Wolfgang Geiger
»Hilflose Aufklärung«?
Probleme des Anti-Antisemitismus in Schulbüchern und
Unterricht –
2. Teil: Der Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts
In der Fortsetzung seiner Untersuchung über den Anti-Antisemitismus in Schulbüchern zeigt unser Autor, wie sich auch in der Darstellung des 19. Und 20. Jahrhunderts und insbesondere des Nationalsozialismus Stereotypen über »die Juden« einschleichen. Das »Rasse-Denken« wird oft keiner gründlichen Kritik unterzogen und die Juden werden zu Außenseitern in der Gesellschaft stilisiert. Auch die »Sündenbocktheorie« erweist sich als Einfallstor für einen verfehlten Integrations-Topos. Das alles führt zu durchaus beunruhigenden Wirkungen in den Köpfen der Schüler.
Wolfgang Fritz Haugs Wort vom »hilflosen Antifaschismus«(1)
scheint sich immer wieder neu zu bestätigen. Doch damals, vor vier Jahrzehnten,
nahm die haugsche Auswertung einer von den Tübinger Studierenden erzwungenen
Ringvorlesung zum Thema »Wissenschaft und Nationalsozialismus« eine Professorengeneration
unter die Lupe, die bereits unter dem NS ihre Karriere gemacht oder zumindest
begonnen hatte. Heute geht es um die Generation jener Studentenbewegten
beziehungsweise schon um eine zehn Jahre jüngere Generation, die von den 68ern
beeinflusst wurde und heute als LehrerInnen und LehrbuchautorInnen für die
nachfolgenden Generationen endlich die Interpretationsmacht über die
Vergangenheit errungen hat.
Der Düsseldorfer Anschlag Ende Juli 2000 – wohl als solcher
unaufgeklärt und heute fast schon wieder vergessen – löste eine neue Diskussion
über Rechtsextremismus in Deutschland aus, die in einer Welle der Kritik an Lehrern
und Schulen gipfelte. In diesem Tenor präsentierte denn auch die taz das
Projekt einer (kurz darauf erschienenen) CD-ROM zum Holocaust für den
Schulunterricht.(2) Unter dem Titel »Hilflose Aufklärer« hieß es dort:
»›Holocaust Education‹ soll Deutschlands Schüler immun machen gegen
›antidemokratische Tendenzen‹ jeder Art. Viele Lehrer fühlen sich von diesem
Anspruch überfordert – jetzt hilft ihnen Steven Spielbergs Shoah Foundation mit
einer CD-ROM auf die Sprünge.« Die CD-ROM soll »vor allem jenen Lehrern helfen,
die sich an das Thema bisher nicht herantrauten. ›Sie lässt sich auch in den
schlechtesten Frontalunterricht einbauen‹, sagt Projektleiter Heyl.«(3) So
drängt sich gar der Gedanke auf, die Lehrer möchten beim Einsatz dieser CD-ROM
(sinnvollerweise) überflüssig werden, aber da musste selbst der pädagogische
Leiter (diese Funktion hatte Heyl) überzogene Hoffnungen in die »immunisierende
Wirkung« des Projekts herunterschrauben: »Es ist ziemlich kurzschlüssig zu
erwarten, dass Jugendliche durch die Behandlung des Themas Holocaust weniger
rechtsextremistisch werden.«
Hilflose Aufklärer? Ein wahres Lehrstück: So beugt man
rechtzeitig dem Vorwurf vor, den man selbst zuvor den Lehrern gemacht hat,
nämlich durch ihren Unterricht nicht genügend »gegen antidemokratische
Tendenzen zu immunisieren«. Die Vokabel nimmt (wohl unwissentlich) das Diktum
von der »Schutzimpfung« auf, die Adorno 1960 als Aufgabe aufklärerischen
Unterrichts formulierte (siehe dazu meinen ersten Teil in der Kommune 5/04).
Die Bestandsaufnahme der Prävention gegen Rechtsradikalismus
in der taz kritisierte jedoch auch und vor allem die zu späte Behandlung
des Themas Holocaust im Unterricht (in Geschichte frühestens in der 9.,
meistens erst in der 10. Klasse) sowie den geringen Stellenwert im Rahmen der
Gesamtthematik Nationalsozialismus. Die quantitative Analyse einer Reihe von
Lehrbüchern ergibt folgendes Bild (siehe Tabelle).
Mit Abstand am besten bei den Mittelstufenwerken schneidet
somit Zeit für Geschichte 4 ab mit 19 von 58 Seiten zu Judenverfolgung
und -vernichtung. Nun lässt sich die Frage nach dem Stellenwert des Holocaust
innerhalb des Themas Nationalsozialismus natürlich nicht nur »quantitativ«
beantworten: Wenn eine Unterrichtsreihe zielgerichtet dort einmündet, dann
können auch ein paar Seiten eine große Rolle spielen, doch muss die Dimension
des Holocaust im Lehrbuch schon auch »optisch« zum Ausdruck kommen. Im
Allgemeinen läuft es doch wohl darauf hinaus, dass von Lehrerseite her
erheblich ergänzt werden muss. Wenn die Politiker also von den LehrerInnen eine
bessere und intensivere Behandlung dieses Themas im Unterricht fordern, so
fordern sie von ihnen weit mehr als von den Schulbuchverlagen, deren Lehrwerke
ja mit ihrem offiziellen Plazet herauskommen.
