Jenseits von Hegel

Zu Besuch bei Norberto Bobbio

Otto Kallscheuer

Rettet den Philosophen vor seinen Schülern der letzten Stunde!" Hände weg von Bobbio? – Völlig zu Recht hat die Tageszeitung Il Foglio, das von Giuliano Ferrara herausgegebene Bulletin der intellektuellen Rechten Italiens, die skurrile Wahlkampfszene ironisiert: Francesco Rutelli, Kandidat der linken Mitte für den Posten des Regierungschefs, macht dem greisen Aufklärer, Liberalen und Sozialisten Norberto Bobbio in dessen Turiner Wohnung seine Aufwartung. (1)

Der smarte Ex-Radikale und Ex-Grüne Rutelli, Bürgermeister von Rom, der im Jubeljahr 2000 neben dem Papst immer eine reizende Figur gemacht hatte, war kurz vor dem Ende seiner Amtszeit von den austaktierten Ex-Kommunisten und Ex-Christdemokraten der kriselnden Regierungskoalition zum Premierskandidaten nominiert worden. Offenbar sprachen vornehmlich sein telegener Appeal und seine Umfragewerte dafür, Rutelli zum Herausforderer des Chefs der heterogenen Rechts-/Mitte-Opposition, des wahrscheinlichen Wahlsiegers und Medienmagnaten Silvio Berlusconi zu machen.

Ein Kandidat der Linken aber braucht heute in Italien auch den Segen des "Laienpapstes", des linksliberalen Philosophen Norberto Bobbio. Schon der linkskatholische Technokrat Romano Prodi hatte daher weiland Norberto Bobbio besucht, im damals siegreichen Wahlkampf der Ölbaumkoalition der linken Mitte wider Berlusconis rechten "Freiheitspol". Später pilgerte dann auch Walter Veltroni, als er den Parteivorsitz der postkommunistischen Linksdemokraten (DS) übernahm, nach Turin – denn Bobbio selbst verlässt Wohnung und Arbeitszimmer in der Via Sacchi seit einigen Jahren nicht mehr. Der mittlerweile 91-jährige Philosoph ist nicht mehr gut auf den Beinen.

Von 1948 bis 1984 lehrte Bobbio an der Universität Turin, zunächst Rechtsphilosophie, dann auch politische Philosophie. Als Leiter des Instituts für politische Wissenschaften hat er eine "Schule" inauguriert, vielleicht besser noch: einen an Max Weber geschulten "Stil" politischer Theorie in Italien geprägt, der in deutlichem Gegensatz zur sonstigen lateinischen Rhetorik auf der Apenninenhalbinsel steht.

Bobbios Vorlesungen – und viele von ihnen wurden dann Bücher – atmen die Ernsthaftigkeit seiner Heimatstadt: der Stadt des katholischen Reaktionärs Joseph de Maistre und des liberalen Realpolitikers Graf Cavour, des idealistischen Kommunisten Antonio Gramsci und des liberalen Theoretikers, Publizisten und ersten Staatspräsidenten der italienischen Republik, Luigi Einaudi. Turin war die erste Hauptstadt der italienischen Einigung, dann Hochburg von Industrie und Positivismus, der Arbeiterräte und des Liberalismus; eine ebenso katholisch-barocke wie jansenistisch-seriöse Stadt mit einer aktiven protestantischen Minderheit (die Waldenser) und einer lebendigen jüdischen Gemeinde – kurz: Turin verkörpert in Italiens kollektivem Gedächtnis immer noch die tragischen Konflikte, die methodische Würde und die uneingelösten Versprechungen der Moderne.

Vom publizistischen Einsatz für ein "Italien des Bürgersinns" (2) hat der Turiner Ordinarius auch nach seiner Emeritierung nicht abgelassen. Nach 1984 machte der Emeritus den Leitartikel zum Katheder – zumeist in der Turiner Tageszeitung La Stampa. Und es waren gerade Bobbios eindeutige Definitionen und klare Distinktionen – zwischen Demokratie und Diktatur, zwischen Politik und Kultur, zwischen Liberalismus und Demokratie, zwischen Aufklärung und Obskurantismus (3) –, auf die sich auch sein unanfechtbares politisches Ansehen gründete.

In längst schon legendären Kontroversen – gesammelt in seinen Büchern Politica e cultura (1955) und Quale socialismo? (1977) – hatte sich der linksliberale Philosoph freilich schon während des Kalten Krieges zum eigentlichen intellektuellen Antipoden des italienischen Kommunismus profiliert; der siegreiche politische Antipode war und blieb bis zu ihrem Untergang die katholische Democrazia Cristiana als italienische Nationalpartei, die jedoch kulturell wenig Glanz ausstrahlte. Auch deshalb wurde zwei Jahrzehnte später Bobbios Fibel Rechts und Links (1994) gerade anlässlich der italienischen Parlamentswahlen nach dem Ende der Christdemokratie zu einem "politischen" Bestseller: Erstmals seit 1948 war der ethisch-politische Links-Rechts-Gegensatz nicht mehr von weltpolitischen und weltanschaulichen Lagern überlagert.

