Kommunzierende Röhren

Teil 2: Kosovo, Serbien und Makedonien (1)

Stefan Troebst

Im Kosovo wächst die Ungeduld über das Ausbleiben eines Fahrplans zur Festlegung des staatsrechtlichen Status des internationalen Protektoratsgebiets. Kosovoalbanische Radikale haben dies seit dem Sommer 2000 zur Propagierung ihrer Forderung nach einem "Groß-Kosovo" genutzt und sich mit Waffengewalt an deren Umsetzung gemacht. Nach anfänglichen Erfolgen aus der Sicherheitszone zu Serbien herausgedrängt, haben sie sich seit Anfang 2001 auf den Nordwesten Makedoniens konzentriert. Im politischen Bereich erhebt die um Tetovo, Kumanovo und Skopje operierende "Armee zur Nationalen Befreiung" zwar lediglich die gemäßigte Forderung nach innerer Selbstbestimmung für die albanischsprachigen Makedonier, versucht aber dennoch seit Monaten, mit militärischen Mitteln einen ethnischen Bürgerkrieg zu provozieren. Unser Autor untersucht die Entwicklungen und zieht eine Zwischenbilanz der Ereignisse.

Im Jahr 1981, während der ersten albanischen Proteste im Kosovo, kam die Losung "Kosova Republika!" auf, die bereits zu diesem Zeitpunkt doppeldeutig war: Zum einen zielte sie auf die Aufwertung des seinerzeit zur Sozialistischen Republik Serbien gehörenden Autonomiegebietes zur siebten Teilrepublik der jugoslawischen Föderation, zum anderen aber schwang bereits die Forderung nach Eigenstaatlichkeit mit. 1989, im Jahr der Kassierung der Territorialautonomie des Kosovo durch die serbische Republikführung, trat der letztgenannte Aspekt der "Kosova Republika!"-Forderung in den Vordergrund, um 1992 zum gemeinsamen Ziel aller politischen Kräfte im Kosovo zu werden. Entsprechend kämpfte die Armee zur Befreiung Kosovos (UÇK) in den beiden Kriegsrunden von 1998 und 1999 explizit für die Herauslösung des Kosovo in seinen bis dahin innerserbischen Verwaltungsgrenzen aus der serbisch-montenegrinischen Föderation sowie für seine staatliche Unabhängigkeit. Weiterreichende politische Konzepte wie eine Vereinigung mit der Republik Albanien und/oder einen Zusammenschluss des Kosovo mit den mehrheitlich albanisch besiedelten Gebieten Montenegros, Serbiens und Makedoniens schrieb man nicht aufs Panier: Kosovo war der Punkt 1 der Tagesordnung, alles andere cura posterior. Daran änderte sich auch nach der überraschenden Kapitulation der Armee Jugoslawiens und der Truppen des serbischen Innenministeriums im Juni 1999 zunächst nichts: Sowohl aus der Sicht der gemäßigten Parteien des Kosovo mit der Demokratischen Liga des Kosovo (LDK) Ibrahim Rugovas an der Spitze als auch der partiell entwaffneten und teils demobilisierten, teils in Kosovo Protection Corps (TMK) und Kosovo Police Service (KPS) übergeleiteten UÇK galt es nun, das UN-Protektoratsgebiet in die Selbstständigkeit zu überführen und die diplomatische Anerkennung des neu zu schaffenden Staates seitens internationaler Organisationen, Großmächte und Nachbarstaaten zu erreichen. Entsprechende Programme gaben sich auch die beiden politischen Nachfolgeorganisationen der UÇK, die Partei des demokratischen Fortschritts in Kosovo (PPDK) Hashim Thaçis und die Allianz für die Zukunft Kosovos (AAK) Ramush Haradinajs. "Großalbanische" Rhetorik hielt man dabei aus mehreren Gründen für unzweckmäßig: Zum einen war man sich der abschreckenden Wirkung des Pan-Albanismus auf internationaler Ebene bewusst, zum anderen sprachen auch ganz konkrete Gründe dagegen. Denn das 1997 regelrecht kollabierte Albanien war zu keiner "nationalen" Außenpolitik fähig, und angesichts der im Sommer 1999 mitnichten gebannten Gefahr einer militärischen Revanche Belgrads hatte die kosovoalbanische politische Führung starkes Interesse an guten Beziehungen sowohl zu Montenegro als auch zu Makedonien, in deren Regierungen jeweils albanische Parteien vertreten waren. Im montenegrinischen Fall spielte und spielt auch die indirekte Unterstützung Prishtinas für die zentrifugalen Tendenzen in dieser jugoslawischen Teilrepublik eine Rolle, da man sich von einem Zerfall der Restförderation positive Wirkungen auf das eigene Streben nach Unabhängigkeit verspricht.