Unabhängig davon ist jedoch zu fragen, ob der Fokus auf die
Folgen des Antisemitismus auch über dessen Ursachen und Entstehung aufklärt und
damit gegen Fremdenfeindlichkeit und antidemokratische Tendenzen allgemein
»immunisiert«. Wie wenig »immun« gegen Vorurteile die Schüler bleiben, die
bereits über den Holocaust informiert und subjektiv gegen alle
Fremdenfeindlichkeit eingestellt sind, erfahre ich praktisch jedes Jahr von
neuem anschaulich im 12er- Kurs Geschichte bei der Analyse des Programms der
NSDAP von 1920. Ausgehend vom Begriff »Nationalsozialismus« sollen die Schüler
den im Parteiprogramm enthaltenen Katalog von Forderungen unter die Rubriken
»national(istisch)« und »sozial(istisch)« einordnen – also zum Beispiel die
Forderung nach Aufhebung des Versailler Vertrages als »national(istisch)« – und
die nicht in diese beiden Kategorien passenden Programmpunkte unter einer
dritten Kategorie sammeln, wo sich dann nach meiner Vorstellung Rassismus und
Antisemitismus als das Besondere in Abgrenzung zum »normalen« Nationalismus
wieder finden sollten. Nach vorheriger Klärung der Begriffe »national«/»nationalistisch«
als nach außen gerichtet ordnen die Schüler den Programmpunkt zum völkischen
Staatsbürgerrecht, wonach Deutscher nur sein könne, »wer deutschen Blutes ist«,
fast immer einhellig der Rubrik »national(istisch)« zu, obwohl – oder eigentlich
müsste ich sagen: weil – klar ist, dass dieser Punkt explizit gegen die Juden
gerichtet war. Begründet wird die Ansicht, dies gehöre in die Rubrik »national(istisch)«,
damit, dass es sich ja quasi gegen Ausländer gerichtet habe. Ein Schüler meinte
einmal sogar: »Die Juden hatten damals ja noch keinen Staat.« (Dieses Argument
kam schon in der 10. Klasse). Erst nach geraumer Weile erkennen sie dann mit
Bestürzung, dass sie in ihrer kritischen Analyse des NSDAP-Programms diesem
bereits auf den Leim gegangen sind, denn die Juden waren ja deutsche
Staatsbürger, die Schüler hatten also selbst in ihrer Kritik des Antisemitismus
dessen Prämisse, dass ein Jude kein Deutscher sein könne, unbewusst übernommen.
An diesem Beispiel zeigen sich schulische Defizite, die freilich viel tiefer
liegen als die in der banalen Anschuldigung an die Lehrer, sie würden das Thema
Nationalsozialismus im Unterricht nicht ausreichend behandeln. Immer wieder
taucht ja auch in öffentlichen Diskussionen – unter anderem in einem spontanen
Beitrag aus dem Publikum im »Stadtgespräch« vom 1.11.2000 im Hessen-Fernsehen –
die Formulierung auf, dass die Juden keine »echten Deutschen« seien. Gegen
diesen tief verwurzelten Ihr/Wir-Gegensatz hilft eben die Verurteilung der
Verbrechen alleine nicht.
»Sozialneid«, »materielle Beweggründe«, »sozialer
Protest«? – Probleme materialistischer Erklärungstheorien
Wie, wann und wo fing es an? Über Stellenwert und
Besonderheit des Antisemitismus des 19. Jahrhunderts zwischen Mittelalter und
Holocaust herrscht eher Unklarheit, viele Lehrbuchautoren tun sich schwer
damit. Ein Beispiel: In Zeit für Geschichte 3 wird eine Quelle gegen den
Antisemitismus (Unterschriftenaktion namhafter Persönlichkeiten 1880 als
Reaktion auf Treitschkes »Die Juden sind unser Unglück!«) zitiert: »Wie eine
ansteckende Seuche droht die Wiederbelebung eines alten Wahns die Verhältnisse
zu vergiften ...«, während es im darstellenden Teil des Buches selbst über die
Dimension des Antisemitismus in jener Zeit heißt: »Jedoch blieben diese
antisemitischen Strömungen bis 1914 eher Randerscheinungen.« (S. 222 f.) Noch
fragwürdiger ist jedoch die über das Buchkapitel (das Kirchenkampf, Sozialistengesetze
und Antisemitismus vereint) gestellte Überschrift: »Lässt sich Integration
erzwingen? ›Reichsfeinde‹ und Minderheiten«. Gegen wen diese Frage zielt,
bleibt unklar, doch selbst wenn sie sich im Falle der »Minderheiten«-Frage
gegen die Antisemiten richtete, wäre die Botschaft die, dass eine Integration
gesellschaftlich hätte »erzwungen« werden müssen (= nicht vollziehbar war) und
die Juden somit im buchstäblichen Sinne »zwangsläufig« ein Fremdkörper blieben
– eine These, die sich ungewollt mit der Ansicht der Antisemiten selbst deckt.