In den Fünfzigerjahren hatte Bobbio in seinen Auseinandersetzungen mit Palmiro Togliatti und Galvano Della Volpe die bürgerlichen Freiheitsrechte und die liberale Demokratie des Westens gegen den marxistischen Vorwurf verteidigt, bloße kapitalistische Herrschaftsform zu sein. Dies bewahrte ihn nicht davor, auch die Zukunft der Demokratie(4) mit realistischer Skepsis zu betrachten. Zugleich beharrte Bobbio stets – wie Benedetto Croce – auf der Freiheit der Kultur gegenüber allen nationalen, religiösen oder parteipolitischen Forderungen an die Intellektuellen, zum Wortführer einer bestimmten "Kulturpolitik" zu werden. (5)

Längst ist es der pessimistische Aufklärer müde geworden, erneut von der ungewissen Zukunft der Demokratie oder gar den Perspektiven der Linken zu sprechen. (6) Die ungehaltenen Versprechen der "real existierenden" Demokratien des Westens diagnostizierte er schon vor zwanzig Jahren. Müßig, darüber zu jammern, dass sich die Erfolgschancen für soziale Gerechtigkeit unter den Bedingungen der "turbokapitalistischen" Deregulierung im Weltmaßstab kaum verbessert haben.

An allen innenpolitischen Wendepunkten Nachkriegsitaliens hat Bobbio zu den unbeugsamen Kritikern des Kommunismus gehört, aber gleichwohl den Dialog mit den italienischen Kommunisten nie aufgegeben – stets war sein Ziel eine ganz "normale" Sozialdemokratie. (7) Darum macht er heute keinen Hehl aus seiner konzeptionellen Enttäuschung über die (noch) in ganz Europa regierende Linke der diversen "Dritten Wege" und "Neuen Mitten", zu der ja heute auch die exkommunistischen Linksdemokraten (DS) Massimo D’Alemas und Walter Veltronis gehören – ganz zu schweigen von der politisch zerfledderten italienischen Mitte-Links-Koalition und ihrem Vorzeigemann Rutelli.

Auf einen seriösen Dialog kam es dem Kandidaten Rutelli, dem allen italienischen Schwiegermüttern gefallenden "Schönling" freilich weniger an als auf den Fototermin. In Bobbios Arbeitszimmer versuchte der smarte Ex-Bürgermeister zwar, sich auch noch als artiger Musterschüler des seit mehr als anderthalb Jahrzehnten emeritierten Turiner Staatsrechtslehrers aufzuspielen – aber vor einem pessimistischen Aufklärer machen lächelnde Werbesprüche bestenfalls eine lächerliche Figur. (8)

Der gefällige Politiker fragt den alten Philosophen: "Könnte man nicht sagen, dass Machiavelli uns sogar über Wahlkampftechniken belehren kann?" – Bobbio: "Nun, zu Machiavelli kann man alles und noch das Gegenteil behaupten ..." (Setzen, Rutelli, vier minus ...). Rutelli: "Mir gefällt die Charakterisierung der Politik als Zusammenleben in der Stadt." – Bobbio: "Das Ziel der Politik ist die Macht. Worin besteht das politische Geschäft? In der Machtausübung." – Rutelli: "Positiv müsste man aber doch Regierung sagen ..." – Bobbio: "In allen Definitionen der Regierungsform, auch wenn es das Volk ist, das regiert, finden wir stets den kratos, die Macht oder Gewalt ..." (Setzen, Rutelli, Nachsitzen ...).

Als dann schließlich Patrick Cox, der den Wahlkämpfer Rutelli begleitende Fraktionsvorsitzende der Liberaldemokraten im Europäischen Parlament, um auch noch etwas zu sagen, den alten Philosophen in seiner Bibliothek noch mit einem "Renaissancemenschen" verglich, war das Maß der Klischees voll. Bobbio bedankte sich zwar höflich, indem er die Renaissance als gewaltige kulturelle Erneuerungsbewegung definierte, als Beginn der neuzeitlichen "Entzauberung der Welt" (Max Weber) ... aber die Peinlichkeit war nicht zu überhören. Il Foglio<D>, das Kampfblatt des fähigen Berlusconi-Ironikers Giuliano Ferrara (natürlich selber ein Ex-Kommunist), rief kichernd nach einer Intervention der UNESCO: "Bobbio gehört zum Weltkulturerbe! Lasst den alten Philosophen in Ruhe! Hände weg von Bobbio ..."

Giuliano Ferrara hat recht. Doch warum ist sich der alte, pessimistische, skeptische Linke Bobbio nicht zu schade für Rutellis Fototermine? – Ganz einfach: Allzu bedrohlich erscheint ihm die Perspektive einer Regierungsübernahme des Medienzars Berlusconi, vor der Bobbio in den letzten Monaten wiederholt mit scharfen Worten gewarnt hat: "Diese Rechte hat nichts von liberalem Geist an sich!", warnte er wieder und wieder, in Interviews oder Leitartikeln, zumeist der Stampa!

Bobbio warnt nicht nur vor der explosiven ideologischen Mischung einer in sich reichlich heterogenen Rechtskoalition: bestehend aus Berlusconis rechtsliberaler Forza Italia, den Postfaschisten der Alleanza Nazionale, der zwischen Regionalismus und Ethnopopulismus unberechenbaren Lega Nord unter dem Demagogen Umberto Bossi und diversen Splittern und Strömungen aus Parteien und Regionalfürstentümern des alten Regimes von DC und Craxi-PSI (andere Splitter sind im Mitte-Links-Block vertreten).

