit noch die Formulierung von der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) die Runde. Erst nach und nach verschwand dann in der Folgezeit diese Begrifflichkeit, und es wurde zur Kenntnis genommen, dass die EU oder ein Teilgebilde von ihr über eine Währungsunion verfüge und mehr nicht. Die Binnenmarktordnung konnte schlechterdings nicht für eine Wirtschaftsunion stehen. Eine solche ist erst gegeben, wenn eine einheitliche supranationale Wirtschaftspolitik verfolgt wird. Und davon ist Europa, das haben nicht zuletzt die vergangenen Wochen vor Augen geführt, meilenweit entfernt. Im Jahr zehn der Währungsunion, die sich als rundum erfolgreich herausgestellt hat, insbesondere in der jetzigen Finanz- und Wirtschaftskrise, wird aber mehr als deutlich, dass der Währungsunion eine Wirtschaftsunion zur Seite gestellt werden muss.(5)

Auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik vermochte die französische Ratspräsidentschaft, wie oben gesehen, trotz erheblicher nationalstaatlicher Widerstände, eine Ahnung davon zu vermitteln, was denn europäische Wirtschaftspolitik sein könnte. Unterhalb der Ebene der französischen Ratspräsidentschaft aber gab es ein munteres dissonantes Konzert von nationalstaatlichen Strategieentwürfen, wenn man sie denn überhaupt so nennen möchte. Nur zwei Beispiele:

Erstens: Im Bereich des Bankensektor wollte man sich nicht auf eine gemeinsame Strategie und einen gemeinsamen Fonds einigen; Frankreich regte an, Deutschland verweigerte sich, wahrscheinlich weil man deutscherseits seine Banken noch in guter Verfassung wähnte.

Zweitens: In der Konjunkturpolitik forcierte Sarkozy Ende Oktober/Anfang November ein gemeinsames Programm, herausgekommen sind nationalstaatliche Programme, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Großbritannien setzt am Konsum an (Senkung der Mehrwertsteuer), Frankreich legt ein »klassisches« Infrastruktur-Investitionsprogramm auf – was am sinnvollsten ist –, und Deutschland zögert zunächst,(6) schnürt dann ein »Päckchen«, das zu Jahresbeginn um ein auch nicht sehr mutig zusammengestelltes Potpourri (Mix aus Investitions- und Konsumprogramm) ergänzt wurde.

Die Post-Lissabon-Ära wird also sehr bald nach der Bewältigung der Weltwirtschaftskrise von einer Diskussion um eine europäische Wirtschaftsunion bestimmt werden. Dabei könnte denn klar zutage treten, dass die Angst der Deutschen, mit einer europäischen Wirtschaftsregierung entstehe ein Gegengewicht zu der Europäischen Zentralbank und deren Stabilitätsorientierung gerate in Gefahr, unbegründet ist. Tritt das eingangs angedeutete Deflationsszenario ein, dann wird auf viele Jahre hinaus alles Mögliche zum wirtschaftspolitischen Problem, nur nicht die Inflation.

Die letzten Monate haben angedeutet, woraus die Aufgabe einer solchen Wirtschaftsregierung bestehen muss. Es geht um Diskussion, Koordination sowie Vereinheitlichung von Wirtschaftspolitik und in der längeren Perspektive um exekutive Machtausstattung. Wäre auf der Ebene einer europäischen Wirtschaftsregierung im September/Oktober 2008 eine gemeinsame Politik mit Blick auf den europäischen Bankensektor entworfen worden, hätte es nicht das Vierteljahr zögernder, uneinheitlicher Flickenteppichpolitik gegeben, sondern einen gemeinsamen Sicherungsfonds, eine einheitliche Einlagengarantie, Verstaatlichungsmaßnahmen mit Eingriffen in die Geschäftspolitik der Banken und so weiter. Da die Liquidisierung im Interbankenmarkt ja offensichtlich immer noch nicht greift, wäre man wahrscheinlich gut beraten gewesen, über die Beteiligungsmaßnahmen auch »zwangsweise« die wechselseitige Kreditierung im Bankensektor wieder in Gang zu bringen.