Wie eng die Argumentationsmuster des Antisemitismus und seiner Antithese hier
beieinander liegen, ja sich vielleicht sogar überlappen, wird deutlich, wenn
man sich klar macht, dass der Antisemitismus des Kaiserreichs ja erst seit
relativ kurzer Zeit stärker ins historische Blickfeld gerückt ist. Die
Verengung des Schuld-Blicks auf Hitler hatte lange Zeit die »Legende von der
deutsch-jüdischen Symbiose vor 1933«(4) aufgebaut, die jetzt, vielleicht auch
als ein Effekt der Goldhagen-Debatte, demystifiziert wird. Dabei besteht natürlich
die Gefahr, von einem Extrem ins andere zu rutschen und nun eine nicht vollzogene,
weil nicht vollziehbare Integration zu bilanzieren. Was heißt aber Integration
genau? Zwar gab es sehr wohl eine sozialökonomische Integration und von
jüdischer Seite mehrheitlich einen ausgeprägten Assimilationswillen, von
nichtjüdischer Seite jedoch dauerhafte antijüdische Ressentiments auf
breitester Ebene.
Die Gefahr der Reproduktion antisemitischer Klischees lauert
auch, wenn man nach »sozialen Gründen« für den Antisemitismus des Kaiserreichs
sucht, so im Zusammenhang mit der »Gründerkrise« nach 1873: »Kurz nach der
Reichsgründung erlangten die deutschen Juden 1871 die vollständige rechtliche
Gleichstellung mit den übrigen Staatsbürgern. Zu diesem Zeitpunkt bildeten sie
etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Da sie jahrhundertelang von vielen
Berufen ausgeschlossen worden waren, hatten sie (= die Juden! W.G.) sich
spezialisiert auf Handel und Bankwesen, und viele waren in Buch- und
Zeitungsverlagen und in freien Berufen (Anwälte, Ärzte, Künstler) tätig. ...
Viele Menschen erlebten die so genannte ›Gründerkrise‹ als bedrohlich, verloren
jegliche Hoffnung und sie – vor allem Landwirte, Handwerker und Kaufleute –
suchten die Schuld dafür bei den Juden.« (Forum Geschichte 3, S. 156)
Die Verurteilung der antisemitischen Reaktion wird auch hier
konterkariert durch die Bestätigung ihrer ideologischen Prämisse: Argumentierte
der Antisemit damit, dass sich Juden vorwiegend in einflussreichen Positionen
befunden hätten, so übernimmt die vermeintliche Erklärung des Antisemitismus
eben dieses als Grund für den Antisemitismus.
Nun waren deutsche Juden nach ihrer Emanzipation in
bestimmten Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens
tatsächlich überproportional vertreten: in den gebildeten Schichten, als
Selbstständige, in den freien Berufen und in Frankfurt am Main regelrecht dominant
im Bereich der Privatbanken. Das »Hinaus aus dem Getto« führte zu einem
energischen »Willen zum Aufstieg«(5). Dass dieses Phänomen durch die
vorangegangene Geschichte erklärbar ist, darauf weisen zwar einige Lehrbücher
hin, doch droht hier das Mittelalter-Klischee der in den Geldverleih abgedrängten
Juden, sich in einem Rothschild-Syndrom fortzusetzen. Tatsächlich vollzogen
zunächst die meisten im Handel tätigen Juden nach der Emanzipation nur eine
Konversion des alten Trödelgeschäfts zur Niederlassung in Form eines
Tante-Emma-Ladens, aus dem auf Grund der wirtschaftlichen Entwicklung größere
Handelsunternehmen hervorgehen konnten. Der Aufschwung kam den nichtjüdischen
Händlern übrigens weit mehr zugute (Verdoppelung der Zahl der dort Tätigen im
letzten Quartal des 19. Jh., dagegen nur leichter Anstieg der Zahl jüdischer
Händler); was auffiel, war aber die Konzentration jüdischer Händler in einigen
Bereichen, so auch im Viehhandel.(6)
Das Problem der Lehrbücher ist grundsätzlich, dass, wie
schon hinsichtlich des Mittelalters, »die Juden« faktisch nur in Verbindung mit
ihrer Verfolgung thematisiert werden und diese wiederum mit »Privilegien« und
Bevorteilungen aller Art verknüpft ist, denn das suggeriert ja die
Überrepräsentation in bestimmten Berufszweigen. Das »Problem« der
überproportionalen jüdischen Präsenz in bestimmten Bereichen würde dann
zumindest relativiert, wenn die Juden nicht nur auf der »Negativseite« der
deutschen und europäischen Geschichte auftauchten, sondern entsprechend auf der
»Positivseite« die notwendige Würdigung erführen auf Grund ihres Beitrages zum
wirtschaftlich-industriellen Aufschwung, zur Kultur, zur Wissenschaft ... – zur
»Mehrung der Ehre des Landes«, wie man in Anlehnung an die Begründung des
Speyerer Bischofs für die Ansiedlung jüdischer Händler im 11. Jahrhundert sagen
könnte, wenn also kurz gesagt klar würde, dass Deutschland (bis 1933) im
Positiven all das, was es wurde, auch und wesentlich durch den Beitrag
Deutscher jüdischen Glaubens wurde.