Gefährlich erscheint Bobbio die bevorstehende Machtergreifung dieses von Berlusconi dominierten Blocks vor allem angesichts der weit gehenden Desorganisation fast aller politischen Parteien und Familien – beziehungsweise ihrer fortschreitenden Transformation in mediale Markennamen und Personalkartelle mit Parteien-Labels. (9) Aus dem Niedergang der Christdemokraten gingen bekanntlich zahlreiche rivalisierende Kleinstparteien hervor; fast ebenso viele streiten sich um die Nachfolge der Sozialisten.

Die ex-kommunistische Hinterlassenschaft der zweiten großen Massenintegrationspartei zählt derzeit drei legitime Erben. Der Wichtigste darunter, die Linksdemokraten Veltronis und D‘Alemas, also der Mehrheitsflügel der ehemaligen italienischen Kommunisten, haben sich freilich nicht nur erfolgreich darum bemüht, marxistische Ideologie und "Klassenlinie" aufzugeben, sondern sie haben – wie mir Bobbio erzählte – auch längst ihren Charakter als im Territorium verankerte Massenpartei verloren. Auf der Ebene der Werbespots hingegen siegt Berlusconi leicht. (10)

Zudem ist heute paradoxerweise die zunächst als persönliche "Firmenpartei" des Großkapitalisten Berlusconi entstandene "Bewegung" Forza Italia die einzige Partei, die sich mit neuesten, dem Public-Relations-Markt entstammenden Techniken (Fan-Klubs, Verkaufsringe, Internet) systematisch und zunehmend erfolgreich um organisatorische Verankerung bemüht. Hinter der allgegenwärtigen Kritik an der Partitocrazia, der Parteibuch-Diktatur der "Ersten Republik", findet nicht nur eine Neustrukturierung des politischen Marktes statt – sie spiegelt auch einen Remix politischer Milieus, in dem Berlusconis neue Kombination aus charismatischer Führung und Medienmacht vorläufig siegreich erscheint (11).

Doch wir haben mit Bobbio nicht über Berlusconi und D’Alema, Kohl oder Tony Blair gesprochen. Der Anlass des im Folgenden abgedruckten Gespräches war weniger tagespolitischer als vielmehr akademischer Natur: Professor Bobbio, Doyen der italienischen politischen Philosophie, erhielt Ende November 2000 den Hegel-Preis der Stadt Stuttgart, den die Geburtsstadt Georg Wilhelm Friedrich Hegels alle drei Jahre an einen bedeutenden Philosophen oder Humanwissenschaftler verleiht (12)

Norberto Bobbio war hocherfreut. Vor allem, weil diese Auszeichnung aus Deutschland kommt, für jeden italienischen Philosophen seiner Generation immer noch "der Tempel der Wissenschaften", des Geistes der Aufklärung. Bobbio hat schon in seiner Studienzeit, als er noch Husserl und Jaspers und Scheler las, Deutschland besucht. 1932 war er in Heidelberg, dann noch einmal 1937 in Berlin. Aus dieser Zeit rührte die Bekanntschaft des bekennenden Antifaschisten und linken Liberalen mit dem finsteren Katholiken und Nazi-Kronjuristen Carl Schmitt, mit dem er auch nach dem Kriege noch akademisch, höflich, distanziert korrespondiert hat. Beide verband eine Vorliebe für den großen politischen Denker der dunklen Seite der Moderne, Thomas Hobbes. (13)

Bobbios Arbeitszimmer ist recht leer geworden. Nur noch die aktuelle Lektüre liegt griffbereit. Fast seine gesamte Bibliothek hat Bobbio dem Centro Piero Gobetti übereignet. Das ist eine unabhängige historisch-politische Forschungsbibliothek, die das Gedankengut des jung an den Folgen faschistischer Gewalt verstorbenen freigeistigen Turiner Allroundgenies, Schriftstellers, Historikers, Journalisten, Kritikers, Verlegers und Kulturunternehmers Piero Gobetti (1901–1926) und dann der "liberal-sozialistischen" Tradition dokumentiert, der sich Bobbio seit seiner Mitgliedschaft in der antifaschistischen "Aktionspartei" zugehörig fühlt. Das Gobetti-Zentrum hat sämtliche Schriften Bobbios elektronisch erfasst – eine ständig aktualisierte Bibliographie ist auch per Internet zugänglich (www.erasmo.it/bobbio/).

Seit seinem neunzigsten Geburtstag im Oktober 1999 sind schon wieder ein gutes Dutzend neuer Publikationen von und über Bobbio erschienen, darunter der 700-seitige Band mit seinen Studien zu einer "Allgemeinen Theorie der Politik", die sein Schüler und Lehrstuhlnachfolger Michelangelo Bovero im Turiner Hausverlag Einaudi herausgegeben hat. (14) Er wird bald auch auf Spanisch und Portugiesisch erscheinen, eine englische Übersetzung ist ebenfalls in Vorbereitung. Bobbio zeigt mir auch eine druckfrische Münchener Dissertation, eine detaillierte Studie zu den Differenzen zwischen dem alten hegelisch-elitären Liberalismus Benedetto Croces, des großen Kulturphilosophen aus Neapel, und Bobbios eigenem, eher angelsächsischen Linksliberalismus. (15)

Methodisch hat Bobbio den Hegelianismus Benedetto Croces seit langem überwunden. Seit den Fünfzigerjahren sind seine rechtstheoretischen Arbeiten eindeutig vom empirischen, skeptischen, prozeduralen Geist der "reinen Rechtslehre" Hans Kelsens und der angelsächsischen analytischen Rechtsphilosophie (v. a. der Arbeiten H. L. A. Harts) geprägt. Und gerade weil Bobbio jede dialektische Aufhebung des Kontrasts zwischen "Faktizität und Geltung des Rechts" (Habermas) oder zwischen dem juridischen und dem soziologischen Staatsbegriff (Kelsen) ablehnt, konnte er sich der Hegel-Forschung unvoreingenommen widmen. Andere italienische Philosophen, denen im schwäbisch-preußischen Vernunftdenker entweder das Gespenst der eigenen Vergangenheit begegnete – Giovanni Gentiles totalitärer "sittlicher Staat" – oder die sozialen Hoffnungen der Zukunft, waren da weitaus parteiischer.