Warum Koordination? Bei der gegebenen institutionellen Struktur europäischer Wirtschaftspolitik werden in der jetzigen Krise zwei Probleme deutlich:

Erstens: Der Binnenmarkt bietet noch keine Gewähr gegen Protektionismus, und Protektionismus war noch immer eine Begleiterscheinung von größeren grenzüberschreitenden Wirtschaftskrisen. Jede nationalstaatliche Konjunkturmaßnahme, sei es die britische Mehrwertsteuersenkung, sei es die deutsche »Verschrottungsprämie« für Altautos, so sinnvoll das im Einzelnen auch sein mag, wirkt wie eine protektionistische Abwehrmaßnahme gegen die ausländische Konkurrenz und droht Gegenmaßnahmen in den Mitgliedstaaten nach sich zu ziehen, so dass der bekannte spiralige Prozess in Gang zu kommen droht. Das Ganze liefe auf eine Art »positiven Protektionismus« hinaus.

Zweitens: Die jetzigen nationalen Programme sind weder im Bereich der Geldwirtschaft noch im Bereich der Realwirtschaft aufeinander abgestimmt. Vieles, was gegen keynesianische Wirtschaftspolitik vorgebracht wird, dreht sich um die Frage der Koordination auf innerstaatlicher Ebene und die Wirkung auf das Ausland. Bei der jetzigen unkoordinierten europäischen Politik bleibt es reiner Zufall, wie die einzelnen Maßnahmen im europäischen Verbund wirken.

Das von der Kommission, die die Finanzkrise zunächst völlig verschlafen hatte, am 26.11.08 verkündete europäische Konjunkturprogramm war eher eine Lachnummer. Die bis zu diesem Zeitpunkt hastig zusammengezimmerten nationalstaatlichen Programme wurden aufaddiert, man kam auf einen Mittelaufwand von circa 1,5 Prozent des BIP der EU und die sonst so neoliberal inspirierte Kommission hatte ihre keynesianische Pflicht verrichtet.

Ganz so einfach ist die Sache aber nicht, und das liegt nicht nur am neoliberalen Korpsgeist der jetzigen Kommission, sondern an den institutionellen Restriktionen, in denen sie gefangen ist. Eine zwischen Wirtschaftsregierung, Kommission und EU-Parlament ermittelte gemeinsame Wirtschaftspolitik wird auf Dauer nicht ohne Kompetenz-Kompetenz auf dem Gebiet der Mittelbeschaffung auskommen. Der schon von Delors ventilierte Gedanke einer eigenen Steuererhebungs- und Verschuldungskompetenz – innerhalb eines bestimmten Rahmens und mit dem Entscheidungskern eines aufgewerteten EU-Parlaments – wird ein Eckpfeiler der zukünftigen Wirtschaftsunion sein.

Schließlich wird im Rahmen eines solchen institutionellen Neuarrangements die EU auch nicht um eine intensivierte stoffliche Diskussion kommen, auch nicht um die wirtschaftlichen Profile ihrer Mitgliedstaaten und horizontale und vertikale Arbeitsteilungen in Europa.

Beispiel 1: Die Bundesrepublik exportiert circa zwei Drittel ihrer Güter in die EU und sie weist seit langer Zeit einen positiven Außenbeitrag auf, der eng mit ihrem Wirtschaftsprofil als Fabrik der EU zusammenhängt. Ermöglicht wurde dieses Profil lange Zeit durch eine spezifische Währungspolitik, die auf eine Unterbewertung hinauslief. Seit dies, bedingt durch die Währungsunion, nicht mehr möglich ist, kommt dem zweiten Faktor, der Niedriglohnpolitik, ein größerer Stellenwert zu. Niedrige und stagnierende, teils rückläufige (Real-)Einkommen sind die Voraussetzung für den von der Bundesrepublik betriebenen Merkantilismus. Die Frage ist, wie lange sich die EU die merkantilistische »Ausbeutung« noch gefallen lässt.

