Rajan Menon

 

Das neue große Spiel in Mittelasien

 

Die Faktoren der Unsicherheit und die strategische Präsenz der USA

 

 

Über das kriegerische Eingreifen der USA nach dem 11. September 2001 wird schnell übersehen, dass sich die Supermacht zuvor nur ungern und überhaupt nur inkonsequent auf die Probleme in Mittelasien einließ. Fakten der Destabilisierung, vor allem auch nach dem Niedergang Russlands als Großmacht, wurden lange übersehen und auch jetzt ist nicht absehbar, so unser Autor, ob die Herausforderungen eines Raumes begriffen werden, in dem die Interessen Indiens, Pakistans, Chinas, des Iran, der Golfstaaten und der Türkei in vielschichtiger Weise aufeinander treffen. Der Autor führt uns gefährliche Entwicklungen und Faktoren der Unsicherheit in der Region vor Augen – dabei fürchtet er letztlich weniger eine imperiale als eine unengagierte Haltung der Vereinigten Staaten.

 

 

Bis zum 11. September 2001 war man allgemein der Meinung, dass die Vereinigten Staaten lebenswichtige Interessen in Mittelasien vernachlässigten. Die Entwicklung von begrenzten politischen und militärischen Beziehungen zu früheren Sowjetrepubliken hat nur wenig geändert. So wurde auch davon ausgegangen, dass ein US-Präsident niemals Kampftruppen nach Mittelasien schicken oder langfristige Verpflichtungen übernehmen würde, die ernsthafte Folgen für den Südkaukasus, Afghanistan, Pakistan, den Iran, die Türkei und Chinas Sinkiang-Provinz – also für das »erweiterte Mittelasien« – herbeiführen oder haben könnten.(1) Präsident Bill Clinton hat nach den Anschlägen auf US-Botschaften in Ostafrika lediglich einige Cruise Missiles auf Afghanistan abgefeuert, anstatt Soldaten zu schicken, um Osama bin Laden zur Strecke zu bringen. Und obwohl die Taliban schon lange vor dem 11. September den Gastgeber für al-Qaida gespielt und alle möglichen Gräueltaten an der eigenen Bevölkerung begangen haben, hat kein Vertreter der US-Regierung und kein Politiker der großen Parteien vorgeschlagen, die amerikanische Militärmacht einzusetzen, um die afghanische Politik zu reorganisieren oder al-Qaida zu vertreiben. In Clintons zweiter Amtszeit war in Washington die Meinung vorherrschend, dass die Taliban trotz all ihrer Fehler die endlose Reihe von Bürgerkriegen beendet hätten, die Afghanistan seit 1978 erschüttert haben, und dass sie die öffentliche Ordnung wieder hergestellt hätten.

Die meisten Voraussetzungen, die die USA in das erweiterte Mittelasien gebracht haben, wurden schon lange als gegeben erachtet, bevor die entführten Flugzeuge am 11. September 2001 ins World Trade Center und ins Pentagon krachten. Das von den Taliban beherrschte Afghanistan war als Brutstätte des Terrorismus bekannt: al-Qaida war dort; die amerikanischen Führer wussten, dass al-Qaida auch für andere Angriffe auf die USA verantwortlich war; und Terrorismus-Bekämpfer machten sich Sorgen über das zunehmende Arsenal von Zerstörungswaffen dieser Organisation und den eventuellen Erwerb von Massenvernichtungswaffen. Mit Unterstützung aus Pakistan und Saudi-Arabien hetzten die Taliban die Afghanen auf und sorgten für Unordnung in den umgebenden Staaten, insbesondere in den gerade erst entstehenden und allgemein recht instabilen Ländern Mittelasiens. Pakistan war der Schutzpatron der Taliban, die mit Hilfe von al-Qaida die Einschleusung von Aufrührern in den von Indien beherrschten Teil Kaschmirs unterstützen. Was wiederum für Spannungen zwischen Indien und Pakistan sorgte und die Gefahr eines weiteren Krieges zwischen diesen beiden Ländern erhöhte – der dieses Mal vielleicht sogar mit Atomwaffen geführt werden könnte. Überdies hatte Pakistan wirtschaftliche Probleme, war äußerst instabil und beherbergte eine Reihe von militanten islamistischen Gruppen. Daher diskutierten amerikanische Regierungsvertreter, was die größere Gefahr darstellte: ein Atomkrieg zwischen Indien und Pakistan oder der Zusammenbruch eines mit Atomwaffen gerüsteten Pakistan.

In der Zwischenzeit waren weitere schädliche Kräfte im erweiterten Mittelasien wirksam. Heroin, das die mittelasiatischen Staaten und den Iran als Korridor benutzte, strömte aus Afghanistan und Pakistan heraus und gelangte in den Westen. Während neue Energiequellen den erdölimportierenden Ländern eine gewisse Unabhängigkeit von der Kohlenwasserstoff-Hegemonie der Staaten am Arabischen Golf versprachen und einen Weg für das Gedeihen der kaspischen Energieexporteure aufzeigten, boten Pipelines und Pumpstationen auch verlockende Ziele für Saboteure und Krieg führende Staaten. Überdies drohte die Jagd nach kaspischen Energiequellen destabilisierende Rivalitäten zwischen dem Iran, der Türkei, Pakistan, Indien und China in einer Region auszulösen, die 150 Jahre von den russischen und sowjetischen Reichen abgeriegelt worden war. Die Hoffnung, dass die Einkünfte aus dem Energiegeschäft die wirtschaftliche Entwicklung rund ums Kaspische Meer ankurbeln würden, war im Westen weit verbreitet – und noch mehr in Mittelasien und am südlichen Kaukasus. Aber ein Rückblick in die Geschichte war nicht ermutigend: Anderswo waren steigende Einkünfte aus dem Energiegeschäft von Korruption, dem Zustrom von Waffen, Rüstungswettläufen und einer zunehmenden Kluft zwischen Arm und Reich begleitet.

Nur wenig in Mittelasien deutete darauf hin, dass es den Trend umkehren könnte.(2)

Schon lange vor dem 11. September war den amerikanischen Führern die Vielfältigkeit und das Ausmaß der Probleme im erweiterten Mittelasien bekannt. Dennoch waren sie damals nicht bereit, größere strategische Verbindlichkeiten zu übernehmen. Erst der Al-Qaida-Anschlag vom 11. September zeigte, dass es lebenswichtige nationale Interessen der USA in dieser Region gab, und lenkte Washingtons Aufmerksamkeit auf die tieferen Probleme, mit denen das erweiterte Mittelasien zu kämpfen hat.

Auch nachdem die US-Truppen die Taliban vernichtet und al-Qaida gezwungen hatten, sich in pakistanische Städte und Stammesbereiche zurückzuziehen, blieben Tausende von Mitgliedern dieser Gruppen im Bereich Mittelasiens. Ein langfristiges militärisches Engagement der USA in dieser Region mag nicht nur ratsam, sondern unentbehrlich für die Stabilität in Afghanistan, Mittelasien und Pakistan sein.(3)

 

Engagement oder Falle?

Trotz Amerikas Entschlossenheit, sich nicht in die Klemme bringen zu lassen sowie begrenzte militärische Missionen und schnelle Lösungen anzustreben, scheinen die strategischen Lasten der USA im erweiterten Mittelasien dauerhaft und sehr umfangreich zu sein, und zwar aus vier Hauptgründen.