Was Bobbio an Hegel schätzt, sind nämlich gerade nicht dessen dialektische Synthesen oder staatspolitische Leitideen. Hegel bleibt für ihn ein Klassiker der Politik aufgrund seines realistischen – anti-utopischen – Machtbewusstseins, das er mit Hobbes teilt; Bobbio schätzt seinen enormen historischen Sinn, welcher Hegel mit Montesquieu verbindet; und sein "soziologisch" konkretes Wissen um die artikulierte Vielheit politischer Institutionen, Interessen, Verbände in jedem modernen Verfassungsstaat.

In seinen eigenen Arbeiten zu Hegel betont Bobbio in hohem Maße dessen Verbindung zur Naturrechtstradition der Gesellschaftsvertragslehren von Hobbes bis Rousseau. Hegels Staatsrecht ist deshalb Endpunkt und<D> Auflösung des aufklärerischen Naturrechts, weil es gewissermaßen mit anderen Mitteln die Intentionen der klassischen Gesellschaftsvertragslehren verwirklicht: Die Einheit des Gemeinwesens und die Freiheit seiner Bürger als Autonomie verwirklichen sich im Gehorsam gegenüber der institutionalisierten Vernunft – eingebettet in eine "kommunitaristisch" überfärbte Staatslehre. Immerhin umfasst die vom Nationalstaate verkörperte "Sittlichkeit" Hegels über den "verfassungspatriotischen" Rechtsstaat hinaus, welchen auch Hegel zweifelsohne befürwortete, zusätzlich die Leitkultur des jeweiligen "Volksgeistes".

Doch genau hier trennt sich Bobbio von Hegel. Während für diesen der nationale Staat – als Kulminationspunkt der institutionalisierten Freiheit – gewissermaßen das letzte Wort des Weltgeistes in Sachen Politik ist, bedarf die "globalisierte" Welt im neuen Jahrhundert regulativer Ideen, die über Hegels "Rationalisierung des Machtstaats" hinausreichen. Hegels Geschichtsphilosophie, als Abfolge von Weltreichen, habe sogar "imperialistische" Züge. Einzig eine Demokratisierung der internationalen Beziehungen aber könne die Perspektive eines stabilen ("ewigen") Weltfriedens realistischer machen. Und darum bleibt für Bobbio, der seit der unmittelbaren Nachkriegszeit schon zu den Aktivisten der Europäischen Föderalisten in Italien gehörte, Immanuel Kants föderative Utopie eines internationalen politischen Systems mit einem "kosmopolitischen" Weltbürgerrecht weiterhin aktueller als Hegels nationale Staatlichkeit.

Hier hätten wir nun Lust, mit dem alten Philosophen weiterzudiskutieren: Was hält er von Joschka Fischers Europa-Projekt? Welche Rolle spielen kulturelle Gemeinsamkeiten, ja religiöse Traditionen, im ursprünglichen Europa-Projekt der römischen Verträge? Und: Bedeutet das Projekt der Vereinigten Staaten von Europa nicht auch, dass es – wie in den USA – in den Vereinigten Staaten keinen Sozialismus geben wird (Werner Sombart)? Nicht einmal einen liberalen? – Aber der alte Mann ist müde. Und für morgen haben sich schon wieder neue Gäste, Freunde, Genossen angesagt.

 

 

Hegel in Italien – und in Europa

Gespräch anlässlich des Hegel-Preises der Stadt Stuttgart,                         20. November 2000

Otto Kallscheuer: Verehrter Herr Professor Bobbio: Der Hegel-Preis der Stadt Stuttgart ist gewiss der bedeutendste Preis, den heute die deutsche Philosophie zu verleihen hat. Was bedeutet es nun für Sie, der diesjährige Hegel-Preisträger zu sein?

Norberto Bobbio: Hierzu kann ich nur sagen, dass ich dies in keiner Weise erwartet habe. Ich wusste ja gar nicht, dass der Hegel-Preis existiert. Und so ist dieser Preis für mich nicht nur eine Überraschung, sondern auch eine hohe Ehre. In gewisser Weise krönt er mein Lebenswerk: In meinem Alter habe ich den Eindruck, dass ich alles gesagt und getan habe, was ich tun kann; und daher betrachte ich den Hegel-Preis als eine Art Krönung meiner wissenschaftlichen Studien.

Welches waren denn bisher Ihre Beziehungen – ich meine Ihre philosophischen Beziehungen zu Deutschland? Sie waren in Deutschland?