Neben dem politischen Mainstream der Kosovoalbaner gab es aber vor allem in der kosovoalbanischen Arbeits- und Politemigration immer auch radikale Gruppen, die panalbanische Ideen propagierten. Im Zentrum stand dabei ein sämtliche Albaner des Balkans unter einem staatlichen Dach vereinigendes "Großalbanien". Doch während der ersten Runde des Kosovo-Krieges im Frühjahr und Sommer 1998 tauchte auch die Parole eines "Groß-Kosovo" auf. So beschrieb etwa Jashar Salihu, der Vorsitzende des kosovoalbanischen Homeland Calling Fund, der in der Diaspora Spendengelder für die UÇK sammelte, auf einer Pressekonferenz im Juli 1998 in London seine Vision von "Groß-Kosovo" wie folgt: "Kosovo beginnt in Bar in Montenegro und endet in Bitola in Makedonien. Es ist uns egal, was Amerika und England darüber denken. Es ist uns egal, was Clinton und andere Teufel darüber denken! Wir werden die Wahrheit sagen!" Was zunächst die unmaßgebliche Äußerung einer politischen Randfigur war, sollte sich nach dem "Sieg" der UÇK in der zweiten Kriegsrunde unvergleichlich gewichtiger ausnehmen.

"Ost-Kosovo"

Der all-kosovarische Konsens bezüglich einer Kooperation mit der United Nations Mission in Kosovo (UNMIK) und der Kosovo Force (KFOR) begann bereits ein halbes Jahr nach dem Einmarsch von NATO-Truppen und UÇK in Prishtina zu bröckeln. Hintergrund war der heftige klandestine Machtkampf zwischen Vertretern der älteren Generation gemäßigter Pazifisten um die LDK und meist jüngeren Radikalen um die UÇK-Tarn- und Nachfolgeorganisationen sowie der gleichfalls interne, zum Teil blutig ausgetragene Streit innerhalb des radikalen Lagers zwischen Politikern und Militanten. Denn neben den Teilen der UÇK, die im Zuge ihrer förmlichen Demobilisierung am 20. September 1999 in den genannten "offiziellen" Parteien und Institutionen PPDK, AAK und TDK aufgingen, tauchte ein anderer Teil, der sich jetzt Albanische Nationale Armee (AKSh) nannte, erneut in die Illegalität ab. Auslöser war der eskalierende Konflikt in und um die Stadt Mitrovica, der serbischen Hochburg im Norden des Kosovo: Je deutlicher die Teilung der Stadt wurde, desto attraktiver erschien der demobilisierten UÇK-Führung der Plan eines serbisch-albanischen Gebietstausches bei Änderung der nun internationalisierten Außengrenzen des Kosovo: "Ost-Kosovo", also die beiden mehrheitlich albanisch besiedelten Regionen im Südwesten Serbiens, um den Ort Medvedja einerseits sowie um die Städte Bujanovac und Preševo an der Autoput- und Bahnstrecke Belgrad-Skopje-Athen andererseits, sollte gegen Nord-Kosovo mit den Gemeindebezirken Zveçan und Leposaviq sowie Teilen von Mitrovica getauscht werden.

Diese Überlegungen veranlassten Extremisten im UÇK-Umfeld Ende Januar 2000 dazu, im Süden der fünf Kilometer tiefen entmilitarisierten Bodensicherheitszone (Ground Safety Zone) im serbischen Grenzgebiet zu Kosovo eine Armee zur Befreiung von Preševo, Medvedja und Bujanovac (UÇPMB) zu gründen und mit dieser Truppe "befreite Gebiete" zu schaffen. Unter US-amerikanischem Druck setzte jedoch Hashim Thaçi am 24. März 2000 durch, dass die UÇPMB dem bewaffneten Kampf gegen Serbien förmlich abschwor. Künftig sollte ein "Politischer Rat für Ost-Kosovo" mit friedlichen Mitteln für die "Befreiung", also den Anschluss der Region an Kosovo, kämpfen. An dieses Abkommen fühlte sich indes nur ein Teil der UÇPMB-Aktivisten gebunden. Der andere Teil kooperierte von nun an eng mit der besagten Armee zur Nationalen Befreiung – abgekürzt ebenfalls UÇK und im Folgenden daher als "UÇK II" bezeichnet –, die vom Herbst 1999 an im Grenzgebiet Makedoniens zum Kosovo, der so genannten "Zweiten Operativen Zone" der UÇK im Kosovo-Krieg, Anschläge verübte.

