Sonja Margolina

Schule des Lebens und des Todes

Die Rekrutenschinderei in der russischen Armee und ihre Folgen

 

 

Mit der Erosion des totalitären Systems traten in Russland die tradierte politische Kultur und die überkommenen Überlebensformen wieder in Erscheinung: auf der einen Seite die patrimoniale Bürokratie, die wie unter den Zaren das Amt als lukrative Ausbeutungsstelle nutzt, zur Loyalität gegenüber dem »Patron« und nicht dem »Souverän« verpflichtet ist, und auf der anderen Seite die sich selbst überlassene rechtlose Masse, die sowohl dem Faustrecht von allerlei »Milizen« und anderer selbst ernannter Obrigkeit als auch der alltäglichen Gewalt von ihresgleichen ausgesetzt ist. Die kollektive Sozialisation, die die Reproduktion dieser Verhältnisse ermöglicht, findet im System Putin in den von Korruption und Willkür befallenen (post-)sowjetischen Institutionen statt. Die wichtigste von ihnen bleibt die Armee.

Ende Januar 2006 brach in der russischen Öffentlichkeit um den durch Misshandlungen zum Krüppel gemachten Rekruten Andrej Sytschow ein Skandal los. Seine Leidensgeschichte ging durch aller Herren Länder: Der 19-jährige Rekrut wurde um Neujahr von älteren Soldaten ? »Dedy« genannt ? so lange misshandelt (und vermutlich auch vergewaltigt), dass ihm beide Beine, eine Hand und die Genitalien amputiert werden mussten. Der Vorfall gelangte nur deshalb an die Öffentlichkeit, weil in Tscheljabinsk eine erschütterte Krankenschwester des städtischen Krankenhauses, wohin der sterbende Junge aus dem Militärkrankenhaus entsorgt worden war, anonym die regionale Organisation der Soldatenmütter alarmieren konnte.(1)

Freilich kann man nicht behaupten, dass die Gesellschaft von diesen Zuständen in der Armee nichts wusste: Selbst nach der offiziellen Statistik des Verteidigungsministeriums kommen Jahr für Jahr über tausend Wehrpflichtige in den Kasernen ums Leben. Die Stiftung »Das Recht der Mutter« benennt indes allein über 6000 Anfragen von Eltern nach ihren Söhnen im Jahre 2005.(2) Die Differenz könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass die zu Tode gequälten Soldaten häufig als desertiert gemeldet werden, während sie in Wahrheit irgendwo verscharrt liegen. Außerdem gelangen die an Krankheiten oder Verstümmelungen gestorbenen Soldaten, die bereits entlassen wurden, nicht in die Statistik. Nicht erfasst werden auch die Todesfälle in den Einheiten des Innenministeriums und des FSB. Allerdings gibt die Militärstaatsanwaltschaft zu, dass im Jahre 2005 mehr als fünftausend Soldaten auf der Flucht vor der Rekrutenschinderei gewesen seien.

Als Militärmaschinerie stellen die russischen Streitkräfte gegenwärtig ein verfallendes, demoralisiertes und desorientiertes Konglomerat dar: die Reste einer einst mächtigen, privilegierten und geschlossenen Korporation.(3) In der Öffentlichkeit wird kontrovers darüber diskutiert, ob die Desintegration der Sowjetarmee ein postsowjetisches Phänomen ist oder schon in der Sowjetzeit, als die Bevölkerung mit den Mythen von der »unbesiegbaren Armee« abgespeist wurde, in vollem Gange gewesen war.

Wenn man der ersteren Vorstellung folgt, dann sind es die Niederlage in Afghanistan und der Zerfall der Sowjetunion gewesen, die ihr einen tödlichen Stoß versetzt haben. Die Rückführung der Besatzungstruppen aus Osteuropa, die Unterfinanzierung vor dem Hintergrund der kriminellen Privatisierung und des Aufkommens der Neureichen machte diese einst zentrale Säule des Sowjetsystems zum Verlierer der Wende. Der Verlust an gesellschaftlicher Annerkennung sowie Perspektivlosigkeit führten zu einem dramatischen Ausbluten der Streitkräfte: Die fähigen, besser ausgebildeten und flexiblen Offiziere haben das Weite gesucht. Seit Jahren leiden die Streitkräfte an Offiziersmangel: 40 Prozent der Zugführer sind Absolventen ziviler Hochschulen mit primitiver Ausbildung, jeder Zehnte hat keinen Militärrang. Niedriges Gehalt, unbefriedigende Wohnverhältnisse ? im Jahre 2004 hatten mehr als 130000 Familien von Offizieren und Feldwebeln keine eigenen Unterkünfte, über 10000 wohnten in Wohnheimen.(4) Nicht zu unterschätzen ist auch der demoralisierende und kriminalisierende Einfluss des Tschetschenienkriegs, in dem die meisten Offiziere ihre Erfahrungen mit Menschenhandel, Plünderung und Misshandlungen der Zivilbevölkerung gemacht haben.