Ja, ich hatte schon von Anfang meiner Studien an Beziehungen zu Deutschland. In den Jahren, als ich meine Studien begann, ich meine zu Ende der Zwanziger-, Anfang der Dreißigerjahre, da galt Deutschland – wie ja schon im neunzehnten Jahrhundert – sozusagen als der Tempel der Gelehrten.

Die philosophische Vernunft hat keine Nationalität. Gleichwohl kann es zwischen den philosophischen Kulturen verschiedener Länder charakteristische Unterschiede und spezielle Wahlverwandtschaften geben – denken wir nur an den cartesianischen, "klaren und deutlichen" Geist der französischen und den empiristischen Geist der britischen Aufklärungstradition. So scheint mir, dass es im 19. wie im 20. Jahrhundert eine Art Vorliebe der italienischen Philosophie für die deutsche gegeben hat ...

... ganz besonders seitens der italienischen Philosophie. Sie wissen ja genau, dass Italien dasjenige Land war, in dem die Philosophie G. W. F. Hegels am intensivsten rezipiert wurde, und zwar bereits seit dem 19. Jahrhundert. Das begann schon mit dem Tode Hegels.

Einer der ersten Philosophen, der sich in Italien mit Hegel befasste und die Werke Hegels – als Übersetzung aus dem Deutschen – verbreitet hat, war der Neapolitaner Augusto Vera. Ihm folgte dann ein weiterer bedeutender Neapolitaner, Bertrando Spaventa ... und so weiter: Alle großen italienischen Philosophen waren Hegelianer. Wir brauchen ja nur an die beiden bedeutendsten italienischen Philosophen des 20. Jahrhunderts zu denken, Benedetto Croce und Giovanni Gentile. Beide sind in verschiedener Hinsicht Hegelianer gewesen.

Wie mir scheint, ist Hegel im 19. und 20. Jahrhundert auch mit antiklerikaler Intention gelesen und verstanden worden. Das "Selbstbewusstsein der Freiheit" (16) richtete sich in Italien gegen die katholische Kirche. Dies, obwohl Hegel selber als guter Vernunftprotestant davon überzeugt war, dass Vernunft und Religion zwar nicht der Form, aber dem Wesen nach übereinstimmen. – Nun wird ja heute eine solche Auffassung weit eher von Kardinal Ratzinger, dem Vorsitzenden der vatikanischen Glaubenskongregation, oder von Papst Johannes Paul II. vertreten als von weltlichen Intellektuellen und Philosophen, seien diese nun Gläubige oder Ungläubige.(17) Ist das nicht ein Paradox, wenn in dieser Frage – Glaube und Vernunft – heute weit eher Kardinal Ratzinger das Erbe Hegels antritt als viele Hegelianer, ob auf der Rechten oder der Linken?

Das mag in der Tat paradox scheinen, aber es ist so. Es stimmt, in Italien war das Geschick Hegels vor allem mit der Geschichte des Antiklerikalismus verbunden. Wenn wir über die Aufnahme Hegels in Italien sprechen, dann wurde in Italien das Hegel’sche System in der Tat fast als ein "Gegenaltar" zur auf den Heiligen Thomas von Aquin zurückgehenden klerikalen philosophischen Tradition betrachtet ... ja, die Hegel’sche Philosophie wurde in Italien geradezu als eine "laizistische Religion" (religione laica) interpretiert.

Um auf die deutsch-italienischen Wahlverwandtschaften im Namen Hegels zurückzukommen: Der Tiefpunkt dieser Wahlverwandtschaften waren vielleicht Benedetto Croces damals in der Schweiz auch auf Deutsch veröffentlichte Artikel über den geistigen Bruch – er spricht vom"dissidio spirituale" – zwischen Deutschland und dem zivilisierten Europa. Benedetto Croce definiert sich darin geradezu als einen "Germanophilen", also einen bitter enttäuschten Deutschen-Freund. (18)

Enttäuscht – sicherlich; denn er war Antifaschist und daher auch ein Antinazist. Croce hat einen sehr schönen Essay geschrieben: "Das Deutschland, das wir liebten" (La Germania che abbiamo amata). (19) Damit wollte er das Deutschland, das er geliebt hat – das Deutschland der großen Geister wie Goethe und Hegel, also der großen Klassiker – dem nazistischen Deutschland gegenüberstellen. "Das Deutschland, das wir liebten" – für ihn war es im Jahr 1936 tot, zerstört, am Ende. Er trauerte dem Bild des großartigen Deutschland nach, dem Lande der Dichter und Denker, des klassischen deutschen Idealismus vom Ende des 18. Jahrhunderts und Beginn des 19. Jahrhunderts ...

Benedetto Croce war nun ganz gewiss ein Hegelianer, wenngleich ein Hegelianer sui generis. Aber sie, Professor Bobbio, sind ganz gewiss kein Hegelianer. Sie wurden freilich auch deshalb mit dem Hegel-Preis ausgezeichnet, weil Sie die politische und die Rechtsphilosophie Hegels einer analytischen Lektüre unterzogen haben.

Nein, ein Hegelianier bin ich nie gewesen – ich meine, in meiner philosophischen Orientierung könnte ich mich weitaus eher als Kantianer denn als Hegelianer verstehen. Aber ich habe Hegel stets intensiv studiert, in seinen unterschiedlichen Aspekten, vornehmlich aber Hegel als Rechtsphilosophen.