Die Sozialneid-These übernimmt auch für das 19. Jahrhundert
das Privilegien-Paradigma des Mittelalters in einer materialistischen
Interpretation, die zum common sense geworden ist und nach der alles
Kulturelle auf eine materielle Ursache zurückführbar ist, die hier im Geld
besteht. So wird im Standard-Nachschlagewerk, nämlich dem neuesten Brockhaus,
hinsichtlich der jüdischen Geldverleiher im Mittelalter gar von der
»Verschuldung breiter (!) Bevölkerungskreise« gesprochen, diese »verschärfte
die bereits bestehenden Aversionen, die sich dann von Zeit zu Zeit in furchtbaren
Judenverfolgungen (Pogromen) und -vertreibungen niederschlugen; dabei dürfte
sicher sein, dass innerhalb der Motive, die zu diesen Untaten führten, die materiellen
Beweggründe der Schuldner eine ganz zentrale Rolle gespielt haben.«(7) Da man
sich ganz auf diese materialistische Erklärung kapriziert, müssen die durch
»breite Bevölkerungskreise« begangenen Pogrome durch eine entsprechend massive
Verschuldung bei den Juden erklärt werden ... jenseits aller historischen
Wahrheit. Eine entsprechende Erklärung für die nach Ende der napoleonischen
Emanzipationsära neu ausbrechenden antisemitischen Aktionen in Deutschland
liefert der Brockhaus in einer Mischung aus materiellem Motiv und
Sündenbock-Syndrom: »Als Bewegung gegen die rechtliche Gleichstellung der Juden
und gefördert von gesellschaftlichen Krisen, kam es 1819 zu pogromartigen
Ausschreitungen. Die ›Hep-Hep-Verfolgungen‹ begannen in Würzburg und strahlten
über ganz Deutschland bis nach Dänemark aus. Sie zeigten zugleich, dass
Judenfeindschaft eine Form von sozialem Protest war, bei dem Aggressionen
verschoben und gegen Juden gerichtet wurden.«(8) Das eigentliche Ziel sei das
ganze Jahrhundert über nämlich der Liberalismus gewesen. Ähnlich im
Oberstufenbuch Geschichte und Geschehen II: »Sozialpsychologisch
erklären lässt sich die damalige Judenfeindschaft als eine Reaktion auf die
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krisenerscheinungen der Zeit ..., dabei
hatte sie vielfach gleichzeitig einen antikapitalistischen und antiliberalen
Akzent.« (S. 93)
Antisemitisch, antiliberal, antikapitalistisch ...?
Natürlich gab es diese »sozialpsychologischen Akzente«, sind sie aber die
Erklärung? Ungewollt reproduziert auch hier der Anti-Antisemitismus
Erklärungsmuster des Antisemitismus selbst, denn es wird ja wiederum eine
Identifizierung der Juden mit dem Kapital und seiner politischen Weltanschauung,
dem Liberalismus, suggeriert. Indem das Phänomen Antisemitismus auf einen
anderen Grund, einen anderen Konflikt zurückgeführt wird, bleibt es als solches
letztlich schemenhaft. So wie der Sündenbock sozialpsychologisch den Hass
stellvertretend auf sich zieht, so zieht auch die Sündenbocktheorie die
Erklärung vom Kern des Problems auf Begleiterscheinungen und Nebenaspekte ab.
Wie schon hinsichtlich des Mittelalters die anderen
»Aversionsmotive« (Religion) zwar erwähnt, aber dann wieder relativiert werden,
so bleibt die Rassentheorie des 19. Jahrhunderts meistens unerklärt und im
Schatten anderer Motive, die »Wurzeln des neuzeitlichen Antisemitismus« lagen
»in sozialen Neidgefühlen und rassistischen Vorstellungen, nach denen die Juden
als minderwertig galten« (Zeit für Geschichte 3, S. 222). – »Neu war
hieran, ... dass jetzt Theorien über die angebliche Unterschiedlichkeit der
Rassen Anklang fanden. Es wurde behauptet, dass Juden von Natur aus
betrügerisch, raffgierig und ohne Moral seien. Pseudowissenschaftliche Abhandlungen
versuchten diese Behauptungen zu belegen. Bei diesem Antisemitismus spielte
auch Neid auf den Wohlstand einiger Juden und die Angst vor dem eigenen wirtschaftlichen
Abstieg eine Rolle.« (Wir machen Geschichte 3, S. 215)
Was war aber nun an dem inhaltlich Beschriebenen »neu« im
Vergleich zum Mittelalter? Die aufgelisteten Vorurteile bedurften keiner neuen
Rassentheorie, sie existierten weit früher schon; verurteilt werden die
Vorurteile, die »Unterschiedlichkeit der Rassen« wird mit der Vokabel
»angeblich« negiert, die »Rassen« als solche bleiben unhinterfragt und übrigens
auch ohne Anführungszeichen, ein diffuses »von Natur aus« soll den Inhalt der
Rassentheorie umschreiben.