Die Armee ist schlimmer als das Volk

Noch dramatischer ist es um das Kontingent der Wehrpflichtigen bestellt, das die wachsende soziale Kluft in der Gesellschaft widerspiegelt. Boris Jelzin hatte die Gruppe der vom Wehrdienst Freigestellten auf 25 Kategorien erweitert: Neben den Studierenden zählten dazu Männer, die Invaliden oder kleine Kinder versorgen mussten, oder schwangere Frauen hatten, Milizangehörige, Angestellte des militärisch-industriellen Komplexes, aber auch Dorflehrer und Musiker. Diejenigen, die keine legalen Gründe für die Freistellung vom Wehrdienst haben, nutzen das weit verzweigte System der Korruption ? von den Ärzten bis zu den Einberufungskommissionen. Bis zu 30 Prozent eines Jahrgangs lassen sich als untauglich einstufen. Nach Angaben der Antikorruptionsstiftung »Indem« ist der Handel mit Freistellungen einer der lukrativsten Zweige der Schattenindustrie geworden: In der Amtszeit Putins soll sich die Höhe des Schmiergeldes verzehnfacht haben. Es handelt sich um circa 350 Millionen Dollar, die die Bevölkerung für die Freistellung der Söhne aufwendet.(5)

Kein Wunder also, dass die jährlichen Quoten durch die sozial Schwachen ? Waisenkinder, Vorbestrafte, Dorfjungen, oft Alkoholikerkinder ? gefüllt werden.(6) Drei Viertel der Einberufenen haben nur eine Grundschulbildung (vier Klassen); von einem immer größeren Teil der Eingezogenen stellt sich heraus, dass sie nicht lesen und schreiben können; viele kommen unterernährt und psychisch labil in die Einheiten.(7) Im Dezember 2002 hat Verteidigungsminister Sergej Iwanow den letzten Jahrgang als »elendes Häuflein von Drogensüchtigen, psychisch Labilen und Unterernährten« bezeichnet.(8)

Bei der Gesamtzahl der Streitkräfte von 1,162 Millionen muss jährlich etwa die Hälfte von 750000 kasernierten Soldaten ersetzt werden.(9) Jährlich werden deshalb circa 350000 Männer im Alter zwischen 18 und 27 Jahren in alle Truppentypen einberufen.(10) Zwei Drittel davon sind die 18-jährigen Rekruten. Das Militär gibt die Schuld für die Demoralisierung der Streitkräfte und den niedrigen Bildungsstand der Rekruten den zahlreichen Freistellungen und den Privilegien für Studierende. Auch die Behauptung, das einberufene Kontingent hätte als Alternative zum Wehrdienst lediglich eine kriminelle Karriere, ist von Offizieren öfter zu hören.(11)

Die unabhängigen Kenner der Zustände in der Armee halten eine solche Erklärung für eine Lebenslüge, die es dem Militär gestatte, für das eigene Versagen »die Gesellschaft« verantwortlich zu machen. Diese Haltung brachte der Verteidigungsminister Sergej Iwanow zum Ausdruck, als er auf den Skandal um Sytschow mit der Bemerkung reagierte: »Die Rekrutenschinderei fängt im Kindergarten an. Die Armee ist nicht besser als die Gesellschaft.«

Die Armee ist viel schlimmer als das Volk, wiederspricht Alexander Kostinskij, ein Journalist mit Armee-Erfahrung, in seiner »Studie über Dedowschtschina (im weitesten Sinne)«, die in der Zeitschrift Index erschienen ist. Es sei gerade die von der Armee kultivierte Mentalität, die das Land nach unten ziehe. Seit Prinz Moritz von Oranien (1567?1625) beruhe die moderne Armee, so moniert Kostinskij, auf der Armeedisziplin: strenge, hierarchische Unterordnung der Untergeordneten unter die Armeeangehörigen höherer Ränge ? vom Soldaten bis zum General. Befehlsverweigerung wird hart und schnell bestraft. Dedowschtschina bedeutet aber eine Zerstörung dieser Grundlage. Denn die Funktion, die in den Streitkräften anderer Länder Sergeanten erfüllen, wird den »Altgedienten« ? Soldaten, die schon über ein Jahr dienen ?, übertragen, ungeachtet ihres Rangs und der Stellung in der formalen Hierarchie. Dedowschtschina (Rekrutenschinderei) im engeren Sinne bezeichnet vorschriftswidrige Beziehungen zwischen Soldaten und Sergeanten des ersten und zweiten Dienstjahres. Das ist ein System raffinierter Formen psychischer und physischer Gewalt, die alle Funktionsbereiche der Truppen durchdringt und eine Art rite de passage ist, die auf die Herausbildung einer spezifischen Armee-Identität hinausläuft. Dies sei eine schreiende Verletzung des Prinzips der Hierarchie und Unterordnung. Die durch die Dienstvorschrift reglementierten Beziehungen würden durch ein Surrogat ? die Dedowschtschina ? ersetzt, die in verschiedenen Einheiten unterschiedlich gedeutet werde. Unterstützt und aufrechterhalten werde sie dank der direkten Förderung durch die Offiziere. Dies bedeutete den Verfall der modernen Armee; deshalb könne sie nicht als regulärer Truppenverband im vollen Sinne des Wortes gelten.(12)

Die Missachtung der Dienstvorschriften, der Militärdisziplin, durchdringe die russische Armee von oben bis unten: vom Soldaten bis zum General. Nach Kostinskij bedeutet also Dedowschtschina im weiteren Sinne ein System von vorschriftswidrigen, informellen und schon deshalb strafbaren Beziehungen und Handlungen in den Streitkräften, welche seiner Sicht nach das Wesen der (post-)sowjetischen Armee ausmachen.