Sie wissen ja, dass ich zur Eröffnung des Hegel-Kongresses im Jahr 1966 eingeladen worden war, der von der Hegel-Gesellschaft in Prag veranstaltet wurde. Das Thema des Kongresses war: "Die Rechtsphilosophie bei Hegel". Ich habe damals das Einführungsreferat über Hegel und die Naturrechtslehre gehalten. Dieses Papier wurde im Kongress diskutiert und dann auch auf Deutsch und in anderen Sprachen veröffentlicht. (20)

Ich weiß nicht, ob Sie sich noch daran erinnern: Die Hegel-Gesellschaft war ja seinerzeit gespalten, ebenso wie Deutschland auch – es gab das kommunistische Deutschland und das demokratische Deutschland ...

... und es gab die östliche Hegel-Gesellschaft und die westliche Hegel-Vereinigung.

So ist es ... Ich hatte mich jedenfalls schon viele Jahre vorher mit Hegel befasst. Meine erste Arbeit über Hegel datiert aus dem Jahr 1950, also etliche Jahre vor dem Prager Hegelkongress. Es handelte sich dabei um einen Literaturbericht zur Hegelforschung. Ich hatte dazu alle Arbeiten zu Hegel, die in den letzten Jahrzehnten erschienen waren, untersucht. (21)

Später kamen zu dieser ersten Arbeit über Hegel noch viele andere dazu; schließlich wurden dann alle diese Arbeiten in einem Band zusammengefasst, Studi hegeliani: eine Sammlung meiner Schriften über Hegel, fast ausschließlich unter dem Aspekt seiner juristischen und politischen Philosophie, vor allem der Rechtspilosophie. (22)

In diesem Buch bestimmen Sie die Rolle Hegels in der Geschichte der Naturrechtslehre zugleich als "Auflösung und als Vollendung" der Schule des Naturrechts. – Professor Bobbio, Sie haben in Ihren Schriften stets die entgegengesetzten ideologischen Interpretationen der Hegel’schen Philosophie kritisiert, und zwar sowohl die marxistische als auch die faschistische, sowohl die Deutung Hegels als Theoretiker des bürgerlichen Staates als auch seine Interpretation als Urheber des totalitären Staates.

Ich habe immer versucht, Hegel in die Geschichte einzuordnen, das heißt, ihn geschichtlich zu interpretieren und ihm nie eine ideologische oder politische Auslegung überzustülpen. Vor allem habe ich die unterschiedlichen ideologischen Interpretationen vermieden, sowohl die rechten wie die linken: Vor allem die Deutung von Marx, der Hegel als Theoretiker des bürgerlichen (bourgeoisen) Staates betrachtete. Ich bin nun der Meinung, dass dies in keiner Weise der Fall ist; denn der "bürgerliche" Staat ist der liberale Staat, gemäß jener Lehre, welche der Ansicht ist, dass der Staat so wenig wie möglich Raum beanspruchen soll. Das entspricht der These vom "Minimalstaat" (minimal state) in der politischen Philosophie. (23) In der Hegel’schen Philosophie repräsentiert der Staat hingegen den Kulminationspunkt des "objektiven Geistes" – also der gesamten praktischen Philosophie. Der Staat ist der Endpunkt der Entwicklung des objektiven Geistes. Dieser Staat ist folglich genau das Gegenteil eines bürgerlichen (oder "Nachtwächter"-)Staates nach dem klassisch liberalen Modell.

Diese herausragende Rolle des Staates – als Organisationsform des objektiven Geistes für die Institutionalisierung der "Sittlichkeit" – betrifft ja laut Hegel nicht allein das Binnenverhältnis zwischen Staat und Bürgern, sondern auch die internationalen Beziehungen ...

Was die internationalen Beziehungen angeht: Während Kant zur Sicherung des "ewigen Friedens" die Überwindung der Nationalstaaten durch eine Art Konföderation von Staaten in Aussicht genommen hatte, (24) sah Hegel, ganz im Gegensatz dazu, den Staat als letztes Subjekt der internationalen Beziehungen. Das internationale Recht als ein eigenes, systematisches Recht, das oberhalb des Staates angesiedelt wäre, existiert also für Hegel praktisch überhaupt nicht.

Sie sehen somit Hegel besonders auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen als einen Konservativen. Verstehe ich Sie dann recht, dass für Sie heute das Kant’sche Weltbürgerrecht ein "ius cosmopoliticum", (25) eine aktuellere Leitidee für die Zukunft der internationalen Beziehungen darstellt als das Staatenrecht im Hegel’schen Verständnis?

Damit bin ich völlig einverstanden. (26)

In diesem Zusammenhang nun eine Frage zu Europa: Hegel lässt einen seiner Entwürfe zur berühmten unvollendeten Verfassungsschrift so beginnen: "Deutschland ist kein Staat mehr".(27) Er meint hier das Heilige Römische Reich deutscher Nation, das ja auch wenige Jahre darauf aufgelöst werden sollte. Nun lässt sich die aktuelle Verfassung der Europäischen Union vielleicht mit den Worten charakterisieren: "Europa ist noch kein Staat". – Hegel selbst war ja, wie Sie in Ihrem Beitrag zum Heidelberger Hegel-Kongress vom September 1970 zeigen, eher ein Skeptiker gegenüber der geschichtlichen Macht geschriebener Verfassungen. (28) Heute gibt es nun für die Entwicklung der europäischen Einigung zwei Schulen: Die Vertreter einer eher inkrementalen Methode, der "Methode Monnet", welche zunächst die Rolle der Nationalstaaten innerhalb Europas nur wenig anzutasten braucht, einerseits – und die Anhänger einer expliziten Verfassung andererseits, heute diejenigen, die eine stärkere Kodifizierung der "Finalitäten" des europäischen Prozesses anstreben. Denselben Akzentunterschied können wir auch in den unterschiedlichen Interpretationen der europäischen Grundrechtscharta feststellen. Was ist Ihre Meinung?