Eine virtuelle Staatsgrenze

Die Zusammenarbeit der beiden UÇK-Nachfolgeorganisationen UÇPMB im serbischen "Ost-Kosovo" und UÇK II im makedonischen "Süd-Kosovo" wurde durch zwei Besonderheiten der Grenzregime im Dreiländereck zwischen Jugoslawien, Makedonien und dem UN-Protektoratsgebiet stark erleichtert. Dabei handelte es sich zum einen um den Umstand, dass ein fünf Kilometer langer Abschnitt der jugoslawisch-makedonischen Grenze beim Berg Crni vrh bis zum März 2001 der Kontrolle durch jugoslawische Grenztruppen entzogen war, da er zur besagten Sicherheitszone gehörte. Zum anderen stellte (und stellt) die gesamte Nordgrenze Makedoniens zu Jugoslawien und zum internationalen Protektoratsgebiet von 1991 an bis heute auf weiten Strecken ein Niemandsland von bis zu einem und mehr Kilometern Breite dar. Der Verlauf dieser vormals innerjugoslawischen Verwaltungsgrenze ist zwar Anfang 2001 im Detail durchgängig festgelegt worden, doch im Terrain noch immer nicht markiert. Die Gründe hierfür sind verschiedener Art: An erster Stelle ist zu nennen, dass der Grenzverlauf nur partiell katastermäßig erfasst, streckenweise lediglich durch Beschreibungen des Typus "Von den drei Buchen bis zur Quelle des Baches" angedeutet ist. Hinzu kommt, dass die Staatswerdung der Republik Makedonien 1991 nicht zur völkerrechtlichen Anerkennung durch die benachbarte SFRJ (bzw. ab April 1992: Bundesrepublik Jugoslawien) geführt hat, folglich keine bilaterale Grenzkommission zur Festlegung der Grenzlinie eingesetzt wurde. Daran änderte sich auch nach der Anerkennung Skopjes durch Belgrad im April 1996 nicht viel. UNMIK schließlich fühlte sich zur Markierung der Grenze des Protektoratsgebiets zu Makedonien nicht berufen, da die UN-Sicherheitsratsresolution 1244 vom 10. Juni 1999 lediglich von Grenzkontrolle, nicht von Grenzfestlegung sprach. Zwar wurde Anfang 2000 eine jugoslawisch-makedonische Grenzkommission gebildet, doch bis zum Beginn des Jahres 2001 waren von 330 Kilometern Grenzverlauf erst ganze acht festgelegt. Entsprechend war die gesamte Dekade 1991 bis 2001 hindurch die makedonische Grenze ein Quell ständiger Unsicherheit und Ursache gravierender Grenzzwischenfälle.

Wenn diese labile Situation dennoch erst vom Jahr 2000 an von einem militärischen und sicherheitspolitischen zu einem innenpolitischen Problem für Makedonien wurde, dann lag dies daran, dass die Nordgrenze samt einem Teil der Westgrenze des Landes von Anfang 1992 an bis zum Beginn des Jahres 1999 nicht von makedonischer Polizei und Armee, sondern vom makedonischen UNPROFOR-Kontingent (von 1995 an: United Nations Preventive Deployment Force – UNPREDEP) patrouilliert wurde. Der von China im März 1999 als Reaktion auf die makedonische Anerkennung Taiwans im UN-Sicherheitsrat erzwungene Abzug der Blauhelme aus Makedonien führte zum Entstehen eines regelrechten Vakuums im äußersten Norden des Landes, da makedonische Grenztruppen und Polizei die UNPREDEP-Infrastruktur nicht übernahmen, also nicht an die mutmaßliche Grenzlinie vorrückten. Der Grund hierfür war, dass die der größten Regierungspartei – Innere Makedonische Revolutionäre Organisation/Demokratische Partei der Makedonischen Nationalen Einheit (VMRO-DPMNE) – angehörende Innenministerin Dosta Dimovska sich an ein Gentleman’s Agreement mit dem Koalitionspartner, der Demokratischen Partei der Albaner (DPA) mit Arbën Xhaferi an der Spitze, hielt. Diese informelle Übereinkunft von Ende 1998 besagte, dass DPA-Vize Menduh Thaçi den über die beiden Grenzübergänge von Makedonien nach Kosovo sowie über die grüne Grenze gehenden Schleichhandel fiskalisch abschöpfen oder selbst betreiben durfte. Dass also vom März 1999 an das Grenzgebiet einschließlich großer Dörfer rechtsfreie Räume waren, hatte bereits die "alte" UÇK genutzt. Nun kam dieser Umstand der UÇK II zugute, die überdies davon profitierte, dass auch das ab Juni 1999 auf der anderen Seite der Grenzzone stationierte US-amerikanische KFOR-Kontingent unkontrollierten Waren- und Personenverkehr vom makedonischen Tanuševci in den Kosovo-Marktflecken Viti (serbisch: Vitina) zuließ. Für die Guerilla war daher das Einsickern in das Grenzgebiet ebenso einfach wie die Absicherung neuen Einflussbereichs zum Landesinneren hin durch Panzerminen, und entsprechend kam es im Zeitraum April bis September 2000 zu einer Reihe von schweren Zwischenfällen. Die militanten Radikalen im Kosovo bauten also neben dem Südabschnitt der Sicherheitszone auch die Grenzzone im Norden Makedoniens zu ihrem Einfluss-, Rückzugs- und Schonraum aus, in dem sie Waffen-, Munitions- und Ausrüstungsvorräte anlegen, militärische Ausbildungsprogramme absolvieren, Logistik aufbauen und Führungsstrukturen ausbilden konnten. Je länger die Ungewissheit über den künftigen Status des Kosovo andauerte, je größer die Friktionen zwischen der teildemobilisierten "alten" UÇK auf der einen sowie LDK, Kosovoserben, UNMIK und KFOR auf der anderen Seite wurden, desto größer wurden im Kosovo sowie in der Sicherheitszone und in Makedonien personeller Zulauf, finanzielle Unterstützung und politische Sympathien für die gewaltbereite Guerilla.