»Scheinbar naturwissenschaftlich genau« – Probleme mit dem
Rassismus
Der Unterschied zwischen dem »modernen« Antisemitismus auf
der Grundlage einer »wissenschaftlich« ausgearbeiteten Rassentheorie und dem
mittelalterlichen Antijudaismus kann dem Schüler aus den meisten Lehrbüchern,
selbst den neuesten, kaum klar werden. Das Oberstufenwerk Kursbuch
Geschichte definiert den Antisemitismus im Kaiserreich politisch als
Bestandteil des »rechtskonservativen Reichsnationalismus«, begründet aber das
Neue am Antisemitismus nur lapidar: »Anders als die ältere, religiös,
wirtschaftlich oder kulturell begründete Judenfeindschaft wurde die neue
Judenfeindschaft ›rassisch‹ abgeleitet.« (S. 337) Eine ausführlichere Erklärung
wird immerhin im Kapitel zum Nationalsozialismus nachgeholt, doch wird dort die
»pseudowissenschaftliche« Begründung des Rassismus als falsche Interpretation
wissenschaftlicher Erkenntnisse verstanden; »biologische und erbliche
Merkmale«, »biologische Erkenntnisse über das Wesen des Menschen« bleiben als
solche scheinbar wertneutral, Sozialdarwinismus und »Rassenhygiene« konnten
sich »auf die Naturwissenschaften berufen« und standen dem »christlichen oder
humanistischen beziehungsweise bürgerlichen Gleichheitspostulat« quasi nur auf
der moralischen Ebene gegenüber. Immerhin heißt es zum Antisemitismus, dass
dessen Anhänger »versuchten anhand äußerer Merkmale eine jüdische Rasse zu
konstruieren« (S. 425), womit zwar die »äußeren Merkmale« fragwürdig bleiben,
aber zumindest eine Ablehnung des Rassenbegriffs als solchem in diesem
Zusammenhang auftaucht, was man in etlichen anderen Lehrbüchern vergeblich
sucht.
So unternimmt das Mittelstufenwerk Forum Geschichte 3
eine bemerkenswerte Sensibilisierung auf den Rassismus hinsichtlich der
Afrikaner im Zusammenhang mit dem Kolonialismus, doch der Rassenbegriff des
Antisemitismus bleibt demgegenüber vage, letztlich unverständlich, wenn nicht
missverständlich: »Die so genannte Rassentheorie, die den Anspruch von
Wissenschaftlichkeit erhob, jedoch durch keinerlei wissenschaftliche
Erkenntnisse begründet werden konnte, wurde immer populärer. Sie wertete Völker
nach biologischen Merkmalen und stufte die ›semitische‹ Rasse niedriger ein als
die ›arische‹ Rasse.« (S. 156). »Semitisch« und »arisch« stehen in
Anführungszeichen, »Rasse« dagegen nicht: Um welche »biologischen Merkmale« der
Semiten geht es denn?
Man kann gegen den Rassismus nicht argumentieren, ohne ihn
ausreichend zu erklären, und das geht eben nicht in fünf Zeilen. Er ist
als Pseudo-Wissenschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weder in
obskuren Zeitschriften ideologischer Spinner entstanden – der stereotype
Hinweis zum Beispiel auf die Zeitschrift Ostara, die Lektüre des jungen
Hitler – noch am Stammtisch der Kleinbürger, sondern an den europäischen
Universitäten, auch, aber nicht nur, durch eine entsprechende Umsetzung der
Lehre Darwins. Zunächst entstand der »moderne« Rassismus ideologisch als
Reaktion auf die Durchsetzung des Menschenrechtsprinzips (Abschaffung der
Sklaverei) und der »moderne« Antisemitismus als Gegenbewegung zur Judenemanzipation,
er war quasi deren »Nachtseite«, bis hin zu Vernichtungsfantasien lange vor den
Nazis.(9) Das religiöse Paradigma war jedoch im Zeitalter der Säkularisierung
überholt, die Menschenrechte wurden mit der Natur des Menschen begründet, so
musste die Antithese ihnen diese Berufung auf die Natur streitig machen.