Das Entstehen der Rekrutenschinderei lässt sich in die Nachkriegszeit zurückverfolgen, als die hochdekorierten Kriegsteilnehmer mit großer Kampferfahrung zum weiteren Dienst verpflichtet wurden. Die »Altgedienten« (Großväter-Dedys) wurden von den Kommandeuren bevorzugt, genossen eine hohe Autorität in den Einheiten und nutzten sie, um die jüngeren Rekruten für sich arbeiten zu lassen. Allerdings geschah dies in unvergleichlich milderen Formen.(13) Anfang der Sechzigerjahre wurde der »Kasernen-Hooliganismus« zum ersten Mal vom Verteidigungsminister erwähnt.(14) Nach dem Übergang von der drei- zur zweijährigen Wehrpflicht und der Herabsetzung des Einberufungsalters von 19 auf 18, hat sich die Lage der Rekruten drastisch verschlechtert.

Subkultur der Dedowschtschina

In den meisten Streikkräften der Welt, auch in denen demokratischer Staaten, werden die mitunter widerwärtigen und menschenverachtenden Initiationsriten praktiziert. Angeblich dienen sie dem Zusammenhalt der Einheit, damit alle Beteiligten sich als Teil der Gruppe fühlen und bereit sind, ihr Leben für die Kameraden einzusetzen. In letzter Zeit, nach den Skandalen bei der kanadischen Marine und anderen Fällen, wird diese Scheinerklärung immer mehr angezweifelt.(15) Allerdings bekämpft eine der Verfassung verpflichtete Militärführung solche Rekrutenschinderei.

Das System der Komplizenschaft, Einschüchterung und Rechtlosigkeit in den russischen Streitkräften hat dazu geführt, dass über Jahre hinweg das Ausmaß des Missbrauchs vor der Gesellschaft verborgen bleiben konnte. Von all dem reden die aus der Armee entlassenen Soldaten aus Scham über die erlittenen Erniedrigungen nicht. Erst mit der öffentlichen Kampagne gegen die Dedowschtschina und dank den Soldatenmüttern ist das ganze Ausmaß der Entmenschlichung, ja Bestialisierung der Armee ans Tageslicht gebracht worden. Der militärische Generalstaatsanwalt Alexander Sawenkow musste zugeben, dass die Rekrutenschinderei in den Kasernen gegenwärtig durch extreme Brutalität und Zynismus gekennzeichnet ist.(16)

Der Grund dafür liegt, wie der Anthropologe Konstantin Bannikow glaubt, in der politischen und gesellschaftlichen Krise und Desintegration sowie im ideologischen Verfall, die eine »Wiederbelebung der archaischsten Formen von Machtverhältnissen« nach sich ziehen. In der anthropologischen Literatur wird dieses Phänomen der Wiederkehr archaischer Stereotypen und Verhaltensnormen als »archaisches Syndrom« beschrieben.(17) Dedowschtschina ist ein Musterbeispiel dieses Syndroms. Vorschriftswidrige Beziehungen kommen in Zeichen und Symbolen zum Ausdruck, für die man Analogien im tiefen Altertum finden kann. Alle Formen der Lebenstätigkeit bis ins Physiologische hinein werden in Symbole transformiert; die Phasen sozialen Auf- oder Abstiegs nehmen die Form von Übergangsriten an, analog archaischen Initiationsriten. Archetypische Bewusstseinsstrukturen treten an die Stelle zerfallener Rechtsinstitutionen, und die Gewalt wird zum Medium sozialer Kommunikation. Gewalt wird zum Knochengerüst des Wertesystems in der Armee und prägt die Identität der Armeeangehörigen.

»Rite de passage«

Der Großteil der Soldaten und Sergeanten, auch diejenigen, die gegen die Dedowschtschina Widerstand leisten, werden im ersten Jahr »gebrochen« und verwandeln sich in Sklaven, die tagtäglich erniedrigt werden. »Der Rekrut schläft ein paar Stunden am Tag, isst kaum, führt die ganze Armeearbeit aus und bedient die Altgedienten: wäscht ihre Wäsche, putzt ihre Stiefel, bringt Zigaretten und Alkohol, und er muss dies jeden Tag mehrmals und ?sehr schnell? tun. Tagsüber bekommt er Schläge, er wird mit der Koppel traktiert und gelegentlich mit Stiefeltritten in die Rippen. Das Schrecklichste kommt auf ihn aber in der Nacht zu, wenn die Offiziere die Kaserne verlassen und die Altdienenden in den Genuss von Alkohol kommen und mit ihren vielstündigen, methodischen, sadistischen Misshandlungen anfangen.«(18)