Wendepunkte 2000

Im Sommer und Herbst 2000 traten eine Reihe von Ereignissen ein, die seitens der Radikalen im Kosovo sowie vor allem von UÇPMB und UÇK II als Bedrohung gedeutet und entsprechend militant beantwortet wurden:

– Auf den ersten Blick wenig spektakulär, in seinem Symbolgehalt aber kaum zu überschätzen war das am 25. Juli 2000 im makedonischen Parlament verabschiedete neue Gesetz über Hochschulbildung, machte es nach Jahren der Konfrontation samt etlicher Todesopfer den Weg frei für einen Kompromiss in der Frage einer albanisch(sprachig)en Universität in Makedonien. In Form der Gründung einer privaten, international finanzierten und dreisprachigen "South East European University at Tetovo" unter der Schirmherrschaft des OSZE-Hochkommissars für Nationale Minderheiten und der Europäischen Kommission wurde dieser Kompromiss am 19. Dezember 2000 mit der in Skopje mitregierenden DPA festgezurrt. Damit steuerte die seit 1995 schwelende ”Universitätsfrage” auf eine Teillösung zu – bei Marginalisierung der 1994 gegründeten ”illegalen” albanischen Universität im Tetovo-Stadtteil Mala Recica, die eine Hochburg der Radikalen darstellt.

– Einem regelrechten Schock für die gesamte albanische Öffentlichkeit des Kosovo kam die überschwänglich positive Reaktion der Staatengemeinschaft auf den Regierungswechsel vom 5. Oktober 2000 in Belgrad gleich: Nicht nur dass das Thema Kosovo nun auf der internationalen Balkan-Agenda vom ersten Platz nach hinten rutschte, wurde in Prishtina als bedrohlich empfunden, sondern vor allem der Wegfall des transatlantischen Solidarisierungsfaktors Miloševic.

– Gleich die nächste Schockwelle erreichte den radikalen Teil der Kosovoalbaner mit den Kommunalwahlen in Kosovo vom 28. Oktober 2000, die in einem deutlichen Sieg der Gemäßigten um Rugovas LDK resultierten. Diese politische Niederlage erhöhte die Bereitschaft zur Rückkehr zur Gewalttaktik deutlich.

– Nicht zu unterschätzen ist auch die Auswirkung der US-Präsidentenwahl vom 7. November 2000, die nach Wochen wahlrechtlicher Blockade und Aufbau einer neuen Administration in einer balkanpolitischen Passivierung Washingtons resultierte. Der direkte Draht ins State Department, dessen sich die UÇK-Ableger, sei es zu Recht, sei es zu Unrecht, rühmten, riss nun ab. Dies bedeutete zugleich, dass eine Disziplinierung der Militanten, wie noch im März 2000 im Falle der UÇPMB von den USA durchgesetzt, von nun an schwierig, wenn nicht gar unmöglich war.

Von Ende November 2000 an führten die multiplen Frustrationen der Radikalen im Kosovo zu einer Reaktivierung der UÇPMB in der Sicherheitszone. "Wir können auch wieder anders!" und "Der Kampf geht weiter!" waren die Botschaften an die Staatengemeinschaft, die in der neuerlichen Schaffung "befreiter Gebiete" in "Ost-Kosovo" steckte.

Die Rückkehr der Armee Jugoslawiens in den Süden der Sicherheitszone

Mit ihrer neuerlichen Taktik der Zurückdrängung jugoslawischer Sicherheitskräfte aus der Sicherheitszone im Winter 2000/01 hatte die UÇPMB die Rechnung allerdings ohne den Wirt gemacht, hieß dieser jetzt nicht mehr Miloševiæ sondern Koštunica beziehungsweise Djindjic. In einer flexiblen Doppelstrategie beorderte der stellvertretende serbische Regierungschef Nebojša Covic die Polizeikräfte weitgehend aus der Sicherheitszone ab und unternahm zeitgleich mit diplomatischen Mitteln den Versuch einer Modifizierung des militärisch-technischen Abkommens mit der NATO in Kumanovo vom 9. Juni 1999. Die praktisch-operative Kooperation, die sich seit Oktober 2000 zwischen KFOR auf der einen Seite der Sicherheitszone und Armee Jugoslawiens wie serbischer Polizei auf der anderen entwickelt hatte, nahm nun auch politische Qualität an. Anschläge der UÇPMB auf Serben zwangen die NATO zu handeln. Da es dem als Vermittler eingesetzten Sondergesandten Pieter Feith nicht gelang, die UÇPMB zum Einlenken zu bewegen, beschloss der NATO-Rat am 8. März 2001, jugoslawischen Truppen das Einrücken in den 25 Quadratkilometer großen Südteil der Sicherheitszone (Sector C East) zu gestatten und Belgrad die Kontrolle der Grenze sowohl zu Kosovo wie zu Makedonien zu ermöglichen. Die Wirkung auf die UÇPMB war im Wortsinne durchschlagend: Sie unterzeichnete einen Waffenstillstand mit Verzicht auf Gewaltanwendung. Ausschlaggebend für den NATO-Beschluss und für das Abkommen mit Belgrad war neben der akuten Spannung in der Sicherheitszone dabei die Ausweitung der Guerillaaktivität auf Nord-Makedonien, hier auf die Gegend um das Grenzdorf Tanuševci.