Die moderne Anthropologie als universitäre Disziplin ist in
ihrem Kern als »Rassenkunde« entstanden. So formulierte Paul Broca, Gründer der
wichtigsten Institutionen der französischen Anthropologie zwischen 1859
(Société d’anthropologie) und 1875 (École anthropologique de Paris), bereits
1861 deren fundamentale Erkenntnis: »Im Schnitt ist die Gehirnmasse größer beim
Erwachsenen als beim Greis, größer beim Manne als bei der Frau, größer bei den
herausragenden Menschen als bei den mittelmäßigen, größer bei den höherwertigen
Rassen als bei den minderwertigen.«(10) Die Anthropologie entwickelte im Folgenden
jene biometrischen Vermessungsrichtlinien (z. B. die Schädelvermessung), die
mit der postulierten Korrelation von bestimmten Indices (z. B. »Schädelindex«,
»Gesichtswinkel«) und »Rassentypen« zunächst innerhalb Europas (daher die
Begriffe »nordisch«, »ostisch« ...), dann auch auf die ganze Weltpopulation
bezogen, vermeintlich einen klaren Zusammenhang zwischen Phänotyp (Aussehen),
geistigen und charakterlichen Dispositionen des Einzelnen und
historisch-kulturellen Leistungen der ethno-rassischen Gruppe bewiesen. Eine Summa
der rassentheoretischen Anthropologie gab genau zur Jahrhundertwende Joseph
Deniker, Leiter der Bibliothèque Nationale in Paris, heraus; zuvor hatte der
auch heute noch hoch geschätzte, weil komplett verkannte Ernest Renan im Anschluss
an Gobineau als Erster prinzipiell »Arier« und »Semiten« gegeneinander gestellt
und eine Vision vom Untergang der Letzteren entwickelt, unklar war er sich nur
darüber, ob dies einerseits durch Assimilation (seine frühere Position) oder
andererseits durch ein »natürliches« oder gar bewusst herbeigeführtes »Verschwinden«
des »Minderwertigen« geschehen würde (seine spätere Position). Entscheidend war
für Renan der Sieg Preußens über das »dekadente« Frankreich 1870/71, hiervon
inspiriert prophezeite er gar die zukünftige Weltherrschaft einer Herrenrasse
durch Deutschland.(11)
Deswegen kann man auch mit anti-antisemitischer Intention
die pseudowissenschaftlichen Grundlagen des Rassismus nicht einfach nur
verurteilen und das Phänomen Rassismus nicht nur als Irrsinn abtun, der es
vermochte, vom Rande der Gesellschaft her in deren Mitte vorzudringen (die
Virus/Immunisierungs-Metaphorik spielte nach 1945 eine große Rolle bei der
verdrängenden Erklärung innerhalb der deutschen Schulddebatte). Vielmehr hatte
es die »Rassenkunde« inklusive sozialdarwinistischer und eugenischer Visionen
(»Rassenhygiene«(12)) nach dem Ersten Weltkrieg zu Publikationen mit für
damalige Verhältnisse Massenauflagen gebracht, so etwa die Bücher des allgemein
»Rassen-Günther« genannten Freiburger Professors Hans F. K. Günther. In jener
Zeit, 1926, als die Weimarer Republik auf ihrem Höhepunkt und die Nazis auf
ihrem Tiefpunkt waren, entschied sich die preußische Studentenschaft, von
Kultusminister Becker wegen Statusfragen zu ihrem Selbstverständnis befragt, in
einer Urabstimmung mit großer Mehrheit für »Rassenmerkmale« als Kriterium für
die Mitgliedschaft (also für den Ausschluss jüdischer Studenten).(13) Doch
damit war sich die Studentenschaft letztlich der Tradition der seit Anfang an antisemitischen
Burschenschaften nur treu geblieben ...
Noch einmal: Was ist und was war also wissenschaftlich und
was unwissenschaftlich? In Forum Geschichte 4 wird hinsichtlich der
NS-Ideologie der Rassenbegriff als »unwissenschaftliche Anwendung biologischer Erbmerkmale«
definiert (S. 81). Was wären denn aber die »biologischen Erbmerkmale« von Juden
in »wissenschaftlicher Anwendung«? Auch der in diesem Sinne weitaus
differenziertere Ansatz im Geschichtsbuch 3, das immerhin einen
nachvollziehbaren Zusammenhang zwischen dem Antisemitismus des 19. und des 20.
Jahrhunderts herstellt, tut sich schwer mit der »neuen Rassenlehre«: »Geradezu
naturwissenschaftlich genau wollte sie aufgrund biologischer Merkmale Wertungen
einführen für geschichtlich verschieden entwickelte Völker und Menschen. ...
Die Rassenlehre untermauerte scheinbar wissenschaftlich alle Vorurteile
gegenüber den Juden.« (S. 198) Auch hier: Was war hinsichtlich der Juden
»geradezu naturwissenschaftlich genau«, was »scheinbar wissenschaftlich«, was
waren die »biologischen Merkmale« ...? Gegenüber dieser Unklarheit nützt es
wenig, die Integration der Juden in Deutschland anschließend damit zu begründen
und zu verteidigen, »die jüdische Minderheit« sei »in demselben deutschen Staat
geboren und erzogen worden wie die christliche Mehrheit«, denn darin liegt gar
kein Widerspruch zum antisemitischen Rassismus.