Erstens wird die strategische Präsenz Amerikas in Mittelasien wahrscheinlich weiterhin wichtig für den Krieg gegen den Terrorismus sein. Luftwaffenstützpunkte in Usbekistan, Kirgisien und Tadschikistan waren zusammen mit denen in Pakistan Plattformen für den Krieg gegen die Taliban und al-Qaida. Zum Aufspüren von Flüchtlingen und Ausheben von Widerstandsnestern braucht man eine gut ausgebaute und gut geschützte Infrastruktur. Die Fortsetzung von Terroraktionen seit der von den USA geführten Afghanistan-Intervention weist darauf hin, dass die Al-Qaida-Überreste sich neu organisieren. Und obwohl die Einrichtung von Militärbasen und Verteidigungsabkommen im Allgemeinen als Maßnahmen gedacht sind, die irgendwann ein Ende haben, tendieren sie dahin, zu festen Institutionen zu werden, da verschiedene innenpolitische Interessenvertreter – und zwar sowohl zivile als auch militärische – sich dafür einsetzen, sie zu erhalten und vielleicht sogar auch zu erweitern.

Zweitens, die Umgebung des erweiterten Mittelasiens ist ideal für die Zwecke von al-Qaida und andere radikale islamistische Bewegungen. Die unerfreulichen sozialen und wirtschaftlichen Transformationen, die auf den Zusammenbruch der Sowjetunion folgten, haben überall Armut und Arbeitslosigkeit hervorgebracht. Demographische Trends sorgen für ein Missverhältnis zwischen dem Angebot von jungen Arbeitskräften und der Zahl von vorhandenen Arbeitsplätzen. Viele von ihnen werden aus den vernachlässigten ländlichen Gegenden in die Städte ziehen. Und sie werden desorientiert und verloren sein, das heißt empfänglich für Weltanschauungen, die einfache Antworten, klare Feindbilder und Ergebnisse bieten, die als unfehlbar präsentiert werden, weil sie angeblich auf göttlicher Zustimmung beruhen. Außerdem ist Mittelasien eine Region der Instabilität und der allgegenwärtigen Korruption – Merkmale, die auch für al-Qaida und lokale islamistische Gruppen förderlich sind, die mit al-Qaida verbunden sind oder von al-Qaida inspiriert wurden. Diese Bedingungen machen es leicht, Geld zu waschen, Waffen zu schmuggeln und sich durch den Drogenhandel Geld zu verschaffen. Und das gilt vor allem, weil die Regierungen in Mittelasien, obwohl zumeist autoritär, schwach sind und, was ihre Stabilität betrifft, von Führern abhängig sind, deren Nachfolge alles andere als vorhersehbar oder durchsichtig ist.

Die Region ist ein fruchtbarer Boden für radikale Varianten des Islam.(4) Kurz nach dem Auftreten des Islam ist in Mittelasien eine Gemeinschaft entstanden, die aus Millionen von Moslems besteht. Aber die politische Rolle des Islam war auf Grund der Zwänge, die ihm in der Zeit der Kontrolle durch das russische Reich und insbesondere durch das Sowjetimperium auferlegt wurden, begrenzt. Diese imperiale Phase ist nun vorbei, und der – bereits deutlich sichtbare – Einfluss des Islam auf das zivile Leben und die Politik wird noch zunehmen. Mit dem Ende des Imperiums werden auch radikale Formen des politischen Islam eine größere Bedeutung bekommen.

Die Vorzeichen sind bereits sichtbar. Die Islamische Bewegung von Usbekistan (IBU) hat enge Verbindungen zu al-Qaida und benutzte Tadschikistan als Aufmarschgebiet für Operationen in Usbekistan und auch in Kirgisien. Die weniger bekannte Hizb ut-Tahrir al-Islami (Partei der Islamischen Befreiung) befürwortet friedliche Mittel, aber verfolgt ein ambitioniertes Ziel, das durchaus vereinbar mit der globalen Tagesordnung von al-Qaida ist: eine übernationale islamische Gemeinschaft. Während sich die IBU seit dem Sturz der Taliban im Verfall befindet, ist die Hizb weiterhin gefestigt, auch wenn eine große Zahl ihrer Anhänger in mittelasiatischen Gefängnissen sitzt.

Die Globalisierung wird – obwohl sie ein Vorbote der von den Islamisten abgelehnten westlichen Werte ist – die moslemische Welt in die Lage versetzen, einen größeren Einfluss auszuüben, da Menschen, Waren und Ideen aus der islamischen Welt in das erweiterte Mittelasien eindringen. Die mittelasiatische islamische Kultur und der Zuschnitt der Religion garantieren einen größeren Kontakt mit der Welt des Islam; der Einfluss der Demokratie ist gleich Null, während es soziale und wirtschaftliche Probleme in Massen gibt.

Der Islam wird nicht das einzige Medium für den Protest, das zivile Leben und sich neu formierende Identitäten sein, aber durch die Unabhängigkeit von Russland wird sicherlich wiederhergestellt, was unter anderen Umständen die politische Orientierung für Mittelasien gewesen wäre: südwärts, in Richtung der größeren islamischen Welt. Terrorismus und Militanz werden für sich genommen nicht die wichtigste Ausdrucksform des Islam in der mittelasiatischen Politik sein, aber es gibt keinen Zweifel, dass außerhalb dieser Region liegende Staaten und Organisationen Moscheen und Medressen (Koranschulen) gegründet haben, um radikale Varianten des Islam zu propagieren.

Der dritte Grund, warum die amerikanische Präsenz in Mittelasien wahrscheinlich sehr langfristig sein wird, liegt darin, dass die Regime in dieser Region gute Gründe haben, die Vereinigten Staaten in ihre inneren Angelegenheiten hineinzuziehen. Die mittelasiatischen Führer wollen die US-Macht und deren zielstrebigen Kampf gegen den Terrorismus für sich einspannen, um ihre eigene Machtposition zu stärken. Die größte Herausforderung für diese Machterhaltung sind nicht demokratische oder nationalistische Oppositionsbewegungen, die kalt gestellt oder aus dem Land vertrieben wurden, sondern vielmehr radikale islamistische Gruppen wie die IBU oder die Hizb. Die mittelasiatischen Führer wissen, dass der 11. September ihnen geholfen hat, amerikanische Unterstützung zu bekommen. Nun versuchen sie, diese Unterstützung fest zu verankern, indem sie sich selbst als Partner im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus anbieten. Sie sehen eine Gelegenheit, die USA davon zu überzeugen, dass sie ihre Besessenheit von den Menschenrechten über Bord werfen und akzeptieren müssen, dass die einzige Alternative zu ihren autoritären Regierungssystemen der radikale Islam wäre. Neben dem Vorteil, ihre eigenen Regime abzusichern, können starke bilaterale Beziehungen zwischen den mittelasiatischen Regierungen und den USA diesen Regierungen dabei helfen, regionale geopolitische Ziele zu realisieren. Ein Staat, der besonders scharf darauf ist, sich an die USA anzuschließen, ist Usbekistan, dessen Ansprüche auf regionale Hegemonie und dessen irredentistische Forderungen bei den Nachbarstaaten Furcht und Verdacht erregen, was dazu führt, dass diese sich auch an die USA klammern. US-Hilfe zu ergattern, indem sie ihre Militärbasen zur Verfügung stellen, wird einerseits als Schutz gegen Usbekistan gesehen und andererseits als ein Mittel, um sicherzustellen, dass durch die amerikanischen Ressourcen nicht nur Usbekistan allein gestärkt wird.