"Drôle de guerre" in Makedonien

Sowohl die Einengung des Handlungsspielraums in der Sicherheitszone als auch eine deutliche Annäherung zwischen Belgrad und Skopje hatten der kosovoalbanischen Guerilla einen Wechsel nach Nord-Makedonien geraten erscheinen lassen. Denn in der zweiten Januar-Hälfte einigten sich Jugoslawien und Makedonien in der bilateralen Grenzkommission auf die Festlegung der Grenzlinie zu Kosovo, was aus kosovoalbanischer Sicht den Verlauf der Südgrenze eines künftig unabhängigen Kosovo präjudizierte und somit einer Provokation gleichkam. Zugleich entfiel in derselben Perspektive nun die raison d’être der multiethnischen, aus konservativ-makedonischen und konservativ-albanischen Parteien bestehenden Regierungskoalition in Skopje, nämlich die gemeinsame antiserbische Frontstellung. Hinzu kam die Kritik, dass Staat und Mehrheitsbevölkerung Makedoniens in den zehn Jahren der Unabhängigkeit die schwierige Aufgabe einer Integration der Albaner in den politischen Prozess, gar in den öffentlichen Dienst, also ihre Aufwertung von geduldeten Staatsangehörigen zu wenn nicht geschätzten, so doch wenigstens akzeptierten Staatsbürgern verschleppt hatten. Und schließlich stieß auch die Praxis der bi-ethnischen Koalitionsregierung, Mitgliedern des Parteiestablishment von VMRO-DPMNE und DPA mittels ökonomischen Kuhhandels wechselseitig lukrative Pfründe zu sichern, auf moralisch oder patriotisch begründete Ablehnung.

Gewaltförmigen Ausdruck fand dieses Umdenken in einer Reihe von blutigen Zwischenfällen seit dem Januar 2001. Zu einem schweren Zwischenfall kam es dann am 4. März, als drei makedonische Polizisten durch eine von der Guerilla gelegte Panzermine ums Leben kamen. Die US-amerikanischen KFOR-Einheiten in dem nur wenige hundert Meter von Tanuševci entfernten Weiler Mijak verhielten sich überwiegend passiv. Erst am 7. März griffen sie in die Kämpfe ein und rückten auf Tanuševci vor. Allerdings setzten sie die dort angetroffenen Guerillas nicht fest, sondern ließen deren Rückzug ins Innere Makedoniens zu, was diesen die Neuformierung samt Verlegung des Aktionsgebietes in die Nähe der zu 85 Prozent von Albanern bewohnten und mit 100000 Einwohnern zweitgrößten makedonischen Stadt Tetovo ermöglichte. Am 12. März, dem Tag der Abkommen von Konculj und Medare über ”Ost-Kosovo”, hatten makedonische Sicherheitskräfte Tanuševci unter Kontrolle gebracht.

Der Tropfen, der aus der Sicht der albanischen Guerilla das Fass zum Überlaufen brachte, war von den internationalen Medien nahezu unbemerkt geblieben: Am 23. Februar 2001 unterzeichneten der jugoslawische und der makedonische Präsident am Rande eines Südosteuropa-Gipfels in Skopje die im Januar getroffene Vereinbarung zur Festlegung der gemeinsamen Grenze – und zwar sowohl in ihrem südserbischen als auch ihrem kosovarischen Verlauf. Ziel dieser Übereinkunft, die vom UN-Sicherheitsrat explizit begrüßt wurde, war es, den illegalen Grenzübertritt zu erschweren sowie den beschriebenen Niemandslandsstreifen zu beseitigen. Um die Mittagszeit des 14. März – dem Tag des Einrückens jugoslawischer Einheiten in die Sicherheitszone – feuerten in Tetovo während einer von dem Abgeordneten Kastriot Haxhirexha angemeldeten und von mehreren Tausend jugendlichen Albanern besuchten Demonstration mit dem Motto "Gegen den makedonischen Staatsterror!" UÇK-II-Guerillas Gewehrsalven von den nordwestlich der Stadt gelegenen Hügeln. Was in den folgenden Tagen von den internationalen Medien zum Beginn eines ethnischen Bürgerkriegs hochgeschrieben wurde, erwies sich zunächst als drôle de guerre, also als "Sitzkrieg", gar als Farce. Ein neutraler Beobachter des interethnischen Verhältnisses im Lande, der langjährige Direktor des makedonischen Büros der Nichtregierungsorganisation Search for Common Ground, Eran Fraenkel, warnte daher frühzeitig davor, dass unverantwortliche Berichterstattung internationaler Medien mehr Gewalt provozieren könne als die UÇK II selbst.