»Lässt sich Integration erzwingen?« – Ein Fazit
»Die Juden hatten ja noch keinen Staat.« Diese
Schülerreaktion, gut gemeint, verkehrt unwillentlich Ursache und Wirkung, waren
doch Auswanderung nach Palästina und dann Staatsgründung Folgen des
Antisemitismus, so aber erscheint im Rückblick die jüdische Präsenz in Europa
nur als lange Vorgeschichte der Rückkehr in die alte Heimat – eine gewiss auch
in israelischen Kreisen geteilte Ansicht, doch unsere Perspektive ist eine
andere und in dieser erscheint die Frage: »Lässt sich Integration erzwingen?«
fast wie die Kapitulation des Anti-Antisemitismus vor seinem Gegenstand. Die
Juden bleiben ein »Fremdkörper« im Geschichtsbild, wie es in praktisch allen
Lehrbüchern auf mehr oder weniger deutliche Weise zum Ausdruck kommt, allen
Verurteilungen des Antisemitismus und allen Plädoyers für die Integration zum
Trotz. Kein einziges der von mir konsultierten Geschichtslehrbücher bestreitet,
dass man Juden schon am Aussehen erkennen könne, da man ihnen »biologische«,
»äußerliche« und so weiter Merkmale zuspricht; selbst der Begriff Rasse wird
als solcher von den meisten gar nicht hinterfragt, selten in Anführungszeichen
gesetzt, das Adjektiv rassisch geht manchen Kritikern des Antisemitismus ebenso
leicht von der Feder wie den Antisemiten selbst.
Und die Erklärungen? Die »Sündenbockphilosophie« nach Kühnls
klassischer Definition – »Der Antisemitismus erweist sich somit als eine
Ideologie, die die vorhandenen Aggressionen auf ein Objekt lenkt, das mit den
Ursachen der Aggressionen nicht mehr zu tun hat als beliebige andere
Objekte«(14) – erklärt zwar sozialpsychologische Mechanismen der Wirkung von
Antisemitismus, nicht aber seine Entstehung, denn wenn alle Objekte beliebig
waren, warum traf es dann die Juden? Fast könnte man daraus schlussfolgern, der
Antisemitismus sei ein Zufallsprodukt. Die materialistische Erklärung mit den
Privilegien, dann der Zins-Nische im Mittelalter und schließlich der
überproportionalen Repräsentation im Finanz- und Handelssektor seit der
Emanzipation – nicht eine logische Konsequenz? – macht die Sündenbocktheorie
scheinbar griffiger, weniger aleatorisch, dreht aber den antisemitischen
Vorwurf in seine eigene Erklärung um. Wenn es in Wirklichkeit gegen
Kapitalismus, Liberalismus und so weiter ging, warum dann stellvertretend gegen
die Juden?
Der Antisemitismus muss als Phänomen sui generis begriffen
und vermittelt werden, in dem sich vieles projizierte seit dem Neuen Testament,
das aber auf diese Projektionen nicht reduzierbar ist. Desgleichen sind im weiteren
Sinne Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nicht nur Ausdrucksformen von sozialen
Problemen, auch wenn sie von dort her ihre Impulse bekommen.
Von besonderer Bedeutung ist jedoch der Rassismus mit
wissenschaftlichem Fundament, weil hier Falsch und Richtig als zwei Seiten
einer Medaille erscheinen. Wer »immunisieren« will, also verhindern, dass
pseudowissenschaftlich begründete Vorurteile wieder überzeugen, muss
entschieden deutlicher erklären, worin der Unterschied zwischen
wissenschaftlich und unwissenschaftlich besteht, zumal gerade über die moderne
Forschung erneut alte Muster eines Gen-Determinismus in neuem Gewande
wiederkehren und neue anthropologische und ethnologische Gen-Pool-Forschungen
entstehen. Und nicht zuletzt ist die Eugenik heute noch ein Vektor, über den
das »Virus« auch in die Köpfe an sich »geimpfter« Schüler dringt – so ergab
sich einmal eine Diskussion in einer 10. Klasse über Vererblichkeit anlässlich
des Nazi-»Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses«. Am Beispiel des Alkoholismus
(eine der in dem Nazi-Gesetz aufgeführten Krankheiten), den die Schüler mit
Berufung auf ihren Biologieunterricht für erblich hielten, zeigte sich, wie
schwer das Zusammenspiel von Veranlagung und Umwelteinflüssen offenbar zu
verstehen ist. Wenn die Veranlagung 50 Prozent beträgt, so entscheiden doch die
anderen 50 Prozent darüber, ob die Veranlagung zur Wirkung kommt, stellen also
faktisch 100 Prozent des Entscheidungsspielraumes dar, es gibt somit keine
Determinierung. Die Scheu der Lehrbuchautoren vor der Wissenschaft ist eine
Scheu vor der Kritik der Wissenschaft (dabei auch stets der Versuch, Darwin vor
dem Sozialdarwinismus in Schutz zu nehmen – schon ein Thema für sich ...) und
liegt in einer ungebrochenen Tradition des Szientismus. Dem Prozess der
»Verwissenschaftlichung als Delegitimierung von Werten«(15) sind wir auch heute
noch nicht entronnen und auf deterministische Vorstellungen kann man in letzter
Instanz nur philosophisch mit der alten Frage nach der Willensfreiheit
begegnen.
Siehe zum Thema den ersten Teil: »Privilegien, Verfolgung,
Vertreibung ...« Der Anti-Antisemitismus und die Macht der Vorurteile –
Erfahrungen eines Lehrers, Wolfgang Geiger, Kommune 5/04.