Beispiel 2: Ein europäisches Investitionsprogramm hätte in der gegenwärtigen Lage vier Felder abdecken müssen:

  die europäische Verkehrspolitik (im Lissaboner Vertrag unter dem Titel XVI Transnationale Netze vorgesehen),

  die Energiepolitik (in allen ihren Dimensionen, einschließlich der Netze und einschließlich der Ordnungspolitik mit Blick auf den Klimaschutz),

  die Bildungspolitik,

  und ein Investitionsprogramm für die verarmenden EU-Staaten Osteuropas.

Es liegt auf der Hand, dass über Investitionen in der Bildungspolitik subsidiär auf nationalstaatlicher sowie regionaler Ebene entschieden werden muss. Ebenso liegt auf der Hand, dass Verkehrs- und Energie-Investitionen eine Querschnittsaufgabe darstellen, die sich auf die supranationale und die nationalstaatliche Ebene verteilen. Eine gesamteuropäische Aufgabe wiederum, und daher von einem supranationalen Gremium zu organisierende Aufgabe wäre das osteuropäische Investitionsprogramm, das im Übrigen weit über die bestehenden EU-Fonds hinausgehen müsste.

Und noch ein Argument spricht nachhaltig dafür, die Wirtschaftspolitik vom Koordinationsgegenstand zum Integrationsgegenstand zu machen. In dem »Mehrebenensystem« (Jachtenfuchs/Kohler-Koch 1996) der EU gilt, dass die Integrationsgegenstände dem politischen Tagesgeschäft mehr oder weniger entzogen und gleichsam »entpolitisiert« sind, jedenfalls werden sie mehr als Sachthemen behandelt, die dem direkten politischen Meinungsstreit ferner sind. Die Bereiche Zollpolitik und Währungspolitik spielen im politischen Disput beispielsweise keine oder nur noch eine marginale Rolle. Wäre nun die Wirtschaftspolitik im Rahmen einer Wirtschaftsunion heutzutage schon vergemeinschaftet, wäre dem deutschen Publikum der unerträgliche Populismus der Abgaben- und Steuersenkungsforderungen der letzten Wochen erspart geblieben und das Konjunkturprogramm könnte sich auf die allein rationalen Dimensionen der staatlichen Investitionen in soziale und ökologische Felder konzentrieren. Nicht zuletzt die deutsche Politik sollte darüber reflektieren, dass in einer internationalen Wirtschaftswelt mit Wirtschaftspolitik keine Mehrheiten mehr zu organisieren sind und der Abtritt von Politikbereichen an die höheren Etagen im »Mehrebenensystem« ein sehr großes Moment der Entlastung mit sich bringt. Man erinnere sich der Währungsunion.

Welches Tier auch immer kommen wird, der schwarze Schwan, der weiße Hirsch oder das gefräßige Krokodil, in der sich ausbreitenden Krise und nach ihrer Überwindung wird es keine Alternative zur europäischen Integration geben. Ob dieser Satz bestehen bleibt, wenn Verwerfungen und Irrationalitäten um sich greifen, wird sich zeigen.

 

1

Abgesehen von profilsüchtigen Außenseitern wird dies seriöserweise nicht mehr in Frage gestellt. Die gehandelten Daten für das Jahr 2009 liegen zwischen 2 und 4 Prozent Rückgang beim deutschen BIP. Dass das Jahr 2009 wirtschaftspolitisch tiefschwarz ausfallen wird, gilt als ausgemacht. Wann die ersten Lichtblicke wahrzunehmen sind, wird noch unterschiedlich beurteilt.

2

Wie sich so nach und nach herausstellte, nahm nicht nur der US-amerikanische Geheimdienst bei der Volksabstimmung seine demokratischen Rechte in Irland wahr, sondern auch die europafreundliche britische Presse, die in Irland weitgehend dominant ist, hat dem Begriff von der Presse als vierte Gewalt in der Demokratie neuen Inhalt beigegeben.