Zwar benötigten Armee und Sonderpolizei Makedoniens etliche Tage, um Panzer wie Artillerie nach Tetovo zu verlegen, doch trieben sie in einer vom 18. bis zum 26. März anhaltenden Offensive die Guerilla teils in den äußersten Norden Makedoniens, teils über das Šar-Gebirge ins Kosovo. Dabei legten sich beide Seiten unverkennbar Zurückhaltung auf, sodass es nur ausnahmsweise zu Todesopfern beziehungsweise Verletzten, kaum auch zu Sachschäden, kam – ein gravierender Unterschied zum Konfliktverlauf im Kosovo der Jahre 1998 bis 1999. Nachdem Widerstandsnester auf makedonischen Territorium um das Dorf Gracani ausgehoben waren, hatten die Sicherheitskräfte Anfang April die Kontrolle über das Staatsgebiet weitgehend wieder hergestellt. Eine parallele Entwicklung fand im serbisch-kosovarischen Grenzgebiet statt, wo am 25. März die Armee Jugoslawiens jetzt auch in den Südteil des ungefähr 40 km langen Sector B der Sicherheitszone zurückkehrte.

Makedonischer Zick-Zack-Kurs

Eine neue Qualität gewann die Konfrontation zwischen der sich reorganisierenden UÇK II und Sicherheitskräften in Makedonien am 28. April, als ein Minenräumzug der Armee Makedoniens im Grenzgebiet bei Tetovo in einen Hinterhalt der Rebellen geriet. Die Beerdigung von vier der Opfer bei Bitola am 1. Mai löste in den beiden darauf folgenden Nächten pogromartige Ausschreitungen gegen albanische Läden und Lokale im Zentrum der Stadt aus. Im Anschluss an die Militäraktion bei Tetovo verlegte die UÇK II ihre Operationen in das Dreiländereck Makedonien-Kosovo-Serbien, wo sie auf makedonischer Seite ein ”befreites Gebiet” um die Dörfer Lipkovo, Slupcane und Vaksince nordöstlich der multiethnischen, von Serben, Roma, Albanern und Makedoniern bewohnten Stadt Kumanovo proklamierte. Die unter starkem internationalem Druck am 13. Mai schließlich erfolgte Bildung einer Allparteienregierung in Skopje mit dem Ziel, einen Burgfrieden samt Verfassungsänderung zu erreichen, entspannte die Lage allerdings deutlich. Albanischerseits gehört seitdem neben der DPA auch die PDP der Regierung an, makedonischerseits zusätzlich zur VMRO-DPMNE auch der große "Sozialdemokratische Bund Makedoniens" (SDSM) des ehemaligen Ministerpräsidenten Branko Crvenkovski. Der "interethnische Dialog", den DPA-Chef Xhaferi im März eingefordert und den Präsident Boris Trajkovski im April in Form eines runden Tisches initiiert hatte, konnte nun parallel am Kabinettstisch stattfinden. Positive Spillover-Effekte aus Richtung Kosovo hatten diesbezüglich am 14. Mai die Verkündung des Datums der ersten Parlamentswahlen im Protektoratsgebiet am 17. November 2001 durch UNMIK-Chef Per Haekkerup sowie wiederum einen Tag später dessen Vorstellung eines "Verfassungsrahmens für vorübergehende Selbstregierung" des Kosovo zur Folge, dem alle wichtigen politischen Faktoren in Prishtina zustimmten.