Ich meine, es gibt einen Staat, wenn es eine Verfassung gibt. Es wird also einen europäischen Staat geben, wenn es eine europäische Verfassung gibt. Diese gibt es bisher nicht, und ich weiß nicht, ob es sie je geben wird. Man spricht seit vielen Jahren immer wieder von den Vereinigten Staaten Europas, in dem Sinn, dass es sich nicht nur um eine Staatenkonföderation – einen Staatenbund – handelt, sondern um einen Bundesstaat, wie es die Vereinigten Staaten von Amerika – die USA – sind. In der Realität sind wir aber noch sehr weit von der Schaffung einer europäischen Verfassung entfernt.

Sie stimmen in gewisser Weise mit Hegels ethischer Zielbestimmung in seiner Geschichtsphilosophie überein, dem "Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit". Aber Sie behalten gegenüber dem für Hegel wichtigsten Träger oder Subjekt dieses Prozesses, nämlich dem nationalen Staat, das Misstrauen. Eher schon sehen Sie in den Menschenrechten ein Kriterium der Fortschrittsentwicklung, ja, Sie haben sogar von den Menschenrechten als neuem "Weltethos" und möglicher "religion civile" der Menschheit gesprochen. (29) – Meine Frage ist also: Wie ist politischer Fortschritt möglich, den Sie ja wesentlich an der regulativen Idee der Verwirklichung der Menschenrechte messen, ohne auch im internationalen Maßstab eine neue Form von staatlicher Ordnung zu verwirklichen?

Meiner Meinung nach brauchen wir letzten Endes immer den Staat. Aber es ist zugleich notwendig, dass die einzelnen Länder sich endlich zusammenschließen, und zwar nicht nur in einer äußeren Konföderation, sondern in Richtung auf einen wirklichen "Universalstaat" – der freilich stets ein Grenzbegriff, eine regulative Idee bleibt. Doch nur ein solcher Prozess kann einen "ewigen Frieden" im Kant’schen Sinn garantieren.

Was nun G. W. F. Hegel angeht, so hatte er gewiss einerseits einen idealen Begriff der Geschichte als Geschichte der Freiheit, aber er verfügte doch zugleich auch über einen durchaus realistischen Geschichtssinn. Wir dürfen nie vergessen, dass er in einem Passus der "Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte" die Menschheitsgeschichte als ein immenses Schlachthaus bezeichnet – und das ist wohl eine der tragischsten und pessimistischsten Definitionen, die man sich denken kann. So als sei die Geschichte der Menschheit immer ein riesiges Schlachthaus gewesen und werde dies wahrscheinlich immer sein ... Ich muss leider zugeben, dass er bis heute damit Recht behalten hat.

Anmerkungen

1 "Salvate il filosofo Bobbio", in: Il Foglio, 10.2.01.

2 Vgl. N. Bobbio, Italia civile. Ritratti e testimonianze, Manduria/Bari/Perugia 1964; eine Sammlung von Porträts der akademischen, kulturellen und moralischen Vorbilder Bobbios: vom reformistischen Marxisten Rodolfo Morandi über den liberalen Kulturphilosophen Benedetto Croce einige bedeutende Staatsrechtler (Solari, Capograssi) bis zu liberalsozialistischen Widerstandskämpfern. Die Einleitung – mit dem Titel: Die Kleriker, die nicht verrieten – spielt auf Julien Bendas La trahison des clercs an.

3 Zum letzten Gegensatz siehe jetzt das Interview mit N. Bobbio in: La Repubblica, 25.1.01 (in welchem er den Kommunismus zum ersten Mal in dieser Schärfe als "antimoderne" Bewegung klassifiziert).

4 N. Bobbio, Il futuro della democrazia, Torino 1984 (dt. 1988: Rotbuch Verlag).

5 Dazu siehe v. a. die in Politica e cultura gesammelten Aufsätze.

6 Vgl. meine Gespräche mit Bobbio, in: Prokla, Nr.41 (1980); Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, Nr. 10 (1993); DIE ZEIT, Nr. 1/2000.

7 Dazu siehe bereits seinen Briefwechsel mit dem großen kommunistischen Politiker Giorgio Amendola in der kulturpolitischen Wochenschrift der KPI zur Frage der Vereinigung von Kommunisten und demokratischen Sozialisten, verfasst unmittelbar nach der Absetzung Nikita Chruschtschows, in: Rinascita, N. 44/1964 und N. 47/1964.