3

Etwas verzerrt beziehungsweise gar nicht wird in der hiesigen Presse der Inhalt der Zugeständnisse wiedergegeben. In der Anlage 1 zu den Schlussfolgerungen des Vorsitzes Europäischer Rat vom 11. und 12. Dezember 2008 werden knapp folgende Aspekte erwähnt: Gewährleistung der politischen Neutralität Irlands, Gewährleistung der irischen Abtreibungsregelungen, keine zusätzlichen Steuerlasten durch die Union, Betonung folgender Themen: öffentliche Dienstleistungen sind unverzichtbares Instrument, nationalstaatliche Verantwortung für Bildung und Gesundheit, Bereitstellung von Diensten im allgemeinem Interesse. Auf dieser Liste finden sich also durchaus sinnvolle Dinge. Mehr karikierend wurde in der deutschen Presse nur darauf hingewiesen, dass die Iren »ihren« Kommissar behalten würden, da man die Verkleinerung der Kommission von 27 auf 17 Mitglieder abgesetzt habe.

4

Vermutlich aus kosmetischen Gründen wurde das Konjunkturprogramm II auf zwei Jahre ausgelegt, was lediglich zu aufgeblasenen Zahlen führt und entschiedenes Handeln vorgaukelt. Und noch ein anderer Aspekt wird wohl in den nächsten Wochen ans Licht kommen: Zu lange hatte man den Exorzismus gegenüber der Konjunkturpolitik betrieben, als dass man jetzt auf den nötigen Sachverstand in den Ämtern und auch die nötige Mitarbeiterzahl ohne weiteres zurückgreifen könnte.

5

In der Sprache der neofunktionalen Integrationstheorie formuliert gärt es im europäischen Integrationsprojekt seit der Einführung der Währungsunion in zwei Großbereichen der Politik (»high politics«), vernehmbarer in der Außenpolitik und – bislang noch weniger deutlich – in der Wirtschaftspolitik. Einen Schub in Richtung »spill over« zu einer einheitlichen Wirtschaftspolitik sollte die jetzige Wirtschaftskrise schon bringen.

6

Dass im Herbst noch lauthals im Land des »Exportweltmeisters« verlautbart wurde, man sei »gut aufgestellt«, und ein Konjunkturprogramm sei überhaupt nicht vonnöten, zeigt, auf welch erbärmlichem Niveau die wirtschaftspolitische Kompetenz hierzulande mittlerweile angelangt ist. Die zweistelligen Einbrüche beim Export zum Jahresende hin müssen den Stäben im Finanz- und Wirtschaftsministerium wie Einschläge aus der Milchstraße vorgekommen sein.

 

 

 

Kasten:

 

Geschichte einer EU-Dynamik

Sarkozy als »erster EU-Präsident« knüpfte mit seiner Politik an die lange Tradition dynamischer französischer Europapolitiker an. Die ersten großen Vertreter waren Robert Schuman und Jean Monnet. Angesichts der heutigen Moralität in der Politik war das Umschwenken Frankreichs in der Deutschlandpolitik 1950 durchaus von historischer Größe. Keine fünf Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs wurde dem »deutschen Usurpator«, der das Land in unendlichem Maße gedemütigt hatte, eine europäische Zusammenarbeit angeboten, die kurze Zeit später in der EGKS mündete. Selbstredend waren hier eigene Interessen im Spiel, auch ein großer Realismus gegenüber den Möglichkeiten von Politik, dennoch war der Schuman-Plan ein überaus freundliches Angebot zur Kooperation und bedeutete für das westliche Deutschland so etwas wie die Rückkehr in die internationale Politik.

Nach den langen Jahren europäischer Lethargie bis in die frühen Achtzigerjahre hinein war es der französische Kommissionspräsident Jacques Delors, der mit seinem Amtsantritt 1985 eine neue europäische Dynamik entfachen konnte. Von der Konzeption her war das auf ihn zurückgehende Binnenmarkt-Projekt durchaus nicht nur von der neoliberalen Machart, wie es später umgesetzt wurde (vgl. Delors 2004, S. 375 ff.). Delors’ politische Einsicht bestand darin, dass sich die europäische Staatengemeinschaft Wachstumsimpulse durch die gemeinsame Wirtschaft versprach, die sozialpolitische Umverteilung der Wachstumsgewinne aber auf der nationalen Ebene organisieren wollte. Das war der europäische Konsens, der aber in den Folgejahren eine deutliche Schieflage des Projekts brachte. Aus heutiger Sicht unterschätzte Delors wohl die Dynamik des Binnenmarktes, der doch enormen Einfluss auf die nationalstaatliche soziale Verfasstheit hatte. Und ein anderer Aspekt aus der Ära Delors gewinnt in der jetzigen Situation an Aktualität. Im Vorfeld des Gipfels von 1993 startete er einen Versuch der Aneignung von Kompetenz-Kompetenz für die europäischen Institutionen in der Aufbringung ihrer Finanzmittel (Steuererhebung und Kreditaufnahme). Knall auf Fall wurde die Sache aber aus dem Verkehr gezogen, die nationalstaatlichen Widerstände waren zu groß. Angesichts der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise und dem von der Kommission aufgelegten Pseudo-Konjunktur-Programm vom vergangenen Herbst stellt sich die Frage der autonomen Finanzkompetenz von Neuem.