Allerdings zeigte sich nun immer deutlicher, dass Premierminister Ljubco Georgievski und seine VMRO-DPMNE sich unter dem militärischen Druck der UÇK einerseits und dem diplomatischen der westlichen Vermittler andererseits zunehmend verhärteten: ”Der Westen”, so Georgievskis Vorwurf, wolle die "albanischen Terroristen" durch Zugeständnisse der makedonischen Mehrheit "belohnen", ja, stecke mit ihnen gar unter einer Decke – eine Verschwörungstheorie, die sich binnen weniger Wochen zu einer self-fulfilling prophecy auswachsen sollte. Der Bruch des Waffenstillstands durch die makedonische Armee am 22. Mai, weiter die Übergabe auch des mittleren und nördlichen Teils des Sector B der Sicherheitszone an Belgrad am 24. sowie ein neuerliches makedonisches Pogrom gegen die Albaner Bitolas am 6. Juni bewogen die UÇK II, den Konflikt auf eine neue Eskalationsstufe zu heben: Am 8. Juni besetzten mehrere Hundert ihrer Kämpfer den Skopjoter Vorort Aracinovo (albanisch Haraçin) und trugen damit den Krieg – vorerst noch symbolisch – ins das Machtzentrum des Gegners. Der Ort liegt in unmittelbarer Nähe nicht nur der internationalen Autobahn- und Bahnstrecke Athen-Belgrad und der einzigen Raffinerie des Landes, sondern auch des Skopjoter Flughafen Petrovec, dem Nachschubdrehkreuz für KFOR. Entsprechend verstärkte die NATO ihren ohnehin hohen Vermittlungsdruck erneut und handelte mit dem makedonischen Präsidenten eine Vereinbarung über freies Geleit für den Abzug der UÇK II aus Aracinovo aus. Am 25. Juni eskortierte KFOR circa 400 UÇK-II- Rebellen in voller Bewaffnung und Uniform mit Bussen aus Aracinovo in das ”befreite Gebiet” bei Lipkovo. Der zunehmend größer werdende nationalistisch gesinnte Teil der makedonischen politischen Klasse wertete diese "Rettungsaktion" der NATO für ihre "Verbündeten" als ultimativen Beleg für die genannte Verschwörungstheorie. Allerdings saß der Schock des Auftauchens der UÇK II unmittelbar vor der Hauptstadt sowie des erneut unprofessionellen Agierens der eigenen Armee und Sonderpolizei so tief, dass sich Premierminister, Verteidigungsminister und Innenministerin – alle drei VMRO-DPNME-Mitglieder – ein weiteres Mal dem Druck der Staatengemeinschaft fügten. Daher konnte die NATO am 5. Juli einen diesmal unbefristeten Waffenstillstand vermitteln sowie mit Hilfe der EU und der USA auch den "interethnischen Dialog" neu beleben. Ob dieser Initiative Erfolg beschieden sein wird, ist ungewiss, zumal hinter den Kulissen ein heftiger Machtkampf zwischen dem auf eine militärische Lösung setzenden Regierungschef Georgievski und seinem für eine Verhandlungslösung optierenden Parteifreund im Präsidentenamt, Trajkovski, im Gange ist.

"Groß-Kosovo" – eine Zwischenbilanz

Das Ergebnis eines Jahres Kampf für "Groß-Kosovo" nimmt sich ambivalent aus: "Ost-Kosovo", also die Sektoren C-Ost und B der Bodensicherheitszone, sind verloren, da wieder unter der Kontrolle Belgrads, und die UÇPMB ist, wenn nicht zerschlagen, so doch in den Untergrund Kosovos oder nach Makedonien abgedrängt. Allerdings ist der Nimbus der UÇPMB deutlich gestärkt worden: Zum einen konnte sie ihre Aktionen unmittelbar unter den Augen von UNMIK planen und vorbereiten, sie über die von KFOR patrouillierten Grenze in die Sicherheitszone Serbien hineintragen sowie schließlich über dieselben Grenzen geordnet wieder zurückkehren. Zum anderen wurde die UÇPMB durch das Waffenstillstandsabkommen mit der KFOR in Konculj de facto als gleichberechtigter Kombattant anerkannt und damit legitimiert. Dem "Goliath" KFOR mit seinen über 40000 Mann, alle schwer bewaffneten, so die kosovo- beziehungsweise gesamtalbanische Binnensicht, ist es nicht gelungen, den "David" UÇPMB in seiner Beweglichkeit einzuschränken, geschweige denn, ihn zu kontrollieren. Dazu bedurfte es vielmehr hochrangiger NATO-Vermittlung, welche die Rebellen "auf gleicher Augenhöhe" angenommen und der sie sich schließlich aus "Staatsräson" gefügt haben. "Im Felde unbesiegt", so diese Perspektive, hat sich die UÇPMB also auch politisch bewährt und als rationaler "Partner der NATO" erwiesen.

Ähnlich die Lage in Makedonien, wo NATO, EU und OSZE – ungeachtet anders lautender Erklärungen – die UÇK II spätestens seit dem Mai 2001 de facto ebenfalls als Verhandlungspartner akzeptiert und damit zumindest partiell legitimiert haben. Entsprechend ist auch das Prestige dieser Guerillaformation sprunghaft gestiegen, wobei das umsichtige Agieren ihres "Politischen Direktors" Ali Ahmeti wohl ausschlaggebend war. Doch anders als in der Sicherheitszone ist in Makedonien die von den Rebellen inszenierte Krise nicht beigelegt. Ja, selbst nach vier Monaten bewaffneten Konflikts in Makedonien bleiben für den Verhandlungsprozess, gar für eine Verhandlungslösung zentrale Fragen unbeantwortet: Was sind die eigentlichen Ziele der UÇK II – "bloß" innere Selbstbestimmung oder doch Sezession? – und ist sie mit ihrem Aufruf zu einer levée en masse gescheitert oder steht sie im Gegenteil kurz vor einem entscheidenden Durchbruch? Die Krise in Makedonien zeigt aber auch, dass im "zivilen" Bereich beiden politischen Elitengruppierungen – DPA und PDP auf der einen, VMRO-DPMNE und SDSM auf der anderen – die Definitionsmacht in ihrer jeweiligen Teilgesellschaft sukzessive entgleitet. Dies kommt nicht nur den Extremisten im albanischen Lager, sondern auch den Radikalen im makedonischen zugute. Den Letztgenannten war durch den Wahlsieg der VMRO-DPMNE 1998 der Resonanzboden abhanden gekommen, doch die Plünderungen von Bitola und der Anschlag von Skopje im Mai 2001 belegen, dass ethnisch, kulturell, religiös sowie rassistisch argumentierende Populisten Oberwasser erhalten. Auch haben sich bereits nach serbischem Vorbild großmakedonisch orientierte paramilitärische Gruppen wie die "Tiger", die "Löwen" und der "Graue Vogel" gebildet.