Bannikow will die Ursprünge der Dedowschtschina auch in der russischen Mentalität ausmachen: »Für Russen ist eingeschränkte Macht gar keine Macht. Je absurder und grausamer die Macht ist, umso legitimer erscheint sie in den Augen des Volkes. Dieses Prinzip reproduziert sich erfolgreich in der Armee. Vorbeugende Unterdrückungsmaßnahmen werden zur Kontrolle eingesetzt. Ja, die Soldaten stöhnen, wie unser ganzes Volk stöhnt, aber sie erkennen diese Ordnung der Dinge an und halten sie für legitim. Irgendwie müssen die Pflichten erfüllt werden, an denen sie kein Interesse haben. Dies wird durch ein höchst effektives Gewaltsystem erreicht: durch unbegrenzten Einfluss auf die Psyche und den Körper der Menschen. Selbst das Offizierscorps reproduziert diese gesetzwidrigen Beziehungen.«

Dedowschtschina, so die Organisation »Human Right Watch«, sei ein System der Rache, die sich unendlich fortsetzt: »Ich wurde verprügelt, jetzt bekomme ich dafür eine Kompensation.« Ungeachtet gelegentlicher Strafverfolgungen und Verurteilungen von besonders »eifrigen« Dedys lässt sich kaum jemand dadurch abschrecken, schon deshalb nicht, weil die Rekrutenschinderei von den Offizieren gedeckt wird. Den Offizieren sei es recht, wenn sie alles auf die Dedys schieben und sie sich während ihrer Dienstzeit mit eigenen Angelegenheiten beschäftigen können.

Die Rekrutenschinderei wird von den Opfern als »normal« akzeptiert. Dies sei der Grund, warum sie jede Dimension sprengt, glaubt der Sexualforscher Igor Kon. »Die Opfer der Dedowschtschina wissen: Wenn ihre Persönlichkeit im ersten Dienstjahr vernichtet wird, können sie später straflos die Würde des Anderen mit Füßen treten. Für die meisten ist dies eine ausreichende psychologische Kompensation. Mehr noch: Derjenige, der widerstandslos Erniedrigungen und Folter durchsteht, beweist allen und vor allem sich selbst, dass er ein ?echter Mann? ist.«(19) Die Grausamkeit der Rekrutenschinderei führt Kon auf eine »globale Kriminalisierung« des Landes zurück. Die Sowjetunion sei ein flächendeckender Gulag gewesen, und die entsprechende Mentalität habe in erster Linie die Streitkräfte und Rechtsschutzorgane angesteckt. »Die Sitten in einigen Militäreinheiten unterscheiden sich kaum von denen in der Zone.«

Dass die Subkultur der Dedowschtschina von den Offizieren gefördert wird, hat die Aktion »Überflüssiger Soldat« vor Augen geführt, die die gesetzwidrige Ausbeutung der Soldaten, also die Zwangsarbeit anhand von 150 aktenkundigen Fällen untersucht.(20) In der Hälfte dieser Fälle ging es um (Zwangs-)Arbeit in kommerziellen Strukturen, in drei Fällen handelte es sich um den Verkauf von Soldaten in die Sklaverei in den Kaukasus. Offiziere, die ihre Soldaten an Unternehmer verpachten, bekommen deren Lohn und können damit ihr dürftiges Gehalt aufbessern. Es handelt sich meist um Arbeit auf dem Bau und um landwirtschaftliche Tätigkeiten. In einigen Fällen gab es Hinweise auf »Soldatenbörsen« oder das System der Massenvermietung von Soldaten an Unternehmen. Der kriminelle Umgang mit dem »Kanonenfutter« führt oft zu schweren und tödlichen Unfällen. Am häufigsten kommt es jedoch zu gewöhnlichen Erpressungen: Ein Offizier schickt seine Soldaten in die Stadt, damit sie für ihn eine bestimmte Summe besorgen. Dasselbe treiben auch die älteren Soldaten, die Dedys. Gelegentlich sind die Rekruten gezwungen, auf der Straße zu betteln. Man begegnet selbst in Moskau abgemagerten Rekruten, die Passanten ansprechen, oder sie müssen ihre in der Regel sehr armen Familien um Geldüberweisungen anflehen.

Natürlich gibt es zwischen Misshandlungen und Ausbeutung für die eigentliche militärische Ausbildung kaum noch Platz, noch macht sie Sinn, zumal die Munition teuer ist und lukrativ verschoben werden kann. Das Ungeheuerliche dieser Situation besteht darin, dass ein bedeutender Anteil der jungen Männer als »physische und besonders psychische Krüppel« in das zivile Leben entlassen wird. »Die Rekrutenschinderei«, schreibt Kon, »suggeriert ihnen falsche Vorstellungen von Männlichkeit: Ich habe das ausgehalten, also müssen auch die anderen das über sich ergehen lassen. Im zivilen Leben spiegelt sich diese ?Lehre? nicht nur in den zwischenmännlichen Beziehungen, sondern auch im Verhältnis zu den Frauen und Kindern, zur eigenen Gesundheit« wider. Besonders gravierend seien dabei die psychosexuellen Probleme.

Bekanntlich tun sich die Opfer ohne eine psychologische Rehabilitation schwer, mit den Folgen der Traumata fertig zu werden. Die durch den Fleischwolf der Kaserne getriebenen Männer tragen ihre psychischen Deformationen in die Gesellschaft hinein und tragen so zur dramatischen Erhöhung des Gewaltpegels bei.

Die Oxforder Demografin Margret Satterwate sieht einen Zusammenhang zwischen dem Phänomen exzessiver Sterblichkeit in Russland und der Gewalt in der Gesellschaft. Selbst nach der offiziellen Statistik liegt die Mordrate in Russland auf dem Niveau von Südafrika und Kolumbien.(21) Im Homizid sei Russland seit 15 Jahren weltweit führend; die relative Zahl der Opfer der häuslichen Gewalt gegen Kinder und Frauen sei siebenmal höher als in Pakistan und 45 bis 70 mal höher als in Westeuropa. Die dramatische Ausbreitung der Gewalt führt Satterwate auf die Willkür der Rechtsschutzorgane zurück, welche Folter, Misshandlungen und unkontrollierbare Gewalt ausübten, die geradezu epidemische Ausmaße angenommen hätten und sich durch eine besondere Perversität und Brutalität selbst im Vergleich zu vielen Entwicklungsländern auszeichneten. Die Angehörigen dieser »paramilitärischen« Strukturen haben in der Regel in der Armee gedient und sind im Tschetschenienkrieg eingesetzt gewesen. In den meisten Fällen, behauptet sie, schlägt die Gewalt nach dem Prinzip der Rekrutenschinderei ihre Wurzeln. Wenig Wunder, dass 8,7 Millionen Russen im Jahre 2001 psychische Störungen aufwiesen, bei denen im Westen normalerweise eine stationäre Behandlung fällig wäre. Leichtere Störungen sind dabei gar nicht berücksichtigt. Die meisten der Betroffenen sind Gewalt- und Vergewaltigungsopfer, deren Psyche vergleichbar sei mit dem Zustand jener, die den Stress des Krieges durchlitten haben und nur mühsam in ein friedliches Leben zurückfinden. Durch gewaltsamen Tod und Suizid ? an die 56000 Opfer jährlich ?, hat Russland seit dem Ende der Sowjetunion 800000 Menschen verloren. Sie rauben genauso viele Leben wie die Herz- und Kreislaufkrankheiten.

Das Phantom der Unbesiegbaren

Noch nie hat es einen Staat ohne Armee als Verteidigungs- und Drohpotenzial gegeben. Inzwischen sind manche jedoch über die massenhafte Ruinierung der Männer in Friedenszeiten so entsetzt, dass sie eine Auflösung der Streitkräfte vorschlagen. Da die Streitkräfte ohnehin kampfunfähig sind, könnten die Männer so wenigstens für die Volkswehr gerettet werden.(22) Um der Dedowschtschina den Garaus zu machen, glaubt Bannikow, muss eine Armee, die auf Zwangsrekrutierung beruht, abgeschafft werden. Eine »Sklavenarmee« kann die Verteidigungsfähigkeit nicht gewährleisten.

Solche Reaktionen sind auch deshalb nicht verwunderlich, weil die Militärreform mit dem Übergang zur Berufsarmee, die 1992 beschlossen wurde, nicht vom Fleck kommt, obwohl der Verteidigungsetat unter Putin vervielfacht wurde. Man braucht nicht viel Fantasie, um zu erraten warum, da die Reform vom Verteidigungsministerium selbst umgesetzt und kontrolliert werden soll. Es fällt ihm umso leichter das Vorhaben zu sabotieren, als die Armee, genauer gesagt: die Generalität, eine tragende Säule der putinschen Machtvertikale geworden ist und ihren Einfluss gegenüber der Jelzin-Zeit ungemein steigern konnte. Sie ist nicht nur die wichtigste Ressource der Macht, sondern auch die Quelle der Verwaltungskader auf der nationalen und den regionalen Ebenen und ist immer häufiger auch in der Legislative vertreten.(23) Außerdem stammen der Präsident und seine Getreuen aus den Geheim- oder Militärdiensten. Deshalb ist die Armee als wichtiger Mechanismus sozialer Kontrolle in der Staatsführung vertreten.(24)

Der Bund von Geheimdienstlern und Militärs ? die Militärokratie ? benutzt den Militarismus sowjetischer Provenienz als überkommene Ideologie, um ihre korporativen Interessen ungeniert zu verteidigen. In zehn Jahren, und am schnellsten in der Amtszeit Putins, ist der Anteil der Antworten auf die Frage, »ob Russland Feinde hat«, von 13 auf 77 Prozent gestiegen. An eine Weltverschwörung gegen Russland glauben 45 Prozent der Befragten, und die Armee nimmt auf der Skala des Vertrauens den dritten Platz nach dem Präsidenten und der Kirche ein. Den krassen Widerspruch zwischen den Zuständen in den Streitkräften und dem Vertrauen in ihre Fähigkeiten, das Land zu verteidigen, erklärt der Soziologe Lew Gudkow damit, dass im öffentlichen Bewusstsein »die heutige Armee keine handlungsfähige Institution darstellt, sondern eine Verkörperung besonders wichtiger nationaler Symbole, Werte, die tragende Säule kollektiver Identität«.(25) Der Soziologe Alexei Lewinson glaubt, dass die »Diskreditierung der Armee und ihre Niederlagen paradoxerweise zu deren positiven Wahrnehmung in den Augen der Gesellschaft führen. Das Ideal erscheint desto reiner und heller, je schlimmer seine Umsetzung in der Praxis ist.«(26) Dieses erstaunliche Doppeldenken legten auch viele Studenten an den Tag: Obwohl jeder Vierte gegen Freistellungen vom Wehrdienst plädiert, gibt die Hälfte dieser Gruppe zu, ihnen sei jedes Mittel recht, um sich vom Wehrdienst zu drücken. Das militaristische Bewusstsein ist außer Stande, sich das Land ohne eine riesige Armee, durch welche große Teile der männlichen Bevölkerung durchgepeitscht werden, vorstellen zu können. Dabei steht ein ideologischer Militarismus im Widerspruch zur mangelnden Mobilisationsbereitschaft junger Leute, deren Mehrheit laut Umfragen sich vom Wehrdienst drücken würde und für eine Berufsarmee plädiert. Allerdings scheint nach dem Fall Sytschow das Festhalten an der »siegreichen Armee« zu bröckeln; innerhalb eines Jahres ist die Anzahl jener, die die Armee negativ einschätzen, von 38 auf 54 Prozent gewachsen.

Gegen die Wand

Die Militärlobby kämpft nun gegen die Zivilgesellschaft und bar jeder Vernunft um den Status quo einer korrupten und ineffizienten Führung, die die Massenarmee für die Rechtfertigung aufgeblähter Kommandostrukturen, intransparenter Verfügung über die enormen und unkontrollierbaren Mittel und eine jährliche Zufuhr von Sklaven in Höhe von rund 350000 Rekruten braucht. Gerechtigkeitshalber muss man erwähnen, dass sich kaum in einem anderen sozialen Brennpunkt die Gesellschaft stärker und aktiver zu Wort gemeldet hat als bei der Unterstützung der Wehrpflichtigen und ihrer Familien. Nie war der Druck auf die Staatsführung stärker, mit dem Übergang zur Berufsarmee Ernst zu machen.

Nachdem das offene Geheimnis des Kasernenterrors infolge des Skandals um Sytschow wie eine Eiterbeule geplatzt ist, trauten sich viele Eltern der ermordeten oder verkrüppelten Soldaten, die bislang gedemütigt und zum Schweigen gebracht worden waren, erstmals an die Öffentlichkeit. Es entstanden mehrere Initiativen, zum Beispiel die Unterschriftensammlung für die Entlassung des Verteidigungsministers Sergej Iwanow, der den Fall Sytschow anfangs schlichtweg abgestritten hatte. Allerdings war es den Organisatoren der »Nieder mit Iwanow«-Kampagne gelungen, lediglich 9000 Unterschriften zu sammeln. Angesichts des öffentlichen Entsetzens über die Tat und die Perspektive für die Eltern der wehrpflichtigen Jungen, ihren Sohn auf ähnliche Weise zu verlieren, ist die Zahl wenig ermunternd. Gleichzeitig rief die Journalistin Julia Kalinina von Moskowskij Komsomolez zum zivilen Ungehorsam auf: »Die Macht ist nicht imstande, die Armee auf vernünftigen Grundlagen zu modernisieren, damit ihre Organisation ihrer Bestimmung entsprach. Es wird sich nur dann etwas ändern, wenn man wenigstens die Einberufungskampagne sabotiert. Niemand darf zum Sammelpunkt kommen, kein einziger Mensch.«(27) Zu diesem Aufruf bekannten sich 40000 Menschen.

Die Soldatenmütter rieten ihrerseits den potenziellen Rekruten, sich auf das geltende Recht zu berufen und sich der Frühlingseinberufung schriftlich zu verweigern.(28) Doch obwohl in mehreren Städten die Protestaktionen stattgefunden hatten, gab es keine Massenverweigerung der Einberufung. In der atomisierten Gesellschaft, beklagen sich liberale Publizisten, agieren die Betroffenen nach dem Motto: »Rette sich, wie er kann«, und suchen nach individuellen Lösungen: da die Bestechung, hier die Freistellung nach medizinischen oder sonstigen Indizien, dort Abtauchen in die Illegalität. Die in vielen Staaten verbreitete Praxis des Zivildienstes wird in Russland nur von 2000 jungen Männern in Anspruch genommen. Das Gesetz über den alternativen Wehrdienst trat 2004 in Kraft. Der Militärlobby war es jedoch gelungen, es so zu verbiegen, dass vom ursprünglichen »europäischen Ansatz« nichts übrig geblieben ist. Der dreieinhalbjährige Zivildienst fern von Zuhause kommt einer »Strafe für den Glauben« gleich.

Dennoch kommt Bewegung in die verfahrene Frage der Wehrpflicht. Der Grund dafür scheint weniger der öffentliche Druck zu sein, der Putin und seinen vermeintlichen Nachfolger Sergej Iwanow kalt lässt, als die demografische Krise, mit der sich das Verteidigungsministerium konfrontiert sieht: 2010 wird die gesamte Kohorte der 18-Jährigen gegenüber heute 1,2 Millionen nur noch 640000 ausmachen.(29) Um auf die circa 300000 Einberufenen im Jahr zu kommen, betreibt die militärische Lobby die Aufhebung der Freistellungen für neun Kategorien von Wehrpflichtigen, etwa besonders Talentierte, Auszubildende, Milizangehörige, Dorflehrer, Ehemänner schwangerer Frauen und die einzigen Ernährer der Invaliden und Kleinkinder.(30) Jährlich könnten dadurch circa 90000 zusätzliche Rekruten einberufen werden. Eventuell wäre die Duma auch bereit, die »heilige Kuh« der Standesgesellschaft ? die Studentenschaft ? zu schlachten. Die so genannten Militärlehrstühle in den Hochschulen, die den Studenten ermöglichten, eine Militärausbildung und einen Offiziersrang zu bekommen, ohne als Rekrut einberufen zu werden, werden abgewickelt. Die bleiben nur in jenen 35 »Elitehochschulen« erhalten, die völlig schamlos für die Kinder der politischen Klasse reserviert sind.(31)

Im Gegenzug versprechen die Militärs, den Wehrdienst im nächsten Jahr auf 1,5 Jahre und 2008 auf ein Jahr zu verkürzen. Diese Maßnahmen verkauft die Armeeführung als die Lösung des Problems der Rekrutenschinderei sowie die Erhöhung des »intellektuellen Potenzials« der Streitkräfte. Die Gesellschaft ist gespalten: Die einen sehen darin eine Kompromisslösung, die in Zukunft zur Abschaffung der Wehrpflicht führen wird. Nach den Meinungsumfragen treten zwei Drittel der Befragten für die Abschaffung der Freistellungen ein, wenn dafür die Dienstzeit gesenkt würde.(32) Allerdings hegen manche Militärexperten Zweifel an der bevorstehenden Umstellung. Dies sei ein Täuschungsmanöver vor dem Hintergrund der Präsidentschaftswahlen, die über die Absicht hinwegtäusche, den Status quo ? die Wehrpflicht ? um jeden Preis zu erhalten, um den Aufbau der modernen Streitkräfte und den Übergang zur Berufsarmee blockieren zu können.

Die Militärreform sollte ein Bestandteil der strukturellen Modernisierung werden, ohne die Russland nicht imstande sein wird, seine humanen Ressourcen zu entwickeln, deren Niedergang von keiner Großmachtgebärde verdeckt werden kann. Die Armee ist aber nur eine Säule der postsowjetischen Autokratie von Pipeline-Gnaden. Auch die anderen »Rechtsschutzorgane« mit ihren eigenen Dedowschtschina stehen den Streitkräften in nichts nach und gehören in ihren überkommenen Form abgeschafft. Deshalb wäre ein Durchbruch auf diesem heiß umkämpften Gebiet ein Zeichen der Hoffnung. Bei einem Scheitern des Vorhabens wird die »Unbesiegbare« und mit ihr die übrigen Totmacher wie das Innenministerium weiter die Kinder fressen, bis ihnen das Futter ausgeht.

1

1989 gründete eine Gruppe von Frauen, die vor dem Hintergrund des ruhmlosen und verlustreichen Afghanistan-Kriegs verhindern wollten, dass ihre Söhne einberufen wurden oder diese bereits an der Rekrutenschinderei verloren hatten, eine der ersten sowjetischen NGOs, das Komitee der Soldatenmütter (http://www.ucsmr.ru/english/index.htm). Sie nahmen sich der Schicksale und der Rechte von Soldaten an. Zurzeit verfügt diese Netzorganisation über circa 300 Filialen in ganz Russland. Es ist wenig verwunderlich, dass die Soldatenmütter zum Hassobjekt des Militärs geworden sind, das in ihnen eine Bedrohung für seine korporativen Interessen sieht und ihnen ein Generalverbrechen zum Vorwurf macht: die Verteidigungsfähigkeit des Landes zu schwächen. Bezeichnend ist auch der geschlechtsspezifische Aspekt des Kampfes gegen die mörderischen Bräuche in den zerfallenden Streitkräften: Das Engagement für die Rechte der Rekruten bleibt bislang überwiegend die Domäne der mutigen Frauen. Es gibt in Russland keine Organisation der »Soldatenväter«. Das neue Gesetz zur verschärften Kontrolle der NGOs trat ungeachtet der Proteste der Zivilgesellschaft und des Europarats am 17. April in Kraft. Es ermöglicht, unliebsamen Organisationen wie den Soldatenmüttern die Registrierung zu verweigern. Gegenwärtig werden seitens des Justizministeriums erste Anläufe unternommen, ihre Tätigkeit juristisch lahm zu legen.

2

Novye Izvestia, 16.4.06.

3

Lew Gudkow: »Armee im postsowjetischen Russland«, http://index.org.ru/journal/19/gudkov19.html

4

Àlexander Golz: Die Armee Russlands: elf verlorene Jahre, Moskau, Sacharow, 2004.

5

Juri Zimbal, in: Otechestvennye Zapiski, 5/06. ? Der Umfang der Bestechung hängt vom Durchschnittseinkommen in der Region ab: Die Kosten entsprechen der Summe, die eine Durchschnittsfamilie imstande ist, zusammenzubringen. Deshalb ist eine Klasse von Mittelsmännern entstanden, die den potenziellen Wehrpflichtigen helfen, sich entsprechend ihrer Zahlungsfähigkeit in anderen Regionen ab- und umzumelden. ? Konstantin Bannikow: »Menschen in den Kasernen. Anthropologisches Paradoxon«, in: Index 19/00, http://index.org.ru/journal/19/bann19.html

6

Izvestia, 13.4.06.

7

Alexander Golz, FN 4.

8

Natalia Yefimova: »Lawmaker: Defense Ministry Plans to Slash Draft Deferrals«, in: The Moscow Times, 12.9.02.

9

Demoskop: http://demoscope.ru/weekly/2003/095/rossia01.php

10

Radio Echo Moskwy: http://www.echo.msk.ru/programs/albac/41978/

11

Izvestia, 13.4.06.

12

Index 19/03; http://index.org.ru/journal/19/kost19.html

13

Felix Rachlin: »Die Jugend der Dedowschtschina (1954)«: http://www.lit.lib.ru/d/dedovshchina/text_0300.shtml

14

Konstantin Bannikow, FN 4.

15

Report des Human Right Watch: »The Wrongs of Passage: Inhuman and Degrading Treatment of New Recruits in the Russian Armed Forces«, Oct 2004 V. 16 N. 8: http: //hrw.org/reports/2004/russia1004/

16

www.Fontanka.ru, 7.2.06.

17

Konstantin Bannikow: »Menschen in Kasernen. Anthropologisches Paradoxon«, in: Index 19/03: http://index.org.ru/journal/19/bann19.html

18

Alexander Kostinskij: »Studien über die Dedowschtschina (im weitesten Sinne)«, op. cit. ? Die einzelnen Praktiken der Dedowschtschina in den Kasernen werden ausführlich im Bericht vom »Human Right Watch« beschrieben. »The Wrongs of Passage«: http: //hrw.org/reports/2004/russia1004/

19

Igor Kon: »Tscheljybinskaja Tragedija«, sozial-anthropologischer Kommentar: www.gayclub.ru/society/2077.html

20

www.polit.ru, 27.306. ? Infolge dieser Untersuchung kam es im Jahre 2005 zum Erlass Nr. 428 des Verteidigungsministers, der es verbot, »Armeeangehörige zu Arbeiten heranzuziehen, die nicht durch ihre Dienstpflichten bedingt sind«. Anhand der Verordnung und des neuen Paragraphen des Kriminalkodex über das Verbot der Sklavenarbeit wurden einige hohe Offiziere und ein General wegen Sklavenhandels verurteilt.

21

Expert, 17.4.06.

22

Wladykina Irina, 2000.

23

Olga Kryschtanowskaja: Anatomie der russischen Elite. Die Militarisierung Russlands unter Putin, Kiepenheuer, Köln 2005.

24

Lew Gudkow: http://index.org.ru/journal/19/gudkov19.html

25

www.liberal.ru/sitan.asp?Num=537&print=1

26

www.liberal.ru/sitan.asp?Num=555)

27

Moskovsky Komsomolez, 6.2.06.

28

http://www.rprf.ru/rpr-online/design/1745.html ? »Da ich weiß, dass ich beim Ankommen in der Einheit Misshandlungen, Erniedrigungen und Gelderpressungen ausgesetzt werde ? Ich bitte meine Nichtteilnahme an der Einberufungskampagne als die Handlung in äußerster Not entsprechend dem Paragraph 39 des Kriminalkodex zu betrachten und dies nicht als Straftat anzusehen und mich nicht zu verfolgen. Ich bin bereit, den Wehrdienst abzuleisten, nachdem der Staat mir die Erhaltung meiner Gesundheit und die Achtung meiner Würde garantiert.«

29

Alexander Golz: www.ej.ru, 22.4.06.

30

Politko: www.politkom.ru, 16.4.06.

31

Moskovskij Komsomolez: www.mk.ru, 7.4.06.

32

www.ej.ru, 17.4.06.

»Kommune. Forum für Politik, Ökonomie, Kultur«, 3/2006