Ein seltenes Beispiel gelungener deutsch-französischer Kooperation gelang im Gezeitenwechsel von 1990. Der »große Europäer« Kohl setzte sich gegen ein bis zu diesem Zeitpunkt als unüberwindlich geltendes Bollwerk aus Bundesbank, Mainstream-Ökonomie, Zeitungsöffentlichkeit und Bevölkerung für die europäische Währungsunion ein, um die deutsche Einheit zu realisieren. Dem Geschick der Franzosen Mitterrand und Delors war es zu verdanken, dass dieser fragile Tausch alle Klippen umschiffen konnte. Gut eineinhalb Jahrzehnte nach dem Maastrichter Beschluss zur Währungsunion ist man in Europa vor dem Hintergrund der Finanzkrise heilfroh, ein (einstweilen noch) auskömmliches Wirtschaftsleben in der Währungsunion führen zu können. Ohne das Schutzdach der Währungsunion wäre im Verlauf der Finanzkrise wohl der gesamte realwirtschaftliche acquis communautaire – von der Zollunion bis zum Binnenmarkt – zerborsten und der Protektionismus hätte Urstände gefeiert.

Ein weiteres Beispiel gelungener deutsch-französischer Kooperation brachte schließlich das Frühjahr 2003. Chirac und Schröder – als Verkörperung des »alten Europas« – hielten am Nein zu dem wahnwitzigen Irak-Krieg fest. Dieses Nein musste in einer hysterisierten Weltöffentlichkeit gehalten werden, in der es um jeden Preis darum ging, die »Achse des Bösen« zu bekämpfen. Dass damit Völkerrecht begraben wurde, spielte keine Rolle. Grabgesänge wurden damals auf die deutsch-französische Achse als Motor der europäischen Integration angestimmt. Mit der französischen Ratspräsidentschaft des Jahres 2008 reüssierte das »alte Europa« bedauerlicherweise nicht als deutsch-französische Achse. Das »neue Europa« – damals in allerübelster Geheimdiplomatie à la 19. Jahrhundert unter britischer Führung vorpreschend (»Brief der Acht«) – mit seinen vier westlichen und vier östlichen Geheimbündlern taumelt gegenwärtig von einer krisenhaften Zuspitzung in die andere.

Werner Polster

 

Literatur

Delors, Jacques (2004): Erinnerungen eines Europäers, Berlin

Europäische Kommission (2008): Schlussfolgerungen des Vorsitzes Europäischer Rat (Brüssel) vom 11. und 12. Dezember. Dokumentation

Hayek, Friedrich August von (1968a): »Der Wettbewerb als Entdeckungsverfahren«. In: Kieler Vorträge, Neue Folge 56

Ders. (1968)b: »Die Verfassung eines freien Staates«, in: ORDO. Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, Band 19

Jachtenfuchs, Markus/Kohler-Koch, Beate (1996): »Regieren im dynamischen Mehrebenensystem«, in: dies. (Hrsg.): Europäische Integration, Opladen

»Europas erster Präsident«, in: NZZ, 20./21.12.08

Polster, Werner (2008): »Die Europäische Union, die Finanzkrise und die Perspektiven der Integration«, in: Kommune Nr. 6/08

Taleb, Nicholas (2008): Der Schwarze Schwan. Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse, München

 

In: Kommune, Forum für Politik, Ökonomie, Kultur 1/2009