Darüber hinaus sehen die mittelasiatischen Regierungen die Fortsetzung des strategischen Engagements Amerikas in ihrer Region als Gegengewicht zu und Schutz vor Russland und millenaristischen islamistischen Bewegungen.

Schließlich ist es (viertens) wahrscheinlich, dass die USA selber daran interessiert sind, nicht von den Verpflichtungen zurückzutreten, die sie in Mittelasien übernommen haben (auch wenn diese sich als kostspielig und gefährlich erweisen), da sie befürchten, den Gegnern damit den Eindruck von Schwäche zu vermitteln. Entschlossenheit und Durchhaltevermögen haben im Krieg gegen den Terrorismus allergrößte Bedeutung bekommen, und die amerikanischen Führungskräfte müssen befürchten, dass ein hastiger Rückzug aus dem erweiterten Mittelasien die falsche Botschaft ist und zu weiteren Terroranschlägen einlädt. Dementsprechend (wenn auch in paradoxer Weise) muss man sagen, je instabiler das erweiterte Mittelasien wird, um so ausgeprägter wird die Nervosität Amerikas sein, was ein Disengagement betrifft. Außerdem zeigt ein Blick in die Geschichte, wenn Amerika sich erst einmal auf eine militärische Präsenz im Ausland eingelassen hat, gibt es immer eine Reihe von speziellen Interessengruppen innerhalb der USA, die sich für ihre Fortsetzung einsetzen. Die Liste von Unterstützern eines fortgesetzten Engagements wird zweifellos Verteidiger der Menschenrechte, Entwicklungsspezialisten, hart gesottene Realisten, (liberale oder konservative) idealistische Förderer der Demokratie und der Marktwirtschaft, think-tanks und Militärstrategen umfassen. Der Hauptgedanke, der diese disparaten Gruppen zusammenbringt, wird sein, dass Mittelasien nur stabil ist, wenn es sicher, demokratisch und wohlhabend ist, und dass diese Ziele ohne amerikanische Führung nicht erreicht werden können.

 

Ein ambivalentes und schwaches Russland

Der Bedarf eines Gegengewichts zu Russland war eine wichtige Überlegung, die die mittelasiatischen Regime dazu gebracht hat, nach dem 11. September militärische Bindungen mit den USA einzugehen. In der natürlichen Ordnung der Dinge hätte Russland trotz seiner endlosen Probleme seine Hegemonie in Mittelasien auf Grund seiner geographischen Nähe, wegen seines Bedarfs an strategischem Spielraum und wegen seiner überlegenen Macht aufrechterhalten. Russland hätte trotz seiner Gebrechen kaum aus der Region zurückgedrängt werden können.(5) Abgesehen vom Südkaukasus war Mittelasien die einzige Region, in der Russland einen überlegenen Einfluss geltend machen konnte – bis die Amerikaner kamen. Es ist daher nicht überraschend, dass man in beiden Bereichen – abgesehen vom traditionell pro-russischen Armenien – befürchtet, dass Russland rücksichtslos versuchen wird, seine Vorherrschaft zu erhalten. Indem es darüber mitbestimmt, wie die Route der kaspischen Energie-Pipeline verläuft, vorhandene Militärbasen beibehält oder versucht, neue einzurichten, separatistische Bewegungen unterstützt, versucht, die regionalen Friedensmissionen zu dominieren oder seinen Tschetschenienkrieg als anti-terroristischen Kreuzzug ausgibt, für den es Zugang zum Territorium von Staaten in Mittelasien und am Südkaukasus braucht.(6) Russland will natürlich nicht zulassen, dass es in Mittelasien an den Rand gedrängt wird. Im Dezember 2002 hat es zum Beispiel ein Militärabkommen mit Kirgisien unterzeichnet, das die Stationierung von 20 Flugzeugen (Kampfjets und Bomber) und bis zu 1000 Soldaten im Luftwaffenstützpunkt Kant, östlich von Bischkek, der kirgisischen Hauptstadt, vorsieht. Die Luftwaffe soll die 5000 Soldaten aus Russland, Kirgisien, Kasachstan und Tadschikistan unterstützen, die die »schnelle Eingreiftruppe« bilden, auf deren Einrichtung sich diese Länder im November 2002 geeinigt haben, um die kollektive Sicherheitsorganisation zu stärken, die sie auf Russlands Initiative geschaffen haben.(7)

Deshalb haben die mittelasiatischen Regime schleunigst Sicherheitsabkommen mit den USA unterzeichnet. Aufgrund dieser Abkommen konnten die USA militärische Infrastrukturen in Khanabad in Usbekistan, wo Teile der 10. Mountain Division eingesetzt wurden, und auf Kirgisiens Flughafen »Manas« aufbauen, wo taktische F-15E- und FA-18-Maschinen stationiert und Anlagen gebaut werden sollen, um den Nachschub zu erleichtern. Es sind auch Pläne in Vorbereitung, um lokale Militär- und Spionageeinheiten zu trainieren und auszurüsten. Diese Aktivitäten verweisen auf ein intensiveres, langfristiges Engagement auf einem neuen strategischen Kriegsschauplatz und könnten Kasachstan, Tadschikistan und Turkmenistan mitziehen, die nicht beiseite stehen wollen. Man betrachte zum Beispiel die im Sommer 2002 getroffene Entscheidung, Turkmenistan bei der militärischen Ausbildung zu unterstützen, das nicht für den Krieg der Amerikaner gegen die Taliban und al-Qaida war und dem amerikanischen Ruf zu den Waffen mit Misstrauen begegnete.

Russlands Haltung zu dieser Ausweitung der strategischen Sphäre der USA ist bestenfalls ambivalent. Diese Ambivalenz ist in den USA manchmal unter den Teppich gekehrt worden, da es nach dem 11. September einen allgemeinen Aufschwung der Beziehungen zu Russland gab und da man glaubte, dass Russland sich jetzt mit dem Westen zusammentun würde. Gewiss, Russland hat die Kündigung des Anti-Raketenabwehr-Vertrages (ABM) hingenommen; die USA und Russland haben sich prinzipiell darauf geeinigt, ihre strategischen Atomstreitkräfte zu reduzieren; Russland hat eine wichtige Beraterrolle in der NATO bekommen; Bush und Putin scheinen ihre persönlichen Beziehungen verbessert zu haben; und Fachleute proklamieren eine neue Ära der russisch-amerikanischen Harmonie und das Ende des misstrauischen Umgangs wie zur Zeit des Kalten Krieges. Aber die russische Position hat sich nicht so dramatisch verändert, wie manche amerikanische Beobachter glauben.(8) Während Moskau auf Kooperation aus ist, hegt es immer noch den Verdacht, dass Washington versucht, die russischen Interessen zu unterminieren und die wenigen verbliebenen Machtpositionen auszuhöhlen.(9) Beweise sind dafür aus russischer Sicht die Erweiterung der NATO (die jetzt bereit ist, die baltischen Staaten aufzunehmen); der Start eines Raketenabwehrprogramms und der Rückzug vom ABM-Vertrag; der Irakkrieg; die unbeirrbare US-Unterstützung der Baku-Ceyhan-Pipeline, die Erdöl aus Aserbeidschan (und vielleicht auch Kasachstan) in die Türkei leiten soll, Russland umgeht und den regionalen Einfluss der Türkei steigert, also von Amerikas Verbündetem. Und nun wurde der offensichtlich langfristige Einsatz der amerikanischen Macht in Russlands Süden geplant. Ob Russland die amerikanischen Absichten richtig versteht, ist nicht die Frage. Tatsache ist, dass die Einschätzungen auf russischer Seite von der abwärts führenden Spirale aller Formen von russischer Macht bestimmt werden, und das in einer Welt mit unangefochtener amerikanischer Vormachtstellung, was natürlich Angst und Verdacht auslöst. Denn nun kann Russland bestenfalls hoffen, ein Adjutant der USA in Mittelasien zu sein, in einer Region, die es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts dominiert hat. Diese hierarchische Rollenverteilung ist auf die Disparität der russischen und amerikanischen Macht zurückzuführen, die selber ein Produkt von Russlands vielfältigen Problemen ist.(10)

Russland war zu schwach, um Amerikas Eindringen in seinen angeblichen Einflussbereich abzuwehren. So hat es mit dem pragmatischen Ansatz von Vladimir Putin aus der Notwendigkeit eine Tugend gemacht, wobei es hoffte, langfristig von seiner Kooperation zu profitieren. Aber es hat diese Entscheidung erst getroffen, nachdem die Versuche, Druck auf die mittelasiatischen Staaten auszuüben, damit diese ihre Zusammenarbeit mit den USA begrenzten, gescheitert waren. Eine Tatsache, die kaum zur Kenntnis genommen wurde. Der Lohn wurde im Bereich der Waffenkontrolle, in Form von Wirtschaftshilfe, von besseren Beziehungen zur NATO und mehr Verständnis der Amerikaner für den Tschetschenienkrieg erwartet. In der Zwischenzeit sagen sich die Russen, wenn durch den amerikanischen Einsatz in Mittelasien der islamische Radikalismus ausgerottet wird (eine Aufgabe, die jenseits von Moskaus Möglichkeiten liegt, aber ein Ergebnis, das stark in seinem Interesse ist), umso besser. Russland fürchtet wie die mittelasiatischen Regime den militanten Islam, und das umso mehr wegen des Tschetschenienkrieges und der revolutionären Islamisten im erweiterten Mittelasien. Aber auch wenn diese Dividenden gezahlt werden sollten, Russland ist von Mittelasien kooptiert worden und scheint dazu verdammt zu sein, Schritt für Schritt an der Erosion seiner dortigen Position mitzuarbeiten. Mittelasien schaut ebenso wie der Südkaukasus und die von den Tadschiken dominierte Regierung in Kabul (deren Mitglieder eng mit Russland zusammengearbeitet und russische Waffen bekommen haben, als sie die Nordallianz gegen die Taliban bildeten) auf die USA, wenn es darum geht, Russland im Gleichgewicht zu halten, und hält diese für die bessere Wahl, wenn es um wirtschaftliche Vorteile geht. Die Ambivalenz der russischen Position wird deutlicher werden, wenn Usbekistan, Dreh- und Angelpunkt im Machtgefüge der Region und der Staat, der am meisten darauf aus ist, den russischen Einfluss einzudämmen, engere wirtschaftliche und militärische Verbindungen zu den USA herstellt.(11)

Russlands Selbstverständnis als Großmacht mit berechtigten Ansprüchen wird diese Herabsetzung seines Ansehens im erweiterten Mittelasien noch schwerer akzeptierbar machen, vor allem dann, wenn greifbare Vorteile aus der Zusammenarbeit mit den USA unklar und vielleicht schwer zu fassen bleiben. Russland bleibt dann keine andere Wahl: Amerikas Erfolg in Mittelasien wird Russlands dortige Vorherrschaft beenden; Amerikas Scheitern mag in Moskau zwar vorübergehend Schadenfreude auslösen, wird aber den Ärger genau zu der Zeit vor Russlands Haustür bringen, in der es zu schwach ist, um selbstständig damit umzugehen. Die Probleme, die aus dem erweiterten Mittelasien nach Russland fließen könnten, beinhalten den militanten Islam, Terrorismus, Flüchtlinge aus vom Bürgerkrieg zerstörten Staaten, transnationales Verbrechen und Drogenhandel.

 

Neue Ansätze in Südasien

Schon lange vor der US-Intervention im erweiterten Mittelasien nach dem 11. September war eine strategische Neuordnung zwischen den USA und Indien im Gange. Nachdem die Sowjetunion zusammengebrochen war, hat Indien begonnen, seine allgemeine Strategie zu überdenken, und zwar insbesondere nach der Bildung einer Regierungskoalition im Jahre 1998, die von der nationalistischen Bharatiya-Janata-Partei geführt wurde. Diese war frei vom Anti-Amerikanismus oder Sozialismus der Kongress-Regierungen, die Indien seit seiner Unabhängigkeit regiert hatten. Präsident Clintons Indienreise im Jahre 2000 führte zu einer Wiederannäherung, die mit dem Beginn der Bush-Administration noch zunahm.(12) Die für die Außenpolitik und die nationale Sicherheit Verantwortlichen in der neuen US-Regierung glaubten, dass nach der Sowjetunion und mit China als neuem Herausforderer Indien und nicht Pakistan der wertvollere Partner war.

Unmittelbar nach dem 11. September machte Indien einen mutigen und beispiellosen Schritt. Es bot den USA Stützpunkte für militärische Operationen in Afghanistan an. Washington zögerte, umwarb Pakistan und lehnte Indiens Angebot schließlich ab. Die indische Regierung hatte eine Menge politisches Kapital ausgegeben, bloß um in Verlegenheit gebracht zu werden, als die USA sich Pakistan in die Arme warfen. Aus indischer Sicht war Pakistans Inter-Services Intelligence (ISI) der oberste Schirmherr der Taliban. Und Pakistans Präsident Pervez Musharraf war ein getreuer Unterstützer der Taliban. Daran konnte auch seine spätere Inkarnation als Musterknabe der Terrorismusbekämpfung nichts ändern.

Wieder einmal schien Pakistan Indien durch seine geographische Lage ausmanövriert zu haben. Während des Kalten Krieges hatte Pakistan seine Lage im Süden der Sowjetunion dazu genutzt, um – wie einer seiner Premierminister es ausdrückte – zum »most allied ally« der USA zu werden.(13) Es kassierte amerikanische Wirtschaftshilfe und Waffen ein. Nach dem September 2001 konnte Pakistan den USA anbieten, was Indien nicht zu bieten hatte: einen direkten Zugang zu Afghanistan sowie eine Fundgrube von Informationen über die Taliban. Musharraf, verzweifelt darum bemüht, für Pakistan einen strategischen Albtraum zu vermeiden, in dem sein Todfeind Indien ein strategisches Bündnis mit den USA schloss, zögerte keine Sekunde.

Nach dem 13. Dezember 2001, an dem Terroristen aus Kaschmir, die Verbindungen nach Pakistan hatten, einen Anschlag auf das indische Parlament in New Delhi verübt hatten, versuchte die US-Diplomatie, die indischen Befürchtungen zu beschwichtigen, dass die USA sich erneut auf die Seite Pakistans geschlagen hätten. Einige einflussreiche Inder waren sogar der Meinung, dass das amerikanische Engagement in Pakistan dazu beitragen würde, Pakistan zu stabilisieren – zu Indiens Vorteil. Allerdings war seit dem 11. September eine Zunahme der Stabilität in Pakistan kaum erkennbar. Islamistische Parteien, denen man traditionellerweise bei Wahlen keine Chancen einräumte, wurden nach den letzten Provinzwahlen zu einer mächtigen Kraft und kontrollierten nun die kritischen Provinzen Belutschistan und die Northwest Frontier Province (letztere grenzt an Afghanistan und ist ein Rückzugsgebiet von al-Qaida).(14) Abgesehen von der Fixierung auf Kaschmir und Indien hat Pakistans kleine politische Elite keine kohärente und dauerhafte Vision für ihr Land entwickelt.

Indien hat natürlich eigene schwere Probleme – nicht zuletzt eine politische Führung, die davon besessen ist, einen großen Machtstatus in einem Land zu erringen, das in Armut und Analphabetentum versinkt, was hauptsächlich der Unzulänglichkeit eben dieser Führung zu verdanken ist. Aber sein politisches System ist stabil, seine Demokratie ist robust und hält sich an die Gesetze, und sein Militär ist ziviler Kontrolle unterstellt. Indiens Potenzial – das sich in einem riesigen Pool von wissenschaftlichem und technischem Fachwissen ausdrückt – hat schließlich langsam begonnen zu Tage zu treten, und zwar Dank weitreichender, wenn auch nur langsam greifender Reformen, die auf Modernisierung und eine Öffnung seiner Wirtschaft gerichtet sind.

Die amerikanische Reaktion auf den Anschlag auf das indische Parlament im Dezember 2001 war weit entfernt von 1971, als die USS Enterprise in den Golf von Bengalen geschickt wurde, um (erfolglos) einen Angriff Indiens auf Pakistan zu verhindern. Dieses Mal zwangen die amerikanischen und indischen Druckmaßnahmen Musharraf, Fundamentalisten bei sich zu Hause zu verhaften, und amerikanische Regierungsvertreter bekundeten Verständnis für die Empörung Indiens. Pakistans Versuche, den Kaschmirkonflikt zu internationalisieren, machten keinen Eindruck auf die Amerikaner. Kein einziges indisches Bataillon wurde zurückgerufen, und die USA froren das Vermögen von zwei größeren Terrorgruppen ein, die von Pakistan aus operierten und schon seit langem von Indien verurteilt worden waren. Nicht einmal China, Pakistans traditioneller Verbündeter, sandte seine üblichen Warnungen an Indien. Die USA drängten Pakistan, die militanten islamistischen Gruppen, die Kaschmir unterwanderten, zu verhaften und bestanden auch darauf, die Infiltration Kaschmirs über die Line of Control zu unterbinden. Die amerikanische Hilfe und die Investitionen wurden nicht erhöht; die USA weigerten sich sogar, die Einfuhrzölle für Textilien zu senken, Pakistans wichtigster Export in die USA. Musharraf erntete viel Lob von den amerikanischen Führern, weil er militante Gruppen einsperrte, aber das änderte nur wenig an den grundsätzlichen Tatsachen: 500000 indische Soldaten wurden an der pakistanischen Grenze zusammengezogen, und Washington erkannte öffentlich an, dass Indien das Recht hat, sich vor dem Terrorismus zu schützen.

Musharraf hatte recht wenig aufzuweisen, um auf die amerikanische Dankbarkeit setzten zu können. Die Anschläge vom 11. September haben das weiterhin bestehende Hauptproblem eher zugespitzt als verringert: den möglichen Zerfall Pakistans. Musharrafs Schulterschluss mit den USA gegen die Taliban und al-Qaida hat Pakistans mächtige Islamisten abspenstig gemacht, die ihn als Verrat, wenn nicht sogar Abfall vom Glauben ansahen. Die demokratischen Elemente in Pakistan betrachten Musharraf als Glücksritter, der alles daransetzt, an der Macht zu bleiben, indem er die Demokratie durch manipulierte Wahlen und Referenden unterminiert. In Pakistans Streitkräften und Geheimdiensten gibt es Elemente, die über die Preisgabe der Taliban nicht besonders begeistert sind und weiterhin mit islamistischen Doktrinen sympathisieren. Was die Innenpolitik betrifft, ist Musharraf seit dem 11. September verwundbarer geworden. Nimmt man noch die Macht dazu, die er sich in dieser Zeit angemaßt hat, macht dies Pakistan besonders instabil. Das sind schwerlich gute Nachrichten für Indien, und nicht nur deshalb, weil Pakistan über Atomwaffen verfügt. Die geographischen, kulturellen, geschichtlichen und demographischen Verbindungen zwischen diesen beiden Ländern führen zwangsläufig dazu, dass Indien dem (buchstäblichen und metaphorischen) Fallout von Pakistans Zersplitterung nicht entgehen kann. Indien muss daher die Stabilität in Pakistan unterstützen. Das bedeutet nicht, es in die Enge zu treiben.(15) Aber die Zurückhaltung Indiens wird nicht nur von der Voraussicht seiner Führer bestimmt, sondern auch von den Leidenschaften militanter Gruppen, die die pakistanische Regierung möglicherweise nicht richtig unter Kontrolle bringen kann. In Südasien enthält die Kombination vom staatlichem Zusammenbruch und Krieg, der zum Atomkrieg werden kann, weiterhin große Probleme – in die auch die USA verstrickt sind. Die USA haben nur wenig Möglichkeiten, außer darauf hinzuarbeiten, dass sich ein stabileres Pakistan entwickelt. Der Haken dabei ist, dass solche Versuche Amerika immer tiefer in Pakistans innere Angelegenheiten verwickeln. Aber selbst wenn die amerikanische Öffentlichkeit und die politische Führung keine große Begeisterung für etwas aufbringen können, was ein schmutziges und kostspieliges Abenteuer zu werden verspricht, ist Gleichgültigkeit keine Option. Pakistans Absturz in ziviles Chaos würde Schockwellen nach Afghanistan und Mittelasien aussenden und beide den Verwüstungen durch eine wiederbelebte Al-Qaida-Gruppe und ihre lokalen Sympathisanten aussetzen. Wenn Russland in Mittelasien keine Wahl hat, so gilt das Gleiche für die USA in Südasien.

 

Die Verluste Chinas

Indiens zunehmende Orientierung auf die USA beunruhigt China fast genauso wie Pakistan. Japan ist bereits Verbündeter und eine Plattform für eine Ausweitung der amerikanischen Macht; Taiwan wird von den USA verteidigt und bewaffnet; eine enge strategische Partnerschaft mit Indien würde aus chinesischer Sicht einer Umzingelung gleichkommen. Anders als Mittelasien, Russland, Pakistan und Indien hat China keine handfesten Gewinne durch die Änderung der US-Politik nach dem 11. September gemacht. Davor schien die Festigung des chinesischen Einflusses in Mittelasien – angesichts der Schwäche Russlands und von Chinas Nähe und Überlegenheit – unerbittlich voranzugehen. Durch den Erwerb von Ölfeldern in Kasachstan, die Erweiterung von Handels- und Kommunikationsverbindungen und die Anknüpfung von strategischen Beziehungen mit Russland, den mittelasiatischen Staaten, dem Iran und Pakistan hat Peking die Grundlage für langfristige Annäherungen gelegt. Die chinesische Führung sieht Mittelasien als eine kritische neue Region. Es grenzt an Sinkiang, eine Provinz mit reichen Energiequellen, die weit von den chinesischen Machtzentren im Osten entfernt ist und deren Einwohner, die turk-moslemischen Uiguren, sich über die chinesische Herrschaft ärgern und Mittelasiaten kulturell und ethnisch näher stehen als den Han-Chinesen. Islamischer Fundamentalismus und mittelasiatische Bewegungen, die eine Vereinigung der Turk-Völker anstreben, scheinen sich nicht an bestimmte Regionen zu halten (die ja nur willkürliche und fein säuberlich abgegrenzte Verwaltungseinheiten sind); sie ignorieren solche Grenzen und ziehen durch Gegenden, die durch religiöse und ethnische Zugehörigkeit definiert werden. Die chinesischen Führer haben das erkannt und ein scharfes Vorgehen gegen uigurische Nationalistengruppen in Mittelasien zu einem Hauptpunkt in ihren Gesprächen mit den Führern der Region gemacht. Offizielle chinesische Kommentare unterstreichen die Bedrohung Sinkiangs durch im Ausland ausgebildete islamistische Abspaltungsbewegungen. Und auch im chinesischen Weißbuch China’s National Defense in 2002 wird das Problem ausführlich diskutiert.(16)

Die Ereignisse vom 11. September wühlten die Gewässer Mittelasiens zu einer Zeit auf, als China sie mit großer Selbstsicherheit befuhr. Die Vereinigten Staaten, die schon lange Streitkräfte an Chinas östlicher Flanke stationiert hatten, setzten sie nun auch an seiner Westflanke ein – und offensichtlich auf lange Sicht. Die beiden traditionellen Verbündeten Chinas, Russland und der Iran, schienen bereit zu sein, den Interessen der USA in Mittelasien entgegenzukommen. Russland hatte eine »strategische Partnerschaft« mit China gebildet, die die Gründung der Shanghai Cooperation Organisation (SCO) im Jahre 2001 beinhaltete. Diese besteht aus China, Russland und den mittelasiatischen Staaten (ohne Turkmenistan) und soll den islamischen Radikalismus bekämpfen. Nun zeigt sich, dass die USA in Kooperation mit Russland und Mittelasien die Führung im Kampf gegen den Terrorismus in Mittelasien übernehmen, und die Zukunft der SCO ist ungewiss. Washington hat die erratischen Bemühungen des Iran um bessere Beziehungen zu den USA zurückgewiesen, aber das ist wohl nur ein schwacher Trost für Peking, denn die durchaus sichtbaren Vorzeichen für eine Veränderung der iranischen Gesellschaft könnten die Beziehung zwischen den USA und dem Iran auf Wege lenken, die sich nicht zu Gunsten Pekings auswirken. Vor allem, wenn aus der Asche von Saddam Husseins Regime ein demokratischer Irak entstehen sollte. Pakistan, das jahrzehntelang auf China gesetzt hat, um Unterstützung gegen Indien (als dem üblichen Feind) zu bekommen, beherbergt heute amerikanische Truppen und treibt sich in anti-indischen Organisationen herum.

Obwohl die Taliban zerschlagen wurden, fließen weiterhin Waffen und islamistische Ideen nach Sinkiang. Der Fundamentalismus hat nur wenig Anhänger unter den Uiguren, obwohl einige an Al-Qaida-Operationen teilgenommen haben und China behauptet, dass die Turkistanische Islamische Bewegung (ETIM) in Al-Qaida-Lagern in Afghanistan ausgebildet wurde. Auch wenn die Mehrheit der Uiguren nicht mit radikalen Bewegungen in Verbindung steht, hält sie das Regime in Peking doch für eine fremde Kraft, die ihr Heimatland durch Zwang, Han-Immigration und Restriktionen in Bezug auf den Islam und die uigurische Sprache kontrolliert. Obwohl der uigurische Nationalismus nicht unterzukriegen ist, hat er sich nur sporadisch durch Gewalt und Terrorismus geäußert und sich als recht harmlos erwiesen.(17)

Deshalb ist das Auftauchen des militanten Islam in Mittelasien ein Problem für China. Die vorläufige regionale Stabilität, entstanden durch den Aufmarsch der US-Truppen nach dem 11. September und nach Washingtons Entscheidung aus dem Jahre 2002, die ETIM als terroristische Vereinigung einzustufen, mag es China ermöglichen, sein »Uiguren-Problem« besser in den Griff zu bekommen. Es gibt aber noch größere Probleme. Chinas Drang nach Einfluss in Mittelasien wird jetzt stärker werden, wo die USA sich selber in der Region niedergelassen haben und die amerikanische Präsenz an seiner Westgrenze Chinas strategische Planung komplizierter macht.

 

Iran, der Golf und die Türkei

In den frühen Phasen des amerikanischen Krieges in Afghanistan gab es Anzeichen für Tauwetter zwischen den USA und dem Iran. Während die Ausweitung der Kontakte zu den USA dem Iran potenziell politische und wirtschaftliche Vorteile gab, fürchteten die konservativen iranischen Geistlichen, dass dadurch Reformkräfte gestärkt und ermutigt würden. Diese Furcht wurde durch Auftritte von afghanischen Moslems angeheizt, die von Tausenden von Satellitenempfängern im Iran verfolgt werden konnten und die den frisch gefilmten Zusammenbruch der Talibanherrschaft zeigten: Sie tanzten auf den Straßen, warfen Burkas weg und genossen ihre neu gefundene Freiheit. Die Folgen einer solchen Reaktion auf die Demontage eines islamischen Regimes sind den Wächtern über die islamische Regierung des Irans nicht entgangen, die wissen, dass die 1979 von Ayatollah Khomeini eingeleitete Revolution wegen ihrer vielen Fehler, ihrer drakonischen Moralforderungen und wegen ihrer Taubheit für die Bedürfnisse der iranischen Jugend an Unterstützung verloren hat. Die Popularität der USA bei den jungen Iranern war noch nie größer.

Am Persischen Golf rufen die USA bei den einfachen Leuten dagegen sehr viel Feindseligkeit hervor. Sie lehnen die Vereinigten Staaten ab, weil diese Israels Unterdrückung der Palästinenser unterstützen und weil sie belohnen, was ihnen als Krieg gegen den Islam erscheint. Militante Islamisten werfen den USA vor, korrupte Fürsten und Scheichs zu stützen, ihre Truppen neben den heiligsten Stätten des Islam zu stationieren und die arabisch-moslemische Kultur durch ihre Waren, ihre Reklame, ihre Filme und Fernsehprogramme zu vergiften. Die amerikanische Entscheidung, Krieg gegen den Irak zu führen, weil Saddam Hussein angeblich Massenvernichtungswaffen produzierte, wird im Hinblick auf Israels Atomwaffen als scheinheilig und angesichts des Elends, das über die normalen Iraker hereingebrochen ist, als moralisch verwerflich angesehen. (Dass Saddam Hussein der größte Unterdrücker der Iraker gewesen ist, wird durch die Kritik an den amerikanischen Motiven verschleiert.) Eine stetige Radikalisierung der jungen Araber lässt nichts Gutes für das erweiterte Mittelasien erhoffen, das immer mehr dem politischen Einfluss aus dem Mittleren Osten ausgesetzt ist. Die amerikanische Intervention in einem bedeutenden arabischen Land wird natürlich keinen Widerhall haben, der Regierungen im erweiterten Mittelasien zu Fall bringen könnte. Aber sie könnte Pakistan und Afghanistan destabilisieren und, ganz allgemein gesehen, die manichäischen Diskurse islamischer Militanter für die entwurzelten jungen Moslems im erweiterten Mittelasien anziehender und einleuchtender machen.

Die Entfaltung amerikanischer Macht im erweiterten Mittelasien nach dem 11. September könnte auch zu einer strategischen Neueinschätzung in der Türkei führen. Wenn die Türkei in der Zeit nach den Taliban eine wichtige Rolle in Mittelasien und in Afghanistan spielt (zum Beispiel durch Friedensmissionen und die Gewährung von Wirtschaftshilfe und Militärtraining), könnte die Waage zwischen der Orientierung der Türkei auf Europa oder Asien zu Gunsten des letzteren ausschlagen. Das ist umso wahrscheinlicher, wenn die Mitgliedschaft in der Europäischen Union, die die Türkei gegenwärtig anstrebt, sich als unerreichbar herausstellt. Wenn die Türkei sich auf Mittelasien und den Südkaukasus konzentriert, weil sie endgültig feststellt, dass die EU ein immer weiter zurückweichendes Fernziel ist, werden türkische Politiker, die sich über die lästigen und erniedrigenden »Anforderungen« für einen Eintritt in die EU ärgern, an Boden gewinnen.

Die Türkei könnte sich dann für eine Strategie entscheiden, die die aktive Beteiligung im Osten und einen Schulterschluss mit den USA und Israel kombiniert, und zwar vor allem dann, wenn die NATO noch lange über ein Grundprinzip für die Zeit nach dem Kalten Krieg nachdenkt und ihre Bedeutung für die türkische Diplomatie und nationale Sicherheit unklar wird.

Eine allgemeinere Folge des amerikanischen Kriegs gegen den Terrorismus könnte darin bestehen, dass die Zahl der Staaten und Gruppen, die über Atomwaffen verfügen, größer wird. Die Fortschritte im Bereich der Hochpräzisions-Waffen und die Verfügbarkeit von Technologien »von der Stange« – zum Beispiel weltweite Ortungssysteme – könnten es ihnen ermöglichen, Atomwaffen auf Bestellung zu liefern, während Pakistans Zerbrechlichkeit, Russlands schlecht bewachte Militäranlagen und Nordkoreas Atomwaffen insgesamt den Zugang zu spaltbarem Material erleichtern könnten. Atomwaffen (oder barbarische Varianten wie radiologische Streuwaffen oder dirty bombs) können als große Ausgleicher oder als Zauberkugel dienen, die schwache Staaten in die Lage versetzt, die großartigen konventionellen Streitkräfte der USA abzuschrecken oder ihnen einen schweren Blutzoll abzuverlangen. Die Gefahr, dass Washington seine Macht einsetzen würde, um Länder umzugestalten, wie es dies in Afghanistan und im Irak getan hat, würde dann erheblich größer werden.

 

Lehren für Strategie und Politik

Die Konvention, Mittelasien als eine Gruppierung von fünf Staaten zu definieren, erweist sich als hinderlich für die praktische Politik und die Strategieanalyse. Ein nahtloses Netz verbindet das eigentliche Mittelasien, den Südkaukasus, Afghanistan, Pakistan, den Iran, die Türkei und Chinas Sinkiang-Provinz. Wenn man im Sinne eines »erweiterten Mittelasien« denkt, erfasst man ein größeres Bild und kann berücksichtigen, wie Kräfte vom einen Teil dieser erweiterten Region über die Grenzen der anderen Teile ausstrahlen können. Ein Axiom der praktischen Politik und der Analyse sollte daher lauten, dass die Folgen einer größeren Veränderung in einem Teil des erweiterten Mittelasien Auswirkungen auf seine anderen Teile haben, oft sogar sehr schnell und in dramatischer Weise und vermittelt durch viele Netzwerke. Unter Berücksichtung des erweiterten Mittelasien sollten die Spezialisten und Theoretiker für diese Region zusammenarbeiten, wenn sie für die Praktiker von Nutzen sein wollen.

Die Praktiker selber werden alle Hände voll zu tun haben, da für die USA die Gefahr besteht, immer weiter in das erweiterte Mittelasien hineingezogen zu werden. Das Engagement könnte in einer Falle enden, wenn zunehmende, immer unfangreicher werdende Initiativen, die darauf abzielen, Ordnung in einer streitanfälligen Region zu schaffen, implementiert werden. Abgesehen von operativen Problemen und den Risiken, die mit einer solchen mission-creep [dem schleichenden Ausufern einer Invasion] verbunden sind, ist die Unterstützung der amerikanischen Öffentlichkeit für eine absehbare Verwicklung in das Durcheinander der Staaten des erweiterten Mittelasien ziemlich dünn – und ohne diese Unterstützung wird es schwer, eine Politik zu verfolgen, die einen großen Aufwand, Rückschläge, Frust und den Verlust amerikanischer Menschenleben beinhaltet. Trotzdem scheint die Ausrichtung der US-Politik nach dem 11. September auf Terrorismusbekämpfung dauerhaft zu sein und ein Engagement vorzuschreiben, das nicht darin besteht, den verwickelten Angelegenheiten ferner und instabiler Länder, die von zwielichtigen Gestalten regiert werden, aus dem Weg zu gehen. Kampagnen gegen kleine, klandestine und mobile Gruppen wie al-Qaida können – weder im erweiterten Mittelasien noch sonst wo – nicht mit einer Politik des Gleichgewichts der Kräfte, der Abschreckung und des zwischenstaatlichen Krieges durchgeführt werden, also unter Bedingungen, die die Amerikaner kennen und bevorzugen. Stattdessen werden diese Operationen Einmischungen in die komplexen Probleme von fernen, unbekannten Gesellschaften beinhalten. Man nehme als Beispiel nur Afghanistan, wo Bombenanschläge und Mordversuche, die darauf gerichtet sind, eine schwache, von den USA gestützte Regierung zu stürzen, Routine sind und eine langfristige und vorbeugende Nachkriegspräsenz der US-Streitkräfte notwendig gemacht haben. Pakistan und die mittelasiatischen Staaten könnten möglicherweise ähnliche Herausforderungen bilden, und ebenfalls der Irak nach Saddam. Wo immer solche Herausforderungen auftauchen, werden die US-Streitkräfte, die Kampagnen innerhalb der Grenzen von aufgewühlten Staaten ausführen, nicht auf professionelle Armeen stoßen, die an erkennbaren Fronten operieren und die Regeln des Krieges respektieren oder überhaupt nur kennen. Sie werden eher in chaotische Umgebungen kommen, ein Gemisch aus irregulären Streitkräften und fließenden Allianzen, das die Grenzen zwischen Freund und Feind verschwimmen lässt. Solche Bedingungen werden elegante Maximen über committing forces(18), sprich Einsatztruppen, nur dann aus dem Weg räumen, wenn es eine klare Mission und eine Strategie für das Ende der Mission gibt: In Gegenden, die voller Unwägbarkeiten sind, muss die Planung der Improvisation weichen. Der Feind mag US-Truppen an der Front binden. Aber da irreguläre, unterbewaffnete Kräfte nicht in der Lage sind, diese Truppen auf im eigentlichen Sinne militärische Weise zu schlagen, wird ihr Hauptziel nicht darin bestehen, offene Feldschlachten an der Front zu gewinnen, sondern im »Hintergrund« Vorteile zu erringen, indem man die öffentliche Unterstützung für solche Kampagnen in der Heimat untergräbt.

Schließlich wird Mittelasien wahrscheinlich in eine Instabilität verfallen, die in der vorhersehbaren Zukunft gerade von solchen committing forces hervorgerufen wird, und zwar aus verschiedenen Gründen. Wenn die USA die Last und die Risiken des Engagements reduzieren wollen, müssen sie die Unterstützung ihrer Bündnispartner erlangen, und zwar vor allem dann, wenn es innerhalb der USA einen Mangel an schlagkräftiger Unterstützung für Friedensmissionen und nation-building-Operationen gibt. Europäische Regierungen könnten eine solche Unterstützung gewähren, wenn sie ihre Verteidigungsausgaben erhöhen und robustere Streitkräfte aufstellen würden. Aber das ist unwahrscheinlich. Der gegenwärtige Stand der Beziehungen zwischen den USA und Europa führt nicht zur Formulierung einer multilateralen Strategie. Mal ganz abgesehen von ihrer Anwendung. Wenn Europas Eindruck, dass die USA unbedingt unilateral handeln wollen und dann die vertrackten Aufgaben der Bewahrung des Friedens ihren Verbündeten überlassen, noch stärker wird, werden die Aussichten für eine transatlantische Zusammenarbeit, um Krisen zu bewältigen und die Stabilität in Mittelasien zu fördern, dahinschmelzen und die Uneinigkeit innerhalb der Vereinigten Staaten, die durch den Irakkrieg geschaffen wurde, noch verschärfen.

 

Aus dem Amerikanischen von Ronald Voullié.

 

Rajan Menon ist »Senior Fellow« im Council on Foreign Relations und Monroe J. Rathbone-Professor für Internationale Beziehungen, Lehigh University, und schreibt an einem neuen Buch über Russland und den Islam. Der Essay erschien in Survival, Journal of The International Institute for Strategic Studies (IISS), No. 2, Summer 2003, und wurde von der Redaktion leicht gekürzt.

 

1

Wenn ich von »Mittelasien« oder von »Mittelasien selbst« spreche, beziehe ich mich auf die fünf Staaten, von denen gemeinhin gesagt wird, dass sie Mittelasien bilden: Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan.

2

Siehe Robert Ebel und Rajan Menon (Hrsg.): Energy and Conflict in Central Asia and the Caucasus, Lanham, MD, 2000.

3

Siehe z. B. Jim Hoagland: »Staying on in Central Asia«, in: Washington Post, 20.1.02.

4

Eine ausgewogene Einschätzung des Islam in Mittelasien findet sich bei Roald Sagdeev und Susan Eisenhower (Hrsg.): Islam and Central Asia: An Enduring Legacy or an Evolving Threat?, Washington, DC, 2000.

5

Rajan Menon: »In the Shadow of the Bear: Security in Post-Soviet Central Asia«, in: International Security, Bd. 20, Nr. 1 (Sommer 1995), S. 149–181.

6

Georgien wehrt sich bereits gegen einen solchen Anspruch von Seiten Russlands: Seine Pankisi-Gorge-Region ist Heimatland für die Tschetschenen und ein Hafen für Flüchtlinge aus Tschetschenien – und aus russischer Sicht ein Heiligtum für tschetschenische Kämpfer.

7

Zu Einzelheiten siehe The New York Times, 4.12.03 und 7.12.02.

8

Siehe z. B. Robert Legvold: »All the Way: Crafting a US-Russian Alliance«, in: The National Interest, Nr. 70, Winter 2002/03, und Thomas Nicholas: »Russia’s Turn West: Sea Change or Opportunism?«, in: World Policy Journal, Bd. XIX, Nr. 4, Winter 2002/03.

9

Diese Einschätzung zeigt sich in den Äußerungen von russischen Politikern, Armeeoffizieren und Strategieanalytikern und auch in der öffentlichen Meinung in Russland. Siehe z. B. Oberst Stanislav Lunev: »Moscow Opposes US Presence in Asia«, NewsMax.com, Notizen 23. Februar 2002, http://www.newsmax.com/archives/articles/2002/2/23/142152.shtml; Dave Eberhart: »Putin Takes Flack for Russia’s ›Disintegration‹«, NewsMax.com, 24. Februar 2002, http://www.newsmax.com/archives/articles/2002/2/24/135835.shtml; Mikhail Khodarenok: »Russia Stirrounded By Military Bases«, Nezavisimoe voennoe obozrenie, No. 10 (2002), Center for Defense Information, in: Russia Weekly, Nr.200, 2002, www.cdi.org/russia/200-12.cfrn; Igor Torbakov: »Putin Faces Domestic Criticism Over Russia’s Central Asia Policy«, in: Eurasia Insight, 2.5.03, http://www.eurasianet.org/departments/insight/articles/eavO21202.shtml; Ian Traynor: »Russia Edgy At Spread of US Bases in Its Backyard«, in: The Guardian, 10.1.02; Sergei Blagov: »US, Russia Marching On Central Asia«, in: Asia Times Online, 7.12.02, http://www .atimes.com/atimes/Central_Asia/DLO7 AgO2.html; Stefan Wagtyl und Andrew Jack: »Putin The Pragmatic«, in: Financial Times, 11.2.02.

10

Rajan Menon: »Structural Constraints on Russian Diplomacy«, in: Orbis, Bd. 45, Nr. 4 (Herbst 2001).

11

Zur Erosion des russischen menschlichen Kapitals siehe Mark G. Field und Judyth L. Twigg: Russia’s Torn Safety Nets, New York 2000; Vladimir Mikhalev: »Poverty and Social Assistance«, in: Lawrence R. Klein und Marshall Pomer (Hrsg.): The New Russia: Transition Gone Awry, Stanford 2001; Murray Feshbach: »Russia’s Population Meltdown«, in: Wilson Quarterly, Bd. XXV, Nr. 1, Winter 2001.

12

Die Veränderungen der Beziehungen im Bereich der Sicherheit zwischen Indien und den USA seit dem Kalten Krieg werden behandelt in Juli A. MacDonald: »The Indo-US Military Relationship: Expectations and Perceptions«, Studie für das Office of Net Assessment, US Department of Defense, Contract # SP00700-98-D-4002/0043 (Oktober 2002).

13

Liaquat Ali Khan bezog sich damit auf die doppelte Mitgliedschaft in der South East Asian Treaty Organisation (SEATO) und in der Central Treaty Organisation (CENTO).

14

Zu einer breiten Debatte über die Probleme Pakistans siehe Owen Bennet Jones: Pakistan: Eye of the Storm, New Haven 2002.

15

Im Sommer 2003 gab es einige Hinweise für Tauwetter zwischen Indien und Pakistan. Der indische Premierminister Ali Bihari Vajpayee sandte Indiens Botschafter – der nach dem terroristischen Anschlag auf das indische Parlament im Dezember 2001abberufen worden war – nach Pakistan zurück und stellte Verhandlungen in Aussicht. Die pakistanischen Behörden begrüßten diese Annäherungsversuche. (Ende 2003 kam es sogar zu einem Treffen der beiden Premiers. – Anm. d. Red.)

16

»Terrorism Emerges as Major Security Threat in Chinese White Paper«, Agence France Press, 9.12.02.

17

Thomas Beal: »Uighur Yeaming for Freedom: Xinjiang’s China Problem«, in: The Asian Wall Street Journal, 5.11.01.

18

Vgl. Donald H. Rumsfeld: »Guidelines for Committing Forces«, in: New York Times, 14.11.02. (A. d. Ü.)