Nicht gelungen ist UÇPMB und UÇK II bislang, den aktiven Rückhalt der albanischen politischen Klasse Kosovos, Makedoniens, Serbiens, Montenegros oder gar Albaniens zu gewinnen. Vielmehr haben sämtliche albanischen politischen Faktoren auf dem Balkan sowie die große Mehrheit der Medien öffentlich negativ auf die Guerillastrategie und das "Groß-Kosovo"-Programm reagiert. Nicht nur die LDK-Anhänger um Rugova, sondern auch die Mehrzahl der Post-UÇK-Sympathisanten um Thaçi und Haradinaj haben aktiv an der Eindämmung der Eskalation in der Sicherheitszone mitgewirkt und die Gewaltstrategie der UÇK II in Makedonien abgelehnt; Ähnliches gilt für die beiden großen politischen Lager Albaniens, die beide auf NATO und EU, nicht hingegen auf Pan-Albanismus setzen; und die beiden großen albanischen Parteien Makedoniens haben das gewaltsame Vorgehen der UÇK II – ungeachtet allfälliger Sympathien ihrer eigenen Mitglieder – mehrfach scharf verurteilt. Doch ist das, wie gesagt, die Oberfläche. Wie hoch der Grad der Zustimmung unterhalb der Ebene der Eliten ist, lässt sich nur vermuten.

Bilanzierend ist festzustellen, dass den Propagandisten des "Groß-Kosovo"-Konzepts in den beiden Jahren seit Errichtung des Protektorats zwar nicht der politisch-militärische Durchbruch gelungen ist, sie aber doch einen beachtlichen Gewinn and Prestige, in Makedonien auch an Terrain erzielt haben. Sie sind damit zum wichtigsten außerparlamentarischen Faktor unter den post-jugoslawischen Albanern geworden – ein Faktor, der im Eskalationsfall zum dominierenden werden könnte. Aus der Sicht der UÇK-Epigonen wichtigste Voraussetzung für eine umfassende Polarisierung, Radikalisierung und ultimative Mobilisierung ihrer Zielgruppen ist das Offenhalten der Statusfrage Kosovos: Je länger diese offen bleibt, je größer die Unzufriedenheit der Albaner im Kosovo wird, desto größer sind Rekrutierungspotenzial, politischer Rückhalt sowie in den Nachbarstaaten Resonanz für die Gewaltstrategen. Jedes Hinausschieben einer Entscheidung über den zukünftigen völkerrechtlichen Status Kosovos birgt daher ein großes Risiko für die 1999 angeschobene Stabilisierung Südosteuropas, ja kann zur Umkehrung dieses Prozesses führen. Um den Status zur regeln, muss aber zunächst der Verhandlungsrahmen, innerhalb dessen die Statusfrage behandelt werden kann, gezimmert werden. Ist das geschafft, besteht begründete Aussicht darauf, dass sich der Weg zu einer einvernehmlichen Verhandlungslösung als das eigentliche Ziel entpuppt. Im Prozess des Verhandelns liegt folglich die Chance zu nachhaltigem Interessenausgleich – nicht bloß im Gegenüberstellen des jeweils präferierten Ergebnisses. Das Zimmern des Rahmens obliegt der Staatengemeinschaft, das Verhandeln den legitimierten Vertretern der Konfliktparteien. Deren gemeinsames post-jugoslawisches Erbe, das sich im "Groß-Kosovo"-Programm in ebenso spezifischer wie fataler Weise verdichtet hat, könnte dabei ausnahmsweise positive Wirkung haben.

(1) Der Beitrag knüpft an den in Heft 12/1999 der Kommune veröffentlichten Artikel "Kommunizierende Röhren: Makedonien, die albanische Frage und der Kosovo-Konflikt" des Verfassers an und geht auf Vorarbeiten im Rahmen der "Task Force Jugoslawien" von der Bertelsmann Stiftung, dem Centrum für angewandte Politikforschung (CAP) und dem Planungsstab des Auswärtigen Amtes beziehungsweise des Militärwissenschaftlichen Büros im österreichischen Bundesministerium für Landesverteidigung zurück.

LITERATUR

Daftary, Farimah: Testing Macedonia. ECMI Brief # 4 (May 2001). URL http://www.ecmi.de

International Crisis Group: The Macedonian Question: Reform or Rebellion, Skopje, Brussels, 5 April 2001 (= ICG Balkans Report 109)

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