8 Siehe den Text des Gesprächs in La Stampa, 9.2.01.

9 Bobbio, "Italica follia – un sistema politico sempre più frammentato", in: La Stampa, 22.10.00.

10 N. Bobbio, "Vince con la pubblicità", in: La Stampa, 12.1.01.

11 Vgl. zu diesen Fragen Mauro Calise, Il partito personale, Bari/Roma 2000.

12 Das nachfolgende Gespräch, redigiert, überarbeitet (nach einer Rohübersetzung von Barbara Kirchner) sowie um bibliographische Angaben ergänzt, wurde im Auftrage der Stadt Stuttgart mit Hilfe eines Teams des italienischen Fernsehens RAI aufgenommen und am 20. November 2000 während der Preisverleihung im Stuttgarter Neuen Schloss auf einen Großbildschirm übertragen. Für die Realisierung danke ich noch einmal allen Verantwortlichen: dem Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, Wolfgang Hellmich vom Kulturamt der Stadt Stuttgart, Alberto Papuzzi von der Turiner Tageszeitung La Stampa sowie Bruno Gerasi und einigen Kamera-, Schnitt- und Tontechnikern der Turiner RAI.

13 Vgl. N. Bobbio, Thomas Hobbes, Torino 1989.

14 N. Bobbio, Teoria generale della politica (hrsg. und eingel. von Michelangelo Bovero), Torino 1999.

15 Wolfgang von Collas, Norberto Bobbio und das Erbe Benedetto Croces. Politik und Kultur – Liberalismus – Demokratie, Neuwied 2000.

16 Siehe Hegels Einleitung in die Vorlesungen zur Philosophie der Geschichte, wo er den weltgeschichtlichen "Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit – ein Fortschritt, den wir (d. h. die philosophisch Denkenden) in seiner Notwendigkeit zu erkennen haben" explizit auf "die Durchbildung und Durchdringung des weltlichen Zustandes" durch das "christliche Prinzip" zurückführt: G. W. F. Hegel, Werke, Bd. 12 (hrsg. v. E. Moldenhauer/K. M. Michel, Frankfurt/M. 1970), S. 31 f.

17 Vgl. v. a. die einschlägige Enzyklika Papst Johannes Pauls II., Fides et Ratio (1998), aber auch zahlreiche Schriften des derzeitigen obersten Glaubenshüters, Joseph Ratzinger, von seinem Habilitationsvortrag "Der Gott des Glaubens und der Gott der Philosophen" (1960) bis zu seinem neuesten Beitrag zum Wahrheitsanspruch des Christentums (deutsch in: FAZ, 8.1.2001), dessen italienische Übersetzung in der Zeitschrift MicroMega 2/2000 erschienen ist. Dieselbe Ausgabe von MicroMega wurde übrigens eröffnet mit einem skeptischen Beitrag Norberto Bobbios: "Religione e religiosità".

18 Benedetto Croce, "Confessioni di un italiano ,germanofilo‘ che non riesce ascoprire in sè per questa parte cosa alcuna di cui si debba ravvedere"; in: ders., Il dissidio spirituale della Germania con l’Europa, Bari 1944.

19 Zuerst im April 1936 veröffentlicht in der Schweizer Zeitung Die Nation (Bern); jetzt auch in: Croce, Il dissidio sprituale, cit., S. 31 ff.

20 N. Bobbio, "Hegel und die Naturrechtslehre", in: Iring Fetscher (Hrsg.), Hegel in der Sicht der neueren Forschung, Darmstadt 1972, S. 291 ff.

21 N. Bobbio, "Rassegna di studi hegeliani", in: Belfagor, Bd. V (1950), Heft 1, S. 67-80; H. 2, S. 201-222.

22 N. Bobbio, Studi hegeliani. Diritto, società civile, stato, Torino 1981.

23 Vgl. Robert Nozick, Anarchy, State and Utopia, Oxford 1974; siehe dazu auch N. Bobbio, "Alter und neuer Liberalismus", in: ders., Die Zukunft der Demokratie, Berlin 1988, S. 113 ff.

24 Immanuel Kant, Zum ewigen Frieden (1795), Zweiter Abschnitt, 2. Def.-art. (Werke, hrsg. v. W. Weischedel, Bd. VI, S. 208 ff.)

25 I. Kant, Zum ewigen Frieden, II. Abschn., 3. Def.-art. (a.a.O., S.213 ff.)

26 Vgl. dazu N. Bobbio, L’età die diritt, Torino 1990, v. a. die in der deutschen Teilauswahl Das Zeitalter der Menschenrechte (Berlin 1999) leider nicht enthaltenen Beiträge über Immanuel Kant und zur französischen Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (S. 89-155). Siehe auch Bobbios Einleitung zur italienischen Ausgabe von Kants Per la pace perpetua (hrsg. von Nikolao Merker), Roma 1985; sowie N. Bobbio, "L’idea della pace e il pacifismo", in: Il politico, XL (1975), S. 197-218.

27 F. Hegel, Werke, Bd. 1, S. 461.

28 N. Bobbio, "Sur la notion de la constitution chez Hegel", in: Revue européenne des sciences sociales et Cahiers Vilfredo Pareto, XVIII, n. 52 (1980), S. 133-144; ITAL: Text in: Studi hegeliani, a. a. O.

29 Vgl. N. Bobbios Abschlussrede zum akademischen Jahr 1991 der Accademia dei Lincei "I diritti dell’uomo, oggi", in: Atti dell’Accademia Nazionale dei Lincei, Jg. CCCLXXXVIII, Bd. IX, fasc.2 (1991), S. 55 ff. (auch in die Taschenbuchausgabe von L’età dei diritti aufgenommen).

 

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Zeitschrift Kommune. Forum für Politik, Ökonomie, Kultur.
Kühl-Verlag (Frankfurt/Main)
Ausgabe April 2001 (19. Jg., Heft 4/2001)