Konsultierte Lehrbücher
Anno Bd. 3 und 4, Westermann, 1996<|>f.
Rückspiegel Geschichte Bd. 3 und 4, Schöningh,
1996<|>f.
Wir machen Geschichte Bd. 3 und 4, Diesterweg,
1996<|>f.
Geschichtsbuch Bd. 3 und 4, Neue Ausgabe, Cornelsen,
1995<|>f.
Zeit für Geschichte Bd. 3 und 4, Schroedel,
2002<|>f.
Forum Geschichte Bd. 3 und 4 (Ausg. Hessen),
Cornelsen, 2003<|>f.
Von der Französischen Revolution bis zum Nationalsozialismus, Buchners
Kolleg Geschichte, Bamberg 1992
Geschichte und Geschehen II Oberstufe A/B, Klett,
2003
Kursbuch Geschichte. Von der Antike bis zur Gegenwart,
Cornelsen, 2000 (Oberstufe)
1
Vgl. Wolfgang Fritz Haug: Vom hilflosen Antifaschismus
zur Gnade der späten Geburt, Berlin (Argument) 1987 (Der hilflose
Antifaschismus erschien erstmals 1967).
2
Erinnerung für Gegenwart und Zukunft. Überlebende des
Holocaust berichten, Survivors of the Shoah Visual History, CD-Rom
(Cornelsen), 2000.
3
Ralph Bollmann: »Hilflose Aufklärer«, in: die
tageszeitung, 4./5.11.00, tazmag 1-2.
4
Vgl. das entsprechende Kapitel in: Wolfgang Benz: Bilder
vom Juden: Studien zum alltäglichen Antisemitismus, München (Beck) 2001.
5
Vgl. Rachel Heuberger/Helga Krohn: Hinaus aus dem Ghetto
... Juden in Frankfurt am Main 1800–1950. Begleitbuch zur ständigen
Ausstellung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, S. Fischer 1988, S. 87
(Kap. VI: Juden als Staatsbürger 1864–1914).
6
Marion Kaplan (Hrsg.): Geschichte des jüdischen Alltags
in Deutschland. Vom 17. Jahrhundert bis 1945, München (Beck) 2003, S. 276 ff.,
S. 289 f.
7
PC-Bibliothek 3.0 (2004), Eintrag: »Juden. Stellung im
Mittelalter«.
8
PC-Bibliothek 3.0 (2004), Eintrag: »Antisemitismus: Ein
Deutungsversuch«.
9
Vgl. Rainer Erb/Werner Bergmann: Die Nachtseite der
Judenemanzipation. Der Widerstand gegen die Integration der Juden in
Deutschland, Berlin (Metropol/Friedrich Veitl Verlag) 1989, Kap. V: Vernichtung
und Entmenschlichung.
10
Paul Broca im Jahre 1861, zit.
nach: Claude Liauzu : Race et civilisation. L’autre dans la culture occidentale.
Anthologie critique, Paris (Syros/Alternatives) 1992, S. 95.
11
Vgl. dazu meine längere Untersuchung »Ernest Renan und der
Ursprung des modernen Rassismus« in: Wolfgang Geiger: Geschichte und
Weltbild. Plädoyer für eine interkulturelle Hermeneutik, Frankfurt am Main
(Humanities-Online) 2002, S. 307–333. Vgl.
ferner die entsprechenden Passagen in: Tzvetan Todorov, Nous et les autres.
La réflexion française sur la diversité humaine, Paris (Seuil) 1989.
12
Vgl. Peter Weingart/Jürgen Kroll/Kurt Bayertz: Rasse,
Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland,
Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1988.
13
Dietrich Wetzel: »Voraussetzungen und Schlussfolgerungen«,
Vorwort zu: Erziehungswesen und Judentum. Die Darstellung des Judentums in
der Lehrerbildung und im Schulunterricht, hrsg. vom Verband Deutscher
Studentenschaften (VDS), zusammengestellt von Ekkehart Krippendorff in Zusammenarbeit
mit Dieter Bielenstein, München (Ner-Tamid-Verlag) 1960, S.10. – »Eine
Urabstimmung bestätigte die DSt-Führung in ihrer Haltung: mit überwältigenden
Mehrheiten (zwischen 70 und 90 %) verzichteten die preußischen Studenten auf
eine verfasste Interessenvertretung und stimmten für die Zusammenarbeit mit
Studentenvertretungen, die JüdInnen aus ihren Reihen ausschlossen.« (Info zu:
»Das war ein Vorspiel nur ...« – Tagung zum siebzigsten Jahrestag der
NS-Bücherverbrennungen vom 30.5.2003).
14
Reinhard Kühnl: Formen bürgerlicher Herrschaft:
Liberalismus – Faschismus, Reinbek bei Hamburg (Rowohlt) 1971, S. 94.
15
Vgl. Peter Weingart: »Eugenik – Eine angewandte
Wissenschaft. Utopien der Menschenzüchtung zwischen Wissenschaftsentwicklung
und Politik«, in: Peter Lundgreen (Hrsg.): Wissenschaft im Dritten Reich,
